Praterstraße wird zu Rad-Highway: Friede in rot-grüner Kampfzone?

Stadtauswärts ist ein vier Meter breiter Zwei-Richtungs-Radweg geplant.
Anders als die Grünen wollte SPÖ-Verkehrsstadträtin Ulli Sima in der Praterstraße eigentlich keine Autospur wegnehmen. Nun tut sie es doch – und zwar nicht nur in der Praterstraße: Auch die Lassallestraße wird schon bald einen Fahrstreifen weniger haben.
Wie Sima am Freitag bekannt gab, werden beide Straßen nämlich Teil eines sieben Kilometer langen „Mega-Rad-Highways“ zwischen dem Kagraner Platz im 22. Bezirk und dem Ring in der City. Und für diesen braucht man Platz.
Der Highway verläuft entlang einer viel genutzten Rad-Route: Besonders im Sommer, wenn viele zum Schwimmen auf die Donauinsel fahren, staut es sich auf den Radwegen auf der Strecke. Die neue Verbindung, die dies beheben soll, setzt sich aus alten und neuen Radwegen zusammen.

Dazu kommt zusätzliches Grün an der Strecke: Zum Beispiel werden in der Lassallestraße Grünflächen verbreitert, in der Mitte der Aspernbrückengasse und in der Praterstraße sind Bäume bzw. Sträucher vorgesehen und am Nestroyplatz gibt es künftig Wasserspiele und Bankerln.
Rot-grüne Kampfzone
Herzstück der neuen Verbindung ist die Praterstraße, die stadtauswärts einen vier Meter breiten, in beide Richtungen benutzbaren Radweg bekommt. (Der schmale Ein-Richtungs-Radweg stadteinwärts bleibt.)
Damit endet ein jahrelanges Gezerre um die Straße: Sie hat sich zuletzt regelrecht in eine rot-grüne Kampfzone verwandelt.

In der Aspernbrückengasse werden Bäume gepflanzt.
Los ging der Disput im Wahlkampf 2015, als die Leopoldstädter Grünen eine Spurreduktion forderten. Die Idee: Die Praterstraße sollte wieder jener Prachtboulevard werden, der sie einst war.
Das gefiel auch dem Einkaufsstraßenverein. Die Grünen, die die Wahl im Bezirk gewannen, ließen Machbarkeitsstudien ausarbeiten, die SPÖ legte sich quer. Konkrete Pläne wurden nicht präsentiert.
Vor der Wahl 2020 kochte die Debatte erneut hoch: Die Grünen präsentierten einen Plan für den Umbau. Darin vorgesehen: Eine statt zwei Fahrstreifen stadtauswärts, breitere Ein-Richtungs-Radwege auf beiden Seiten und ein begrünter Mittelstreifen.
Doch dann färbte die Wahl sowohl die Leopoldstadt als auch das Verkehrsressort im Rathaus rot – und dem grünen Konzept ging es an den Kragen. „Die Wegnahme einer Autospur ist auf dieser so stark genützten Durchzugsstraße nicht machbar“, erklärte Sima nach der Amtsübernahme.
Sie kündigte an, die Pläne überarbeiten zu lassen – um letztlich doch bei der Spurreduktion zu bleiben.
Bürger sollen mitreden
Sima sieht dennoch wesentliche Unterschiede zu den grünen Plänen. Erstens den Umstand, dass stadtauswärts nun ein Zwei-Richtungs-Radweg vorgesehen ist. Und zweitens die Einbettung in ein Gesamtkonzept. „Wir brauchen kein Stückwerk, sondern müssen große, bezirksübergreifende Verbindungen schaffen“, so Sima.
Selma Arapovic, Planungssprecherin der Neos, zeigte sich erfreut, dass das Projekt nun unter Rot-Pink umgesetzt werde.
Parkplätze werden in dem betroffenen Abschnitt auch gestrichen, so der Leopoldstädter Bezirkschef Alexander Nikolai (SPÖ). Ladezonen, so verspricht er, sollen jedenfalls erhalten bleiben. Wie viele Stellplätze wegfallen, könne man noch nicht beziffern. Noch stehen nämlich die Detailplanungen aus.

Der Nestroyplatz soll begrünt werden.
In diese wollen Stadt und Bezirk auch die Bürger einbeziehen – wobei nicht mehr an der Verkehrsorganisation gerüttelt werden soll.
Opposition skeptisch
Die Opposition nahm die Pläne für den Fahrrad-Highway am Freitag skeptisch auf. Die ÖVP vermisst die Einbindung anderer Parteien in das Projekt und befürchtet Stau, die FPÖ sieht darin einen Angriff auf die Hauptverkehrsrouten Wiens.
Und die Grünen? Die übten trotz der Ähnlichkeit zu ihrem eigenen Konzept Kritik: Simas Vorhaben sei lediglich eine „Schmalspurvariante“ ihrer eigenen Pläne.
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