Rote Corona-Uneinigkeit: "Peter Hacker ist eben Peter Hacker"
Neuerdings lässt sich Peter Hacker gerne mit roten Hosenträgern ablichten. Eine kleine Hommage an seinen Chef, Bürgermeister Michael Ludwig, der dieses Accessoire zu seinem Markenzeichen gemacht hat.
An andere Aktivitäten seines Gesundheitsstadtrats dürfte Ludwig weniger Gefallen finden: In einem KURIER-Interview hatte Hacker am Freitag die Sinnhaftigkeit einer Fortführung des Lockdowns in der Ostregion infrage gestellt, weil dort die Infektionsraten relativ niedrig sind. Vielmehr plädierte er für eine schrittweise regionale Lockerung der Corona-Maßnahmen „mit Hirn“.
Nur wenige Stunden später, Sonntagmittag, trat dann Ludwig gemeinsam mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vor die Presse, um das genaue Gegenteil zu verkünden: Die bundesweite Verlängerung des Lockdowns.
Diese etwas gröberen Unterschiede in der Bewertung begründete Ludwig so: Mit der Virus-Mutation stehe man vor einer neuen Herausforderung, manche Interviews hätten den aktuellen Wissensstand noch nicht enthalten. Und ganz unmissverständlich in Richtung Hacker: „Die endgültige Entscheidung trifft immer der Bürgermeister.“
Nicht das erste Mal, dass Ludwig den gerne etwas flapsig formulierenden Hacker an die kurze Leine nehmen musste: Nur wenige Tage vor der Wien-Wahl im Oktober beschloss ein verärgerter Hacker, den Krisenstab des Innenministeriums nicht mehr zu beschicken, nachdem Medien mit Zahlen versorgt worden waren, die Wiens Corona-Management in einem schlechten Licht erscheinen ließen. Ludwig pfiff Hacker öffentlich zurück: Vertreter der Stadt würden auch künftig an den Sitzungen teilnehmen, betonte er.
Ins Schwitzen gebracht
„So kurz vor dem Wahltag hat das damals das Parteimanagement schon ordentlich zum Schwitzen gebracht“, erinnert sich ein Funktionär. „Nachhaltigen Schaden hat Hacker damit aber nicht angerichtet, sonst wäre er wohl nicht wieder Stadtrat geworden.“ Und zum jetzigen Wirrwarr in der Kommunikation: „Natürlich ist es nicht optimal, wenn es keine klare Linie gibt. Es wäre sicher vernünftig, sich intern künftig besser abzusprechen. Aber andere haben da noch viel mehr Butter am Kopf“, so der SP-Funktionär in Richtung Bundesregierung. Parteiinterne Empörung über Hackers jüngste Ausritte will er jedenfalls keine registriert haben.
„Peter Hacker ist eben Peter Hacker. Er nimmt sich einen großen Spielraum heraus“, formuliert es der SPÖ-nahe PR-Unternehmer Josef Kalina. Freilich: Dies werde ihm nur eingeräumt, weil er nach einem etwas holprigen Start die Pandemie aktuell relativ gut im Griff habe. „Hackers Management-Qualitäten sind schon sehr gut, wie man es etwa bei der Organisation der Testungen gesehen hat“, sagt Kalina.
Hinzu kommt: Mit seinen raubeinigen Auftritten würde Hacker die Lücke füllen, die sich durch die eher konziliante Art Ludwigs und Pamela Rendi-Wagners auftun würde: „Damit spricht er vielen in der SPÖ aus dem Herzen, die die Bundesregierung nicht ausstehen können“, sagt der PR-Experte.
Von offizieller Seite ist man indes in der aktuellen Causa um Beschwichtigung bemüht: „Es ging um zwei verschiedene Themen“, betont ein Hacker-Sprecher. Der Stadtrat habe lediglich hinterfragt, auf Basis welcher Fakten die aktuelle Lockdown-Verlängerung durch die Bundesregierung erfolgen würde. Gleichzeitig sei klar, dass Ludwig diese Entscheidung mittrage, wenn der Bund und acht Bundesländer für eine Verschärfung sind.
„Der Stadtrat und der Bürgermeister haben vielleicht etwas unterschiedliche Ansichten zum Thema, aber die Richtung ist dieselbe“, heißt aus Rathaus-Kreisen. „Es besteht aber kein Zweifel, dass Ludwig zu Hacker steht.“
Kommentare