Ursula Stenzel geht noch einmal für die Blauen ins Rennen
Mit einer kleinen personellen Überraschung wartet die Wiener FPÖ auf. Ursula Stenzel, derzeit noch blaue Stadträtin ohne Ressort, wird als FPÖ-Spitzenkandidatin für den 1. Bezirk in den Wahlkampf ziehen. Das gab die FPÖ am Freitag bekannt.
Die 75-jährige Stenzel war bereits zwischen 2005 und 2015 Bezirksvorsteherin in der Inneren Stadt. Damals allerdings noch für die ÖVP. Als nicht mehr sie, sondern Markus Figl 2015 von der Partei als Spitzenkandidat aufgestellt wurde, wechselte sie als unabhängige Kandidatin zur FPÖ, was für erhebliches Aufsehen sorgte. In der Bezirkswahl unterlag sie jedoch Figl klar, worauf sie für die Blauen in den Gemeinderat einzog. 2016 wurde sie schließlich Stadträtin.
Einmal geht's noch: Stenzel tritt für die FPÖ bei der Wienwahl an
Kampf gegen die "Verkehrsquarantäne"
Erst im Mai hatte sie ihren Rückzug aus der Politik angekündigt, doch nun rückt sie noch einmal für den 1. Bezirk aus. Als Kampfansage gegen Figl und seine Verkehspolitik, wie es seitens der FPÖ heißt. "Es ist mir ein Herzensanliegen für die Innere Stadt zu arbeiten", erklärt sie nun vor Medien. Man könnte fast meinen, Stenzel rückt aus, um die Innenstadt zu retten. Denn der Bezirk brauche "eine Anwältin, die dafür arbeitet, die Innenstadtbewohner zu entlasten".
Ursula Stenzel wurde am 22. September 1945 geboren. Ihre Karriere begann sie 1972 als Redakteurin beim ORF. Bekanntheit erlangte sie ab 1975 als Moderatorin der „Zeit im Bild".
1996 wechselte sie für die ÖVP ins Europaralament und fungierte dort sogar als Delegationsleiterin.
2005 trat sie für die ÖVP bei den Bezirksvertretungswahlen in der Inneren Stadt an. Schon damals fiel sie mit markigen Sagern und ungewöhnlichen Ansichten auf. Sie zog gegen Punschstände, Straßenmusiker und den Silvesterpfad ins Feld. Zwei Mal wurde sie zur Bezirksvorsteherin gewählt.
2015 sprach sich die Bezirkspartei nicht für sie, sondern für Markus Figl als Spitzenkandidat aus. Daraufhin wechselte Stenzel als unabhängige Kandidatin zur FPÖ. Sie kandidtierte nicht nur bei der Gemeinderatswahl auf dem dritten Listenplatz, sondern ging auch als Spitzenkandidatin der FPÖ für die Bezirksvertretungswahl ins Rennen - als Konkurrentin zu Figl. Dort machte sie aber nur den dritten Platz, nahm ihr Mandat in der Bezirksvertretung nicht an und zog stattdessen für die FPÖ in den Gemeinderat ein.
2016 war Stenzel sogar als Kandidatin der FPÖ für die Bundespräsidentenwahl im Gespräch. Die Wahl fiel dann doch auf Norbert Hofer. Dafür folgte sie David Lasar als nicht amtsführende Stadträtin nach.
2019 sorgte Stenzel einmal mehr für Aufregung: Sie trat bei einer Kundgebung der rechtsextremen Identitären auf. Nach Protesten entschuldigte sie sich. Sie sei zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich "der Befreiung Wiens von den Türken 1683" eingeladen worden, gab sie bekannt. Einen Rücktritt schloss sie aus.
Im Mai 2020 gab Stenzel das Ausscheiden aus der Politik nach der Wien-Wahl am 11. Oktober bekannt. Nun will sie es noch einmal wissen.
Was die streitbare Stadträtin dazu bewogen hat, noch einmal zu kandidieren? Es ist das Projekt der autofreien Innenstadt von Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne), das Stenzel heftig kritisiert. Das Konzept, das die Stadträtin als "Verkehrsquarantäne" bezeichnet, sei unausgegoren, undurchdacht und verunsichere die Bevölkerung. Figl aber habe es "einfach geschluckt". "Dieser Bezirksvorsteher ist ein Handlanger der Grünen", poltert sie. "Ich will, dass sich die mehr als 16.000 Bewohner auf die Bezirksvorstehung verlassen können. Auf mich können sie sich verlassen", warb sie um Stimmen.
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Stenzel stand in der Vergangenheit bereits selbst mehrmals in der Kritik. Im Herbst 2019 sorgte ihr Auftritt bei einer Kundgebung der rechtsextremen Identitäten für massiven Protest. Der Aufforderung, als Stadträtin zurückzutreten, kam sie jedoch nicht nach.
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