Neuer Segen für die alte Naschmarkt-Kapelle
Was sich hinter dem Bauzaun verbirgt, lässt sich bereits erahnen. Am Freitag, den 22. Jänner um 14 Uhr wird das Geheimnis endgültig gelüftet. Die denkmalgeschützte Naschmarkt-Kapelle, auch Johann-Nepomuk-Kapelle genannt, wird nach monatelanger Sanierung – der KURIER berichtete – wieder sichtbar.
Niemand geringerer als Dompfarrer Toni Faber wird die Kapelle zur Wiedereröffnung segnen. Angekündigt haben sich außerdem der Mariahilfer Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ), Pfarrer Gerald Gump und Marktamtchef Andreas Kutheil.
Dabei ist die Kapelle auch erstmals für alle zugänglich, normalerweise ist sie aus Sicherheitsgründen geschlossen. Drinnen befinden sich eine Marienstatue und drei Reliefs.
In Margareten
Die letzte Linienkapelle Wiens, die Hundsturmkapelle, steht am Bruno-Kreisky-Platz in Margareten.
2007 wurde die Kapelle saniert
290.000 Euro zahlte damals die Stadt für die Renovierung.
Feiertag
Geöffnet wird die Kapelle nur für Gottesdienste an besonderen Feiertagen.
Stahlglasportal
Um die barocke Eingangstüre ist ein Stahlglasportal gebaut worden, um sie vor Umweltschäden zu schützen
Gold auf Graffiti
Immer wieder wurde die kleine Kapelle Opfer von Vandalismus wie Graffiti-Beschmierungen. Jetzt erstrahlt die Kapelle in neuem Putz und neuen Farben: Weiß, Gold und Altrosa. Die Beleuchtung wurde innen und außen erneuert, der Wasserschaden in der Mauer behoben. Die Sanierung wurde mit 110.000 Euro veranschlagt. Bezahlt wird diese Summe vom Bezirk – und auch vom Marktamt. Denn immerhin ist es die einzige Kapelle auf dem Areal eines Marktes. Dort befand sie sich aber nicht immer.
Virgilkapelle
1., U-Bahn-Station Stephansplatz
Naschmarkt-Kapelle
6., gegenüber Li. Wienzeile 18
Linienkapellen
5., Bruno-Kreisky-Park
14., Linzer Straße 457
Wagners Kapelle am Gürtel
9., Gürtel, U-Bahn-Bogen 115
Sisi-Kapelle am Himmel
19., Himmelstraße 125
Brigittakapelle
20., Forsthausplatz
Früher, konkret im 17. Jahrhundert, war diese Kapelle im 4. Bezirk im Freihausviertel zu finden. Sie war damals ein Teil der Rosalienkirche. Das Freihausviertel, wo man heute die TU findet, hat seinen Namen daher, dass dessen Besitzer Steuerfreiheit genoss. Durch die Türkenbelagerung und durch Brände wurden die Bauten samt Rosalienkirche und die Kapelle zerstört. Es gab immer wieder Aufbauversuche.
Otto-Wagner-Kapelle am Gürtel
Auch die Kapelle am Währinger Gürtel war ein Nachbau einer Linienwall-Kapelle und ist Otto Wagners erster Sakralbau.
Sisi-Kapelleim 19. Bezirk
Im Grünen: Die Sisi-Kapelle am Kahlenberg wurde zu Ehren der kaiserlichen Hochzeit erbaut.
Im 20. Jahrhundert wurde das Viertel mehr und mehr verkleinert, bis es schließlich zur Gänze aus dem Stadtbild verschwand. Das einzige Überbleibsel ist die kleine Johann-Nepomuk-Kapelle, die an die Rosalienkirche angebaut war. 1916 wurde die Kapelle letztlich auf den Naschmarkt verlegt und der Stadt übertragen.
Am Linienwall
Zwischen 1740 und 1760 wurden kleine Kapellen am Linienwall (später Steuergrenze) errichtet, die dem als Brückenpatron verehrten Johannes Nepomuk geweiht wurden. In einigen Fällen wurde infolge der Lage der Kapelle auch der Schutz des Heiligen vor Hochwasser angesprochen. (Donau oder an der Hundsturmer Linie oder beim Wienfluss)
In Penzing
1897 wurde die ehemalige Linienkapelle zur Schmerzhaften Muttergottes nach Plänen von Franz von Neumann als Ersatz für die abgerissene barocke Mariahilfer Linienkapelle in Penzing erbaut.
Kapellen am Linienwall
Die Johann-Nepomuk-Kapelle ist in Wien weit nicht die einzige. Doch was ist eine Kapelle eigentlich? Der Unterschied zu einer Kirche liegt in erster Linie in der Größe: Kapellen sind kleiner. Und sie können auch in Privat-Besitz, oder wie am Naschmarkt, im Besitz der Stadt sein.
Elena Holzhausen, Denkmalpflegerin der Erzdiözese Wien, nennt einen weiteren Unterschied: Für sie sind Kapellen auf jeden Fall „kein Ort, wo sich eine Pfarrgemeinde bildet“. Vielmehr würden sie aus dem Bedürfnis hervorgehen, eine Stelle zum Beten zu errichten. Für dieses Bedürfnis gibt es mehrere Gründe: „Der Grund kann ein Wunder sein. Oder ein Ort der Natur, der berührt und religiöse Gefühle auslöst, wie etwa bei der Sisi-Kapelle am Kahlenberg. Oder es steht ein Verteidigungsgedanke dahinter – wie bei den Linienwallkapellen“.
Entdeckung dr Stadtarchäologie
Als die Kapelle 1973 beim U-Bahnbau Stephansplatz entdeckt wurde, war das eine Sternstunde der Stadtarchäologie.
Malereien aus dem Mittelalter
Die Kapelle mit Malereien und Radkreuzen entpuppte sich l als einer der besterhaltenen gotischen Räume der Stadt, entstanden um 1220/’30 als Unterbau für einen Sakralbau.
Gut erhalten
Als die Maria-Magdalenen-Kapelle 1781 über der Virgilkapelle nach einem Brand abgerissen wurde, füllte man die unterirdische Kapelle mit deren Schutt.So blieb sie so gut erhalten.
Dieser Linienwall wurde 1704 zum Schutz der Vorstädte Wiens und als abschreckende Maßnahme gegen die immer wieder in Niederösterreich einfallenden aufständischen Ungarn errichtet. Zwischen 1740 und 1760 entstanden an den Toren des Linienwalls rund 18 Kapellen. Sie alle waren dem heiligen Nepomuk, dem Brückenpatron, geweiht.
Zweck der Kapellen war, allen Reisenden und Mautbeamten Gelegenheit zu bieten, zu beten. Die letzte Linienkapelle Wiens, die noch an ihrem ursprünglichen Ort steht, ist die Hundsturmkapelle. Sie steht am Bruno-Kreisky-Platz in Margareten und wurde im Jahr 2007 für 290.000 Euro von der Stadt renoviert.
Später wurde der Linienwall übrigens auch zur Steuergrenze. Seine letztliche Beseitigung ermöglichte die Vollendung des Gürtels und den Bau der Stadtbahntrasse.
Die Brigitta-Kapelle
Die Brigittakapelle befindet sich im 20 Bezirk und steht unter Denkmalschutz.
Die Sage der Schweden
Der Sage nach entging Erzherzog Leopold Wilhelm nur knapp einer schwedischen Kanonenkugel, die sein Zelt verfehlt hatte, weil er betete und kniete. Bis 1651 errichtete man die Kapelle zu Ehren der Hl. Brigitta.
Brigittakapelle
Die Birgittakapelle wurde nach dem 30-jährigen Krieg 1645 gestiftet. Die Heilige Brigitta, die schwedische Märyrerin, soll auch Namensgeberin der Brigittenau sein.
Otto Wagner, Sisi, Virgil
Nahe der Volksoper wurde im Zuge des Baus der dort 1898 eröffneten Stadtbahn von Otto Wagner auch eine heute noch bestehende Johannes-Nepomuk-Kapelle gebaut. Sie war der Ersatz für eine Kapelle, die wegen der Bauarbeiten abgerissen wurde. Sie befindet sich zwischen dem ehemaligen Stadtbahn- und heutigen U6-Viadukt und der inneren Fahrbahn des Währinger Gürtels im 9. Bezirk – und ist der erste Sakralbau Wagners.
Nicht ganz so eindeutig ist, wie es zum Bau der Brigittakapelle im 20. Bezirk kam. Um ihre Entstehung ranken sich viele Legenden. Heute wird sie jedenfalls von der georgisch-orthodoxen Gemeinde für Messen genutzt.
Die bereits erwähnte, neugotische Sisi-Kapelle im 19. Bezirk ist auch im Besitz der Stadt. Sie wurde anlässlich der Hochzeit des kaiserlichen Paares Elisabeth und Franz Joseph errichtet – mitten im Wald. Noch heute werden hier Messen zelebriert.
Während die Sisi-Kapelle am Berg thront, findet man die Virgilkapelle unter der Erde. Sie ist heute ein Museum. 1973 wurde sie beim U-Bahnbau entdeckt. Sie zählt zu den am besten erhaltenen gotischen Räumen der Stadt.
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