Reform der Wiener UKH: „Überlastung anderer Spitäler droht“
Die Kritik an den geplanten Umstrukturierungen bei den Wiener Unfallkrankenhäusern der AUVA reißt nicht ab. Wie berichtet, soll die unfallchirurgische Versorgung im UKH Meidling gebündelt werden, während das Lorenz-Böhler-Spital (LBK) in der Brigittenau zu "Wiens größter Ambulanz“ umgestaltet werden soll. Denkbar ist aber auch, dass die stationären chirurgischen Eingriffe des LB künftig in der Klinik Donaustadt der Stadt Wien stattfindet. Selbst in Fachkreisen stoßen diese Pläne auf Ablehnung:
Von einer "besorgniserregenden Ansage“, spricht Thomas Heinz, Unfallchirurg an der Wiener MedUni, in einem Schreiben an den KURIER. "Durch einen kompletten Wegfall des LBK als Anlaufstelle für schwerverletzte Patienten verliert Wien einen dringend benötigten Schockraum, hier gilt es nicht sich nur an Zahlen in Zeiteinheiten zu orientieren, sondern hier zählt der Bedarf in einer Sekunde“, betont der Mediziner. Etwa bei den durchaus wahrscheinlichen Szenarien eines Verkehrsunfalles mit mehreren Schwersverletzten oder einem Schusswechsel mit vielen Opfern. "In einer Millionenstadt einen Schockraum wegzurationalisieren ist in dieser Hinsicht eine völlig falsche Entscheidung, insbesondere als das nun endlich in Betrieb gegangene KH Floridsdorf diesbezüglich keine wirkliche Entlastung gebracht hat.“
Heinz warnt auch vor einem weiteren Vorhaben: Die geplante Deckelung der Versorgung hüftgelenknaher Frakturen an den beiden AUVA-Standorten. Sie bedeute "bei dem zahlenmäßig hohen Bedarf an chirurgischer Versorgung dieser Patienten zeitweise eine weiterführende Mehrbelastung der Ressourcen anderer Spitäler“.
Wie berichtet, hat Rudolf Silvan, SPÖ-Nationalrat und Mitglied des Verwaltungsrates der AUVA, eine Petition unter dem Titel "Rettet das Lorenz Böhler Unfallkrankenhaus“ gestartet. Seit vergangenen Freitag wurde sie bereits von mehr als 5.000 Personen unterzeichnet.
Silvan hat weiters eine Anfrage an Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) eingebracht. Darin will er unter anderem wissen, ob nun an Abbau an Personal und stationären Betten am Standort Brigittenau im Raum steht. Aufklärung fordert Silvan auch hinsichtlich der ab kommenden Jahr geplanten Job-Rotation ein, bei der das medizinische Personal im Drei-Monatsrhythmus zwischen beiden Standorten hin- und herwechseln sollen.
UKH Meidling für Notfälle gesperrt
Als ob dies alles nicht genug der Aufregung wäre, musste das UKH Meidling am Mittwoch für den Großteil der Rettungszufahrten und Schwerverletzten gesperrt werden. Auch der Schockraum war geschlossen. Das geht aus Protokollen des Meldesystems der Wiener Berufsrettung hervor, die dem KURIER vorliegen.
Der Grund war aber nicht etwa ein Zuwenig an Personal, sondern ein Zuviel an Insekten. Von einem „Ungeziefer–Befall im OP-Bereich“ sprechen Mitarbeiter.
Laut AUVA sei der Vorfall jedoch nicht allzu dramatisch gewesen: Um die OP-Bereich steril halten zu können, seien in den Vorbereichen Insektenfallen aufgestellt, sagt eine Sprecherin. Sobald sich darin ein Tier befindet, sehe das Hygieneprotokoll eine Grundreinigung vor. „Deshalb kam es zu einer mehrstündigen Sperre.“ Die Patienten seien in dieser Zeit vom Böhler-Spital übernommen worden. Dass es sich um ein immer wiederkehrendes Problem handle, dementiert die Sprecherin.
Helikopter-Landeplatz
Intern für Diskussionen sorgt auch der Hubschrauberlandeplatz des UKH Meidling, der nur mehr mit einer Sondergenehmigung bis Ende 2020 betrieben werden könne. Der Bau des neuen Platzes soll aber noch diesen Sommer starten, versichert die Sprecherin.
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