Auf eine rasche Wiederkehr von Kreuzfahrten hätte niemand gewettet. Aber während immer mehr Grenzen dichtgemacht werden, fahren die ersten Schiffe wieder – und wollen sogar der sicherste Reiseort sein. Wir haben uns das auf einer Adriaroute genau angesehen.
10.10.20, 05:00
Seereisen waren in den vergangenen Monaten nicht nur unmöglich, sondern auch undenkbar. Nachdem es zu Beginn der Pandemie einige Corona-Erkrankungen an Bord diverser Schiffe gegeben hatte, glaubte kaum jemand an eine baldige Wiederbelebung der Kreuzfahrt. Jetzt aber soll Kreuzfahren zur besonders sicheren Reiseform werden, zumindest versucht das die italienische Traditionsreederei Costa Crociere. In Abstimmung mit der Regierung entwickelte man strenge Auflagen (Sicherheits-Protokoll) und nahm im September den Kreuzfahrtbetrieb mit der Costa Deliziosa wieder auf. Die ersten drei Reisen waren italienischen Staatsbürgern vorbehalten, mittlerweile sind Gäste aus bestimmten europäischen Ländern willkommen, darunter auch Österreich.
Das Einschiffen erfolgt in Triest. Für die meisten Passagiere ist es nicht die erste Kreuzfahrt, aber die erste in diesem eigenartigen Jahr. Doch einiges läuft anders ab als gewohnt. Es steht kein Kapitän an der Gangway, um die Gäste persönlich mit Handschlag an Bord willkommen zu heißen. Man wird in kleine Gruppen geteilt, auf Covid-19 getestet und muss anschließend in einem großen Saal im Hafenterminal Platz nehmen, um das Testergebnis abzuwarten. Eine gefühlte Stunde lang, wobei alle Gäste dieses Prozedere gelassen hinnehmen, mit dem Ziel vor Augen, wieder auf Kreuzfahrt zu gehen. Schlussendlich sind alle Tests negativ, alle dürfen an Bord. Die Vorfreude ist jedem ins Gesicht geschrieben.
Der Gang zur Kabine ist ungewohnt, man trifft kaum Menschen. Die Costa Deliziosa bietet Platz für rund 2.800 Gäste, derzeit ist die Auslastung aber auf sechzig Prozent beschränkt. Und selbst die werden nicht erreicht, auf dieser Reise sind nur 650 Gäste an Bord, also weniger als ein Viertel der Kapazität. Die Passagiere sind über das ganze Schiff verteilt, nur das Deck 1 bleibt gesperrt und dient bei Bedarf als Quarantänestation mit 149 Balkonkabinen. Viel Platz auch beim Dinner im Restaurant, das in zwei Sitzungen angeboten wird, damit ausreichend Abstand bleibt. Alles andere nimmt den gewohnten Gang: Der Chefkoch verwöhnt mit wählbaren 5 Gängen, die Kellner haben ein gutes Auge auf die Gläser und füllen Vino rosso oder bianco aus der umfangreichen Weinkarte nach. Es ist auffallend viel Personal um das Gästewohl bemüht, bei der niedrigen Auslastung kommt statistisch auf jeden Passagier ein Crewmitglied. Auf dem Weg zum Theater stoppen einige Passagiere an der Bar, um auf den gelungenen Start der Seereise anzustoßen. Cocktails und andere Drinks werden an die Tische der Lounge serviert, die Barhocker bleiben coronageschuldet leer. Im Theater weisen Hostessen die vorgegebenen Plätze zu, immer auf Abstand bedacht. Ausgezeichnete Solisten stimmen mit Ohrwürmern aus dem Repertoire der italienischen Musik auf die nächsten Tage ein.
Viel Platz, kein Buffet
Nach einer herrlich ruhigen Nacht wirft die Sonne ihre Strahlen durch die Balkontüre und lässt die Wellenkämme bis zum Horizont golden glitzern. Noch vor wenigen Wochen hätte kaum jemand gedacht, so eine Szene heuer erleben zu können. Vor dem Verlassen der Kabine MNS-Maske aufsetzen, aber der Gang ist leer, im Aufzug fährt man alleine. Nur ein weiteres Paar dürfte noch in den Lift, der sonst für 18 Personen zugelassen ist. Aber es steigt niemand zu, alle halten Abstand. Im Deck 9 führt der Weg geradewegs ins Restaurant, Land- oder Morgensonnenseite, das sind die Kreuzfahrtfragen. Man kann wählen, viele Tische stehen leer. Das Buffet ist geschlossen, alles wird nach Wunsch flink an den Tisch gebracht, Käse und Schinken liebevoll garniert mit Gemüsestückchen, Omelette mit Pilzen, Schnittlauch oder Shrimps, worauf man eben Lust hat. Cappuccino oder Grüner Tee, Orangensaft oder Zitrus-Wasser, während beim Blick hinaus übers Meer in der Morgensonne schon die Umrisse der Küste Süditaliens zu erkennen sind.
Bari ist der erste Hafen, der angelaufen wird. Der gebuchte Landgang führt nach Alberobello mit den bekannten Trulli, jenen weißen Rundhäusern mit kegelförmigen Steindächern, die grauen Zipfelmützen ähneln. Beeindruckend ist der Rundgang durch das kleine Städtchen zwischen den Trulli, die noch wie vor Hunderten Jahren bewohnt sind. Über Kopfhörer lauscht man den Schilderungen der Führerin, die Gruppe bleibt mit entsprechendem Abstand immer beisammen. Alle Menschen in den Gassen von Alberobello halten sich an die geltenden Regeln und tragen Masken. Auch die Kreuzfahrer sind äußerst diszipliniert und tun es gleich. Niemand lässt sich von der Verlockung leiten, in einem der vielen Shops beim Vorbeigehen ein Souvenir zu erstehen. Geschäfte sind leider tabu, um das Infektionsrisiko zu minimieren, ist das Entfernen von der Gruppe untersagt – man dürfte dann nicht mehr an Bord. Aus demselben Grund ist derzeit kein individueller Landgang erlaubt. Keiner tanzt aus der Reihe. Die Freude, wieder auf Reisen zu sein, überwiegt die Nachteile durch nötige Einschränkungen.
Zurück in Bari ist es bereits dunkel, die Costa Deliziosa läuft aus und das Dinner wird serviert. Später an der Bar bewegt sich ein Paar zu den Rhythmen der Livemusik einsam auf der Tanzfläche. Applaus von den Gästen an den Tischen, aber auch von den Musikern. Man erfreut sich am Leben an Bord, so wie es jetzt eben möglich ist. Oder wie ein Ehepaar aus Oberösterreich meint: „Die strengen Auflagen geben uns Sicherheit. Wir genießen diese Kreuzfahrt mit wenigen Menschen an Bord und sind glücklich, wieder reisen zu können!“ Die Kreuzfahrt liegt damit auf einem guten Kurs.
Aktuelle Reiserouten
Einwöchige Routen der Costa Deliziosa führen ab Triest nach Italien und Griechenland, angelaufen werden Katakolon, Athen, Heraklion und Bari. Preisbeispiel: 17.–24. Oktober ab 699 € (Innenkabine bei Doppelbelegung). Landausflüge (derzeit nur in Kleingruppen): Pauschalpaket für 5 wählbare Ausflüge 99 €
Sicherheitsprotokoll
Costa evaluiert laufend die Sicherheitsmaßnahmen, aktuelle Beispiele:
– 3 Ärzte und Labor zur Auswertung von Tests an Bord
– Crew wird laufend getestet und darf nicht von Bord gehen
– Vor dem Einschiffen wird bei allen Gästen ein Antigen- Schnelltest durchgeführt (Kosten trägt Costa). Abhängig vom Herkunftsland können weitere Maßnahmen erforderlich sein
– Mund-Nasen-Schutz in allen öffentlichen Innenräumen verpflichtend, außer in den Restaurants am Tisch sitzend, auf Sonnenliegen und im Pool (beschränkte Zahl an Gästen, 2 Meter Mindestabstand)
– Im Spa sind derzeit nur Massagen möglich
Kontakt und Buchung
Weitere Routen und aktuelle Angebote auf costakreuzfahrten.at
Kommentare