Stadt schnürt nach Favoriten-Krawallen Deeskalationspaket

Im Vorjahr prägten türkischstämmige Jugendliche für Monate das Bild von Favoriten.
Die Sozialarbeit an Schulen sowie im öffentlichen Raum wird verbessert - auch nachts. Zudem fordert die Stadt mehr Polizisten.

Nach wiederholten Krawallen in Favoriten - zuletzt in der Silvesternacht - holte Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) am Freitag Jugendvereine an den runden Tisch. Das Ergebnis der Gespräche: ein Deeskalationspaket, das zum einen auf Verbessungen der Sozialsarbeit im Bezirk abzielt. Zum anderen fordert die Stadt Wien vom Innenministerium aber auch mehr Polizeipräsenz.

Deeskalation nach Favoritenrandale

In der Silvesternacht hatten rund 30 meist jugendliche Randalierer mit syrischem und irakischen Migrationshintergrund für massive Sachbeschädigungen gesorgt. Die Täter sollen unter anderem Schaufensterscheiben eingeschlagen und Mülltonnen sowie Automaten in Brand gesteckt haben. Polizeibeamte wurden mit Böllern attackiert. Mehrere Personen wurden nach den Vorfällen festgenommen - ein 21-jähriger Syrer noch an Ort und Stelle. Er soll versucht haben, in ein Juweliergeschäft einzubrechen. Der Großteil der Randalierer, so viel ist inzwischen bekannt, stammte nicht aus Favoriten.

Mehr Polizisten gefordert

Der Bezirk selbst äußerte wiederholt den Wunsch nach mehr Polizeiplanstellen. Diese Forderung wurde bereits im Vorjahr erhoben, nachdem Kundgebungen von linken und kurdischen Aktivisten von türkisch-nationalistischen Gruppierungen attackiert worden waren (der KURIER berichtete ausführlich).

Stadt schnürt nach Favoriten-Krawallen Deeskalationspaket

Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos).

Wiederkehr untermauert den Wunsch nun: Favoriten sei so groß wie Linz, habe aber nur halb so viele Polizisten. Es bedürfe zumindest einer Aufstockung von 300 auf 500 Beamte.

Bei einem Sicherheitsgipfel mit Bezirk und Polizei wurde zuletzt auch eine Videoüberwachung für den Reumannplatz vereinbart. Dazu kommen nun mehrere Maßnahmen, die die Jugendarbeit betreffen - sowohl in der Schule als auch im öffentlichen Raum.

Streetwork auch in der Nacht

So soll etwa die Anzahl der Schulsozialarbeiter im Bezirk auf zehn verdoppelt werden. Zudem werden Antigewalt-Projekte forciert, um die Demokratiekultur zu fördern, sagt Wiederkehr.

Im öffentlichen Raum will die Stadt die Sozial- und Jugendarbeit ebenfalls verstärken. Dafür setzt man auf "bedarfsorientierte und flexible Nachtstreetwork" - damit nach 22 Uhr nicht immer gleich die Exekutive anrücken müsse. Die Zusammenarbeit von Polizei und Jugendarbeit werde zudem laufend verbessert.

Umgesetzt werden die Maßnahmen vom Verein der Wiener Jugendzentren. Dort setzt man nicht zuletzt auf Programme, die die Medienkompetenz der Jugendlichen (im Hinblick auf Soziale Medien) fördern, sowie auf Mädchen- und Bubenarbeit, die von veralteten Rollenklischees befreien soll.

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