Hauen und Stechen um Gastronomie im Schloss Schönbrunn
Die Frage, wer künftig das „Cafe Residenz“ und die „Jausenstation“ in den historischen Gemäuern von Österreichs meistbesuchter Sehenswürdigkeit betreiben wird, hat ein heftiges Hauen und Stechen ausgelöst.
Die Pachtverträge wurden zuletzt auf sieben bzw. zehn Jahre vergeben und kürzlich neu ausgeschrieben. Gastronomie ist an solchen touristischen Hotspots wegen extremer Saisonalität schwierig. Seit 25 Jahren ist die renommierte Wiener Gastronomenfamilie Querfeld in Schönbrunn im Geschäft, und das durchaus erfolgreich.
Berndt Querfeld ist ein Unternehmer, der mit vollem Einsatz für seine Firmengruppe, 11 Betriebe und 350 Mitarbeiter, kämpft. Und der seine Meinung offen sagt. Stichwort Streit mit der Wlaschek-Stiftung wegen der Corona-Miete für das Café Landtmann.
Bis 2020 lief in Schönbrunn alles reibungslos. Die Querfeld GmbH zahlte pünktlich die Pacht an die Schloß Schönbrunn Kultur und Betriebsgesellschaft m.b.H, kurz SKB. 2019 mehr als 725.000 Euro.
Doch mit der Pandemie blieben auch in Schönbrunn die Besucher aus. Wie aus Unterlagen ersichtlich, wollte die SKB für die Monate, für die es staatliche Förderungen gab, 100 Prozent der Pacht vorschreiben. Querfeld argumentierte 2021 in einem Schreiben an die Aufsichtsratschefin der SKB, „ein Ausräumen der Kassen der Cofag und somit auf Kosten der Steuerzahler“ komme für seine Familie nicht in Betracht.
Der Vorschlag eines Mediators wurde von der SKB abgelehnt. Bis der Aufsichtsrat empfahl, die Finanzprokuratur (Anwalt des Bundes) solle einen Vergleich aushandeln. Was im Jänner 2023 gelang. Die SKB berief sich dazu gegenüber dem KURIER auf Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse. Querfeld war grundsätzlich zu keinem Kommentar bereit.
„Querfeld fliegt raus“
Dass Querfeld und SKB-Chef Klaus Panholzer keine Freunde mehr werden würden, war somit klar. Zu unterschiedlich auch die Persönlichkeiten. Da der g’standene Familienunternehmer, dort ein als quirlig beschriebener Manager, bei dessen Bestellung und Verlängerung es heftigere Dissonanzen gab.
Am 7. Juli endete die Bewerbungsfrist für die Neu-Ausschreibung. Panholzer habe das Gerücht verbreiten lassen, Querfeld fliege aus Schönbrunn raus, wird in der heimischen Gastro-Szene kolportiert. Über zwei Ecken seien Gastronomen aufgefordert worden, sich zu bewerben, damit ein österreichisches Familienunternehmen den Zuschlag erhalte.
Die Sprecherin der Schönbrunn Group erklärte dazu, man kommentiere keine Gerüchte. Aus vergaberechtlicher Sicht sei eine Sensibilisierung des Marktes aber erwünscht, weil es die Kompetitivität des Wettbewerbes erhöhe.
In der Ausschreibung finden sich jedenfalls Auffälligkeiten, die man als Hinweise gegen Querfeld interpretieren kann. Unter 3.2. wurde ursprünglich ein Ausschließungsgrund in Zusammenhang mit einem früheren Auftrag angeführt, allerdings in der Möglichkeitsform. Damit könnte der Corona-Streit mit Querfeld herangezogen werden. Erst als Querfeld mit dem Gang vor das Bundesverwaltungsgericht drohte, wurde die Passage gestrichen. Stehe ohnehin im Vergaberecht, kontert die SKB.
Durchaus missverständliche Angaben über den Mindestumsatz der Bieter („durchschnittlich, insgesamt“), die – so ein Zufall – Querfeld nicht hätte erfüllen können, wurden erst in einer anonymisierten Anfragebeantwortung geklärt. Man fordere Bewerber in jedem Vergabeverfahren auf, allfällige Unklarheiten zu hinterfragen, heißt es bei der SKB, einem Änderungsbedarf komme man selbstverständlich nach.
Apropos Transparenz: Die Zusammensetzung der Bewertungskommission will die SKB lieber nicht verraten, „um sie vor versuchter Beeinflussung zu schützen und ihre Objektivität sicherzustellen“.
Architekt klagt SKB
Vor Kurzem hat übrigens Architekt Hans-Peter Schwarz gegen die SKB beim Wiener Handelsgericht eine Klage über einen Streitwert von 50.000 Euro und eine einstweilige Verfügung eingebracht. Er wirft der SKB vor, Ausführungspläne, die er 2013 für Querfeld für eine Betriebsanlagengenehmigung erstellte, einfach ohne seine Zustimmung auf die Vergabeplattform gestellt zu haben. Diese Pläne enthielten „eine Vielzahl von gestalterischen Details“ . Dazu die SKB: „Keine Auskunft zu anhängigen Verfahren“.
hodoschek.andrea@gmail.com
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