Neue Sheriffs: Jetzt kommt Ordnung ins Wiener E-Scooter-Chaos
Sie verstellen Geschäftseingänge, liegen auf Gehsteigen herum und sorgen für unüberwindbare Hindernisse für mobilitätseingeschränkte Personen: falsch abgestellte E-Scooter.
Die Bestrebungen, dieses Chaos zu beenden sind vielfältig. In Neubau läuft etwa ein Pilotprojekt, bei dem eigene Parkmöglichkeiten für Leihroller geschaffen wurden, in der Inneren Stadt patrouilliert seit Mai ein Scooter-Sheriff durch den Bezirk.
Die Sheriff-Variante wird nun massiv ausgebaut, wie der federführende Initiator Dieter Steup, Bezirksobmann der Wirtschaftskammer Wien, dem KURIER mitteilt.
Bei einem runden Tisch haben sich drei der fünf Anbieter in Wien (siehe Infobox gleich unten) auf einen gemeinsamen Einsatz von Scooter-Ordnern geeinigt.
Im Auftrag von Lime, Bird und Link werden ab kommendem Dienstag zwei Sheriffs in der Inneren Stadt, bei der Mariahilfer Straße, am Donaukanal, am Praterstern und am Spittelberg für Ordnung sorgen. Diese Orte wurden als die größten Hotspots identifiziert, das werde aber laufend evaluiert.
Fünf Verleiher
Die Unternehmen Link, Lime, Bird, Tier und Kiwi stellen Leihroller in Wien zur Verfügung.
1.500 Scooter
Das ist die maximale Anzahl an Geräten, die pro Verleiher vermietet werden dürfen. Die Betreiber müssen der Stadt täglich melden, wo sie wie viele Scooter aufstellen.
Regeln
Scooter dürfen nur auf mindestens 4 Meter breiten Gehsteigen abgestellt werden. Telefonieren ist während der Fahrt nicht erlaubt. 0,8 Promille ist das Alkolimit.
Die Kosten für das Projekt werden von den Anbietern übernommen – und somit gedrittelt. Anbieter Tier will selbst für Ordnung sorgen, Kiwi wiederum habe gar nicht am Runden Tisch teilgenommen, so Steup.
Wien ist Pionier
Dass es einen Zusammenschluss mehrerer Anbieter gibt, um gemeinsam aufzuräumen, ist österreichweit einzigartig. Nur in Deutschland gebe es laut Lime in einigen Städten vergleichbare Projekte.
Die Ordner in Wien werden Dienstag, Freitag, Samstag und Sonntag jeweils acht Stunden lang unterwegs sein. Dabei werden falsch geparkte Leihroller eingesammelt, aber auch über die falsche Handhabung oder falsches Fahren – wie etwa am Gehsteig – soll aufgeklärt werden.
„Ich darf es ja eigentlich gar nicht laut sagen, aber ich fahre jetzt selbst schon manchmal mit den E-Scootern“, sagt Steup, der als im ersten Bezirk ansässiger Unternehmer schon oft über herumliegende Roller herumturnen musste – und dementsprechend seinen Ärger oft öffentlich Luft gemacht hat. „Als Nutzer kann ich aber verstehen, dass man sich manchmal fragt, wo man das Ding denn eigentlich abstellen darf.“
Während der Pilotphase, in der nur ein Ordner im Bezirk unterwegs war, habe es sich herausgestellt, dass sich viele Nutzer mit solchen Fragen an diesen wandten. Hauptaugenmerk der Scooter-Sheriffs soll darum auch auf Hilfe und Bewusstmachung liegen.
Tausend Anzeigen
Strafzettel dürfen sie natürlich nicht ausstellen – das ist der Polizei vorbehalten. Diese muss sogar oft einschreiten. Dieses Jahr gab es allein in Wien bereits mehr als tausend Anzeigen nach einer Fahrt mit dem E-Scooter, davon 179 Fälle mit alkoholisierten Lenkern und 134 Fahrten unter Drogeneinfluss.
Die Polizei führt regelmäßig Schwerpunktkontrollen durch, auch im Rahmen des Streifendienstes wird kontrolliert.
In der Inneren Stadt ist mit der Ordner-Initiative der Kampf gegen das Scooter-Chaos übrigens noch nicht abgeschlossen. Steup will nun eine Ortsbegehung initiieren, um geeignete Plätze für Abstellflächen ausfindig zu machen. Dafür sollen alle Betroffenen mit an Bord geholt werden.
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