Ursula Stenzel sieht sich als Joe Biden der Wiener Innenstadt
Würde sie es tatsächlich schaffen, den Posten des Bezirksvorstehers Innere Stadt zurückzuerobern, wäre sie beim nächsten regulären Wahltermin 80 Jahre alt. Ursula Stenzel, FPÖ-Spitzenkandidatin für den 1. Bezirk, schreckt diese Vorstellung nicht: „Das Alter ist kein Kriterium“, betont die derzeitige FP-Stadträtin. „Joe Biden ist sogar drei Jahre älter als ich. Und er traut sich sogar zu, US-Präsident zu werden.“
Solche Ambitionen lässt Ursula Stenzel bei der Präsentation ihres Programms für die Innere Stadt nicht durchblitzen, die passenderweise am Dienstag just an ihrem 75. Geburtstag angesetzt wurde. Wobei die sonst so wortgewandte und streitbare Ex-Bezirksvorsteherin zu ihren inhaltlichen Vorstellungen eher wortkarg und unkonkret blieb: Die City dürfe keine Geisterstadt werden, sondern müsse ein lebenswertes Zentrum bleiben. Ersteres drohe, weil aufgrund der Corona-Pandemie so viel Angst geschürt werde.
Gegen Partys am Donaukanal
Wobei lebenswert bei Stenzel nicht gleichbedeutend mit übertriebener Lebendigkeit ist: „Es darf jetzt wegen Corona keine wilde Partyszene entstehen, wie wir es am Donaukanal schon erleben. Mit Bier-Schwarzmarkthandel und Drogenhandel.“
Thema Nummer eins ist aber auch im 1. Bezirk der Verkehr. Zuletzt sorgten Pläne für eine mehr oder weniger autofreie Innenstadt für heftige Kontroversen. „Ich bin für eine Verkehrsberuhigung, aber dagegen, den Bezirk unter Quarantäne zu stellen“, so Stenzel. Ihrem Nachfolger Markus Figl (ÖVP) wirft sie beim Verkehrsthema Wankelmut vor: „Erst werden die Bewohner-Parkzonen abgeschafft, kurz vor der Wahl führt er sie wieder ein. Die Frage ist, für wie lange? Worauf können sich die Innenstadt-Bewohner bei ihm verlassen?“
Stärker werden
Vage bleibt Stenzel auch bei ihrem Wahlziel: „Wir wollen stärker und eine bestimmende Kraft im Bezirk werden“, sagt sie. Nachsatz: „Vor fünf Jahren ist es mit mir als Spitzenkandidatin gelungen, die Mandatszahl der FPÖ in der Innenstadt zu verdoppeln.“
Eigentlich hatte Stenzel im Frühjahr angekündigt, sich nach der Wahl aus der Politik zurückzuziehen. „Aber schon Adenauer hat gemeint, dass man über Nacht klüger werden kann“, sagt sie jetzt und kann sich mittlerweile sogar vorstellen, ab Oktober als Bezirksrätin weiterzumachen, sollte es nichts mit dem Bezirksvorsteher-Job werden. „Warum nicht? Das ist auch eine wichtige Aufgabe.“
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