Schloss Schönbrunn: Sisis Seifen, 130 Wohnungen und keine Förderung
Der Oberösterreicher Klaus Panholzer, 53, ist seit 2017 Geschäftsführer der Schönbrunn Group. Davor managte er für Do & Co das Formel-1-Catering und war 15 Jahre lang bei Magna Entertainment in den USA und Kanada.
KURIER: Rund drei Millionen Menschen besuchen jährlich das Schloss Schönbrunn. Was suchen die da?
Klaus Panholzer: Die drei Millionen sind nur die zahlenden Gäste im Schloss. 2,5 Millionen kommen in den Tiergarten, noch einmal 5 Millionen in den Schlosspark. Insgesamt sind es also fast 11 Millionen, da sind wir mit Versailles die Größten in Europa. Was suchen die Gäste bei uns? Bei uns können sie das imperiale Erbe hautnah und authentisch erspüren.
Was unterscheidet Schönbrunn von Versailles?
Die Häuser sind sich sehr ähnlich. Versailles ist größer, dafür ist Schönbrunn baulich besser erhalten. Ein Vorteil von Schönbrunn ist: Es liegt in der Stadt, nicht eine Stunde außerhalb wie Versailles.
Kommen nur Touristen oder auch Einheimische?
Als ich 2017 Geschäftsführer wurde, sind ganz wenige Österreicher nach Schönbrunn gekommen. Also haben wir neue Angebote geschaffen, zum Beispiel Musicalreihen, Konzerte oder Gastro-Angebote. Wir haben versucht, die Leute länger im Areal zu halten – und das ist uns auch gelungen. Insbesondere die Wiener schätzen das.
Gehen die auch ins Schloss?
Früher hat man gesagt, als Wiener geht man zweimal im Leben ins Schloss: einmal mit dem Großvater und einmal als Großvater. Jetzt kommen viele Wiener häufiger, etwa wenn sie Besuch haben.
Sie sind Geschäftsführer der Schönbrunn Group, zu der außerdem Schloss Hof, das Sisi Museum in der Hofburg und das Möbelmuseum gehören. Wie sinnvoll ist diese Konstruktion?
Das ist ein Supermodell! Vor 30 Jahren sind wir ausgegliedert worden, seither sind wir eine GesmbH. Wir gehören dem Bund, bekommen aber keine Subventionen. Wir erhalten uns selbst und investieren in die Erhaltung und Weiterentwicklung des Angebots an allen Standorten. Schönbrunn ist das einzige profitable Schloss in Europa.
Schloss Schönbrunn
1130 Wien, Schönbrunner Schlossstraße 47
Charakteristik: Der Sommersitz der Habsburger gehört zum Pflichtprogramm für Wien-Touristen
Besucher: 2,3 Mio (2022)
Eintritt: 29 € (Grand Tour)
Schloss Hof
2294 Engelhartstetten, Schlosshof 1
Charakteristik: Das Prinz-Eugen-Schloss im Marchfeld ist beliebtes Ausflugsziel für Familien mit Kindern. 200 Tiere!
Besucher: 228.000 (2022)
Eintritt: 23 €
Sisi Museum
1010 Wien, Hofburg,
Michaelerkuppel
Charakteristik: Die Kaiserappartements und die Silberkammer in der Hofburg gingen 2004 im Sisi Museum auf
Besucher: 555.000 (2022)
Eintritt: 17,50 €
Möbelmuseum Wien
1070 Wien, Andreasgasse 7
Charakteristik: Das ehemalige Hofmobiliendepot zeigt nicht nur historisches Mobiliar, sondern auch aktuelles Möbeldesign – und die Abteilung „Sissi im Film“
Besucher: 31.500 (202
Müssen Sie Gewinn machen, oder reicht die schwarze Null?
Die Schönbrunn Group ist schon gewinnorientiert aufgesetzt. Das Welterbe Schönbrunn ist wirtschaftlich sehr erfolgreich. Das hat es zum Beispiel möglich gemacht, Schloss Hof umfassend zu restaurieren. Inzwischen verkaufen wir dort mehr als 7.000 Jahreskarten. Um ein Schloss zu erhalten, braucht man viele Besucher.
Wie unterscheidet sich das Publikum in Schloss Hof von dem in Schönbrunn?
Es kommen viele Familien. Und nach Bratislava sind es nur 15 Kilometer, daher haben wir dort 23 % Gästeanteil aus der Slowakei, auch viele Ungarn. Also, das ist ein komplett anderes Publikum als in Schönbrunn.
Und im Sisi Museum?
Da gibt es schon Überschneidungen, aber trotzdem trifft man auch dort nicht die typischen Schönbrunn-Besucher. Nach Schönbrunn kommt der Großteil wegen der Anlage. Die Leute sagen: Wow, da hast du die Gloriette, da hast du 180 Hektar, da brauchst du eigentlich einen ganzen Tag!
Die Wagenburg in Schönbrunn und die Schatzkammer in der Hofburg gehören zum Kunsthistorischen Museum. Wären die bei Ihnen nicht besser aufgehoben?
Das habe ich damals als Erstes gefragt, als ich hier angefangen habe. Natürlich wäre es gescheiter, wenn ich etwa die Wagenburg selbst betreiben könnte. Wir machen aber Kooperationen. Die Wagenburg ist mein Partner, obwohl sie zum KHM gehört. Früher war das noch anders. Mein Vorgänger und der damalige Zoodirektor haben sich nicht besonders gut verstanden, da hat’s nicht einmal Kombitickets gegeben. Die Besucher verstehen das natürlich nicht. Für die ist das alles Schönbrunn.
Im Rekordjahr 2019 hatte die Schönbrunn Group 5,5 Millionen Besucher und 72,6 Millionen Euro Umsatz. Dann kam Corona. Wann sind Sie wieder auf dem alten Niveau?
2023 hatten wir 4,2 Millionen Besucher, werden aber voraussichtlich mehr Umsatz machen als 2019. Allein in unserem Shop machen wir 12,5 Mio Umsatz im Jahr. Es gibt dort nicht mehr nur Magnete und Kekse wir früher. Ich habe gesagt, wir wollen nicht nur Kitsch verkaufen. Unser Fokus liegt auf hochwertigen Eigenproduktionen. Wir bieten zum Beispiel einen eigenen Schönbrunn-Wein oder Sisi-Seifen an, die sehr gut angenommen werden. 60 Prozent des Umsatzes sind Eintrittskarten, den Rest bringen der Shop sowie Vermietungen und Verpachtungen.
Mit einem Pächter, Landtmann-Chef Berndt Querfeld, gab es zuletzt Streit. Er betrieb in Schönbrunn das Café und die Jausenstation und kam bei der Neuausschreibung nicht mehr zum Zug. Davor hatten Sie wegen Corona gestritten.
Es ist ja bekannt, dass der liebe Herr Querfeld nicht nur mit uns gestritten hat. Wir haben sieben Pächter, und die hatten bzw. haben alle dieselben Bedingungen. In der Frage der Pachtzahlungen während der Coronazeit gab es eine Einigung. Unabhängig davon sind die bestehenden Pachtverträge ausgelaufen. Wir haben neu ausgeschrieben, und Herr Querfeld hat nicht das beste Angebot abgegeben.
Er sagt, was der neue Pächter Gerstner bezahlt, sei "wirtschaftlich nicht darstellbar".
Die neue Pacht ist marktgerecht. Wir sind ein Bundesbetrieb, es gibt einen Rechnungshof, wir müssen alles ausschreiben. Und ich kann es dem Herrn Querfeld nicht billiger geben, nur weil er 20 Jahre da ist.
Neu ausgeschrieben wurde auch der Weihnachtsmarkt. Was kommt da jetzt? Die Rede war unter anderem von einem Eislaufplatz.
Es wird dort unter anderem mehr Angebot für Familien geben. Ziel ist, dass die Gäste länger auf dem Markt verweilen.
Sind Sie für die Wohnungen in Schönbrunn auch zuständig?
Ja, wir haben rund 130 Wohnungen, aber damit verdienen wir nichts. Die unter Denkmalschutzauflagen zu restaurieren ist nicht billig. Das kostet uns bis zu 200.000 Euro für 70 m2. Das ist kein großes Geschäft. Aber egal: Es ist Teil der Erhaltung und Bewahrung.
Ist es noch etwas Besonderes, das Büro in Schönbrunn zu haben, oder gewöhnt man sich daran?
Das taugt mir schon. Wir alle hier lieben Schönbrunn, deswegen haben wir auch so gut wie keine Fluktuation. Im Jahr 2020 habe ich mir zweimal die Achillessehne gerissen – und war jeden Tag im Büro. Jeden Tag! Also, ich mache den Job sehr gerne.
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