Neue Hotline: Ein offenes Ohr für die Ukraine-Helfer
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Sie sind Tausende Kilometer gereist, um vor dem Krieg in der Ukraine zu fliehen – und er verfolgt sie dennoch. Und zwar nicht zuletzt in Form von hohen Preisen für Strom, Gas und Heizen. Denn neben den Unterkünften, die Flüchtlingen aus der Ukraine von den Ländern zur Verfügung gestellt werden, haben auch viele Österreicher Hilfesuchende bei sich aufgenommen oder leer stehenden Wohnraum zu Verfügung gestellt. Die hohen Energiekosten führen nun jedoch dazu, dass viele Quartiergeber den Stecker ziehen müssen.
Österreichweit waren mit Stand Mitte Oktober 56.400 Vertriebene in der Grundversorgung. Die Unterkünfte der Länder nutzten bisher aber nur wenige davon; 45.000 dieser Menschen leben in privaten Unterkünften.
Helfer unterstützen
Vorreiter in Sachen privater Wohnhilfe ist Wien: Dort sind aktuell exakt 29.589 Menschen in privaten Quartieren untergebracht. Dem stehen 5.300 Plätze in den Unterkünften der Stadt gegenüber, die der Fonds Soziales Wien mit seinen Partnerorganisationen zu Verfügung stellt.
„Seit der Ankunft zahlreicher geflüchteter Menschen in Österreich stellen Wienerinnen und Wiener ihren frei stehenden Wohnraum zur Verfügung. Und nicht nur das, sie stehen den Menschen mit Rat und Tat zu Seite und helfen ihnen beim Überwinden so mancher Schwierigkeiten im Gastland Österreich“, sagt Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie.
Doch die Hilferufe der Quartiergeber werden immer lauter; finanziell wird es für viele eng, die Hilfsbereitschaft wird zur unstemmbaren Herausforderung. Zum Verhängnis wird das vor allem Frauen, die mit ihren Kindern nach Österreich geflüchtet sind. Sie müssen die Wohnungen, die ihnen Privatsphäre und einen Rückzugsort geboten haben, gegen die Betten in einem Flüchtlingsheim tauschen.
Der Diakonie Flüchtlingsdienst, der seit Kriegsbeginn vor über acht Monaten die Vermittlung von privaten Unterkünften in Wien innehat, will Quartiergebern nun mit einem neuen Angebot unter die Arme greifen: Unter einer neuen Hotline bekommen Wohnraumspender ab 7. November Beratung und Unterstützung. Außerdem wird im Ukraine-Beratungszentrum der Diakonie im 16. Bezirk zu „Unterkunftgeber:innen-Cafés“ eingeladen. Finanziell ermöglicht werden diese Angebote durch den Fonds Soziales Wien, dem Fördergeber der Projekte.
Wohnraum sichern
Privaten soll mit den Cafés ein Austausch ermöglicht werden. Das Ziel der Initiativen: Möglichst viele Wohnraumspenden sollen erhalten bleiben. Doch das allein ist nicht genug; die Diakonie ist auf der Suche nach weiteren Quartieren, „trotz oder gerade wegen“ der steigenden Gas- und Strompreise, sagt Susanne Winkler, stellvertretende Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien.
In der Bundeshauptstadt hat man damit einen ersten Schritt gegen Quartierverluste gesetzt, aber auch für den Rest des Landes braucht es Lösungen. Die Asylkoordination Österreich fordert die Unterstützung von Privaten durch einen steuerlichen Absetzbetrag. Auch die Tagsätze in der Grundversorgung sollen erhöht werden.
Auf längere Sicht gehe es aber um die Unabhängigkeit der Vertriebenen; wären sie Teil des Mindestsicherung-Systems und nicht länger in der Grundversorgung, könnten sie mit einer Mindestsicherung selbst eine Wohnung finanzieren, sagt die Asylkoordination.
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