Tipps für einen Sommer, wie noch nie? Wo sich Wien wie Urlaub anfühlt
Es wird ein komischer Anblick werden: Ein Sommer in Wien ohne Touristen aus aller Welt. Keine Schlangen vor dem Café Central, keine Touristenmassen am Stephansplatz, in Ruhe Gustav Klimts berühmten Kuss im Belvedere betrachten.
Normalerweise muss man sich den Sommer in Wien mit Millionen von auswärtigen Besuchern teilen. 2019 erreichte Wien mit mehr als 17 Millionen Nächtigungen erneut einen Rekord. Heuer wird man nicht annähernd an diese Zahl herankommen. Im Mai verbuchte der Wien Tourismus aufgrund der Corona-Krise ein Gästeminus von 97,5 Prozent. Und selbst in der Feriensaison befürchten die Hoteliers, dass viele Betten leer bleiben.
Auch viele Wiener werden diesen Sommer vermutlich in der Stadt bleiben. Der Urlaub daheim muss aber kein langweiliger werden. Immerhin bietet er die Möglichkeit, die eigene Stadt einmal so richtig kennenzulernen.
Es ist zwar nicht der ersehnte Relaxurlaub am Traumstrand oder die geplante Abenteuerreise. Aber auch die eigene Stadt hat einiges zu bieten. Bei einer Führung durch das eigene oder fremde Grätzel Neues erfahren, endlich einmal wirklich ins Open-Air-Kino gehen oder die Natur am Stadtrand erkunden.
Hier finden Sie alle Tipps für einen vielversprechenden Urlaub – auch wenn Sie ihn in Wien verbringen.
1. Für Musik- und Film-Fans
Festivalsommer wird es dieses Jahr zwar keiner werden – langweilig wird es dennoch nicht. Vieles findet in geänderter Form statt, wie etwa das Filmfestival am Rathausplatz. Dort gibt es heuer zwei getrennte Bereiche: Open-Air-Kino und Kulinarik. (4. Juli bis 6. September).
Das Donauinselfest wird heuer in vielen kleinen Häppchen serviert: An 80 Tagen sind 100 Acts in allen Bezirken geplant.
Das Lichterfest an der Alten Donau findet inklusive Foodtruck-Festival statt (1. August). Das Sommernachtskonzert in Schönbrunn ist auf den 18. September verschoben.
Open-Air-Kinos, etwa im Prater, das Kino am Dach oder das Kurzfilmfestival dotdotdot gehen ebenfalls in veränderter Form über die Bühne.
2. Für Wanderfüchse
Wer wieder einmal raus aus der Stadt und rein in die Natur möchte, hat in Wien zahlreiche Möglichkeiten. Zum Beispiel mit einigen der acht Stadtwanderwegen. Bei einem kann man ganz besonders weitläufige Natur erleben und das auch recht schnell: beim Stadtwanderweg 8.
Für die rund elf Kilometer lange Runde sollte man etwa drei Stunden einplanen. Start ist beim Hietzinger Stadtrand, über die Mostalm geht es hinauf zur Sophienalpe. Das Restaurant sperrte im September zwar zu, aber man kommt an zahlreichen Wiesen für ein Picknick vorbei.
Ist man zurück am Ausgangspunkt und noch motiviert, kann man über den Schwarzenbergpark nach Hernals spazieren. Ausgangspunkt: Postbus 450 zur Haltestelle Kasgraben, 1140.
3. Für Junggebliebene
Was für Paris das Disneyland, ist für Wien der Wurstelprater. Hier lässt sich im Riesenrad, in der Geisterbahn oder bei Bier und Stelze im Schweizerhaus zumindest für eine Weile der Alltag verdrängen – Urlaub machen quasi.
Um für Besucher attraktiv zu bleiben, haben die Schausteller in der Leopoldstadt zuletzt kräftig investiert. In die spektakuläre neue Hochbahn Rollerball zum Beispiel. Die Gäste fahren in Gondeln mit Blick in den Himmel senkrecht nach oben. Hinunter geht es dann in Schlangenlinien – und zwischendurch im freien Fall.
Ebenfalls für Mutige: die Achterbahn Euro-Coaster. Speziell für Kinder eignet sich der Star Tower, ein Mini-Ketten-Karussell. Wer sich lieber auf eine Zeitreise begeben möchte, kann dies mit Virtual-Reality-Brille in der Abenteuerbahn Dr. Archibald tun. Die Achterbahn G’sengte Sau und das Königreich der Eisenbahnen eröffnen im Juli.
Apropos Zeitreise: Den Böhmischen Prater auf dem Laaer Berg kennen viele Besucher schon aus ihrer Kindheit. Ein paar Attraktionen wie das älteste Holzkarussell Europas gab es schon damals. Andere kamen erst vor Kurzem dazu. Etwa das Laser-Labyrinth und das 5-D-Kino im Park Hrabalek.
Renoviert wurde zudem die längste Rutsche Österreichs (mit 35 Metern Länge), auf der vier Personen parallel nach unten flitzen können. Oder auch die Märcheneisenbahn und die Wasserbahn für Kleinkinder.
Das neue „Hutschn Bräu“ eröffnet voraussichtlich im September.
4. Für Luxusliebhaber
Einmal wie die Stars im Grand Hotel auf der Wiener Ringstraße nächtigen. Oder einen Cocktail mit Blick über Wien im Hotel SO/Vienna (ehemaliges Sofitel) am Schwedenplatz genießen. Mit der Aktion „Erlebe deine Stadt“ sollen Österreicher zu einem Besuch in Wien animiert werden. Und Wiener können dabei die eigene Stadt im Luxushotel erleben.
Eingecheckt werden kann in rund 40 noblen Wiener Hotels. Einziges Kriterium: Man muss in Österreich gemeldet sein. Gegen Vorlage eines Meldenachweises bekommen die Gäste die Zimmer mindestens 20 Prozent günstiger. Dabei kann aus vier Preiskategorien gewählt werden.
Die Pakete starten bei 199 Euro für zwei Personen und zwei Nächte. Um 529 Euro kann man unter die Luxus-Laken in Hotels wie dem Park Hyatt Vienna, dem Bristol Wien oder dem Grand Hotel schlüpfen.
Im Preis inkludiert ist bei den Paketen eine Tour durch das Schloss Schönbrunn. Frühstück und Abendessen sind nicht inbegriffen. Die Aktion läuft von 1. bis 31. August, gebucht werden kann ab 15. Juli. Um das Angebot zu nützen, muss man mindestens zwei Nächte bleiben.
Die Aktion gab es bereits im vergangenen Sommer. Und das mit Erfolg: 1.200 Menschen nahmen teil. Für dieses Jahr hat sich Initiator Christian Lerner 20.000 Gäste als Ziel gesetzt. Weitere kostenlose Specials für die Gäste: Führungen mit Dompfarrer Toni Faber durch den Stephansdom, Stadterkundung mit der Vespa oder Weinverkostung im Traditionslokal „Zum Schwarzen Kameel“.
5. Für Geschichtsfans
Wussten Sie, dass es im Kahlenbergerdorf einst ein Kinderasyl gab? Oder Hotels auf der Wieden bereits im 18. Jahrhundert Urlauber aus dem Umland lockten? Was wissen Sie über die sechs Flaktürme der Stadt?
Für jene, die ihren Urlaub heuer daheim verbringen, haben die Wiener Fremdenführer etwas Spezielles parat. Rund 400 verschiedene Themenführungen sowie Bezirks- und Grätzelspaziergänge etwa in Simmering, Ottakring, Döbling, Favoriten oder Aspern sollen den Wienern die eigene Stadt näher bringen – und den Fremdenführern ein Einkommen sichern.
Auch für die Kleinen ist etwas dabei. Bei Kinderführungen können sich kleine Geschichtsfans vor Drachen, Basilisken oder Wassermännern gruseln oder lernen, wofür Kaiserin Sisi Schneckenschleim verwendet hat. Die Führungen werden in zwölf Sprachen angeboten und finden an fixen Terminen statt. Sie kosten zwischen 9 (Kinder) und 18 Euro.
6. Für Gourmets
Auf Reisen lässt man es sich gerne gut gehen. Warum also nicht auch daheim fein essen und trinken? Italien auf den Teller bringt etwa Gastronomin Jana Chen in ihrem neuen Lokal „La Scaletta“ (Kärntnerstraße 10, 1010). Eröffnet wurde am 16. Juni, für die authentische neapolitanische Pizza sorgt Pizzaiolo Luigi De Felice.
Mit Sushi sowie japanisch-peruanischen Köstlichkeiten verwöhnen hingegen Sascha und Marcel Ruhm in ihrem „DiningRuhm“ auf der Wieden (Lambrechtgasse 9, 1040). Klassisch wienerisch steht im „Schlawiener Wirtshaus“ (Preßgasse 29, 1040) am Programm.
Neo-Gastronom David Kreytenberg eröffnete kürzlich ein cooles Beisl samt Bar. Serviert werden Schweinsbraten, Schnitzel oder Spinatknödel.
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