Die Fernwärme ist Schuld. Weil das Verlegen einer Leitung in den Lebenscampus Wolfganggasse umständlicher ist als ursprünglich angenommen, verzögert sich die Eröffnung von Wiens erster Indoor-Markthalle, dem Gleisgarten, in der alten Remise der Badner Bahn in Meidling.
Dort, zwischen Eichenstraße, Wolfganggasse, Marx-Meidlinger-Straße und Gaudenzdorfer Gürtel entsteht bis zum Jahr 2023 ein ganz neuer Stadtteil. Mit 850 geförderten Wohnungen, Pflegewohnhaus, Studierendenwohnungen, Park (siehe Grafik). Bis März wird dort noch gebaut, unter anderem eben wegen der Fernwärme. Und weil eine Eröffnung neben einer Baustelle nur halb so gut ist, wird nun auch der Gleisgarten erst im März aufgesperrt.
Wie berichtet, wird auf dem insgesamt 1.500 Quadratmeter großen Areal – also der Remise selbst und dem (Gast)Garten drumherum – eine sogenannte Community- Food-Hall umgesetzt. Drinnen sollen neun Gastronomen ihr Essen anbieten, es wird drei Bühnen und eine Cocktailbar geben, einen Indoor-Spielplatz für Kinder, eine Schnaps-Brennerei und eine Bier-Brauerei.
Vom Tank ins Glas
Und wer diese Brauerei bespielt, steht nun fest: Felix Bollen und Anton Borkmann eröffnen mitten im Gleisgarten ihre Brauerei Vienna Kraft. Sie ist damit quasi Meidlings erste Privatbrauerei. Der Name, sagt Bollen, ist eine Mischung aus Kraft, die ja gebraucht wird, um Bier zu brauen, und Craft, also dem Handwerk.
Die beiden Deutschen brauen schon seit einiger Zeit ihr eigenes Bier. Vor fünf Jahren gingen sie nach London, um dort unter ihrem Firmennamen German Kraft vor allem Lagers und Pilse – gebraut selbstverständlich nach deutschem Reinheitsgebot – herzustellen. Seit 2016 brauen sie ihr Bier auf dem Mercato Metropolitano im Londoner Viertel Elephant & Castle.
Der Mercato Metropolitano befindet sich in einer aufgelassenen Papierfabrik und ist ein Grätzelmarkt, der auf Nachhaltigkeit setzt. Bollen und Borkmann schenken ihr Bier dort direkt aus dem Tank ins Glas. In Dosen oder Flaschen wird nichts abgefüllt.
Das soll auch im Gleisgarten so gemacht werden. „Weil der Transport wegfällt, werden rund 75 Prozent CO2 gespart im Vergleich zu einem Bier, das zu Hause getrunken wird“, sagt Martin Rohrbach, Initiator des Gleisgartens.
Nachhaltigkeit ist Rohrbach bei seinem Projekt besonders wichtig. Bis der Gleisgarten eröffnet, wollen Borkmann und Bollen noch ein Gefühl für die Wienerinnen und Wiener und ihren Biergeschmack bekommen.
Ausgeschenkt werden soll im Gleisgarten jedenfalls „ein gutes Helles“ namens Heidi, ein helles Zwickl und das eine oder andere (Indian) Pale Ale. Angst vor allzu Speziellem müsse man aber nicht haben: „Es ist kein komisches Fruchtbier oder Schokoladen-Stout oder sowas“, sagt Bollen.
Schnaps kommt später
Wie der Gleisgarten sonst noch mit Leben gefüllt wird, soll demnächst feststehen.
Rohrbach ist derzeit mit einigen Gastronomen im Vertragsabschluss, erzählt er. Mehr will er noch nicht verraten. Die Schnaps-Brennerei – konkret die Gin-Distillery – wird jedenfalls erst im zweiten Schwung dort umgesetzt. Und bis der Gin aus dem großen Tank ins Glas kommt, können sich die Gäste durch das neue Wiener (Kraft-)Bier kosten.
Wohnen für alle: Zwischen Eichenstraße, Wolfganggasse, Marx-Meidlinger-Straße und Gaudenzdorfer Gürtel entsteht ein neuer Stadtteil. Mit geförderten Wohnungen, Pflegewohnhaus, Studierendenheim und Wohnraum für Alleinerziehende.
109 Jahre lang fuhren Züge in der alten Remise ein und aus. Im März eröffnet dort Wiens erste Indoor-Markthalle. Mit drei Bühnen und neun Wirten.
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