Zumindest der Verbleib der Passagiere konnte geklärt werden. Nach einer Nacht in Quarantäne an Bord wurden sie am Donnerstag in Abstimmung mit den Behörden nach Deutschland, dem Ziel des Schiffes, gebracht: In zwei Bussen für die Infizierten und in zwei Bussen für die Gesunden – mit geimpften Busfahrern unter zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen, wie es seitens des Krisenstabs der Stadt Wien hieß.
Gefängnisse auf See
Damit blieb den Amadeus-Passagieren zwar erspart, was andere Kreuzfahrt-Gäste zu Beginn der Pandemie erlebten: Die riesigen Schiffe wurden bei Auftreten von Corona-Fällen zu schwimmenden Gefängnissen. Manche Häfen verweigerten ihnen sogar, anzulegen.
Eine gute Nachricht ist der Corona- Cluster auf der Amadeus für die Branche freilich dennoch nicht.
Die (Fluss-)Kreuzfahrt ist eine der am stärksten von der Pandemie betroffenen Geschäftszweige. Im Jahr 2019 verzeichnete man in Wien noch 400.000 Kreuzfahrt-Gäste, im Vorjahr waren es um 90 Prozent weniger.
„Jetzt erholt sich die Branche langsam“, sagt Roland Schrems im Gespräch mit dem KURIER. Er ist Geschäftsführer von Donauraum Wien – und damit von den hiesigen Personenhäfen. Bis man die Gästezahlen von 2019 erreicht habe, werde es noch drei Jahre dauern, schätzt Schrems.
Vorsichtige Reedereien
Das liegt auch an der Vorsicht der Reedereien: Um Kreuzfahrt-Passagiere zurückzugewinnen, wurden manche Schiffe coronakonform umgebaut, viele werden nur zur Hälfte belegt.
An Bord gelten zudem strenge Sicherheitsvorkehrungen, wie Passagiere bei der Anlegestelle Lüftner erzählen: Maskenpflicht beim Herumbewegen an Bord, Desinfektion der Hände, immer die gleichen Tischnachbarn beim Essen, regelmäßiges Fiebermessen.
Um das Schiff überhaupt betreten zu können, benötigt man einen 3-G-Nachweis. Auf der Amadeus sollen ungeimpfte Passagiere alle zwei Tage getestet worden sein. Angesichts all dieser Vorkehrungen hat ein Mann, der gerade seinen Koffer auf eines der Schiffe hievt, nur eine Sorge: „Dass es nicht genug zu essen gibt“.
Unterbrochener Heimweg
An Bord der Amadeus dürfte sich das Virus deshalb so ausgebreitet haben, weil laut Krisenstab viele Infizierte keine Symptome entwickelten.
Das Schiff war in Passau Richtung Osteuropa gestartet und hat sich bereits wieder auf dem Heimweg befunden, als die Corona-Fälle auftraten. Die Betroffenen dürften sich bei einem Landgang in einer anderen Stadt angesteckt haben. Ins Spital musste niemand.
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