Kindergarten "Minibambini" pleite, Schließung steht unmittelbar bevor
Was bereits erwartet wurde, ist nun eingetreten: Über den privaten Wiener Kindergartenbetreiber "Minibambini" wurde ein Konkursverfahren eröffnet. Laut den Gläubigerschutzverbänden AKV, KSV1870 und Creditrefrom betrifft es den "Verein Kindergarten Minibambini" (Vereinsnummer 91497579) mit Sitz in der Wurlitzergasse 13/4-7 in Wien-Ottakring.
Nun steht den zwölf Standorten die Schließung bevor, rund 800 Kinder brauchen ab Montag einen neuen Betreuungsplatz.
Wie unterdessen auch am Donnerstag bekannt wurde, war der Verein bereits im August 2015 erstmals insolvent.
Indes ist es für den Verein bereits die zweite Pleite. Dem Gläubigerschutzverband Creditrefrom liegt ein Edikt des Handelsgerichts Wien vom 19. August 2015 vor, das unter dem Aktenzeichen 38 S 105/15s die Eröffnung eines Konkursverfahrens über den Verein Kindergarten Bambini bescheinigt. Obfrau ist seit 16. Juli 2009 Vesna J., bestellt ist sie bis 25. März 2025.
Konkurs "nicht überraschend"
Über die aktuelle Insolvenz informierten der Kreditschutzverband von 1870 sowie der AKV am Donnerstagvormittag. Über die Höhe der Verbindlichkeiten ist vorerst nichts bekannt.
"Die Eröffnung des Konkursverfahrens kommt nicht überraschend, da die drohende Zahlungsunfähigkeit bereits durch mehrere Medienberichte in den letzten Wochen kolportiert wurde“, sagt Jürgen Gebauer vom KSV1870.
Dass "Minibambini" nach dem Förderstopp der Stadt Wien die Insolvenz droht, war tatsächlich bereits bekannt - der KURIER berichtete.
Nachwirkungen von Förderskandal
Vorausgegangen ist all dem ein Förderskandal: Im Jänner wurde "Minibambini“ vom Stadtrechnungshof harsch kritisiert. Bargeldzahlungen in Millionenhöhe; Mittagessen, das von Baufirmen geliefert wurde, die sich später noch dazu als Scheinfirmen herausstellten; ein teurer Fuhrpark und zahlreiche In-sich-Geschäfte wurden bemängelt.
Eine Sonderprüfung der der MA 10 (Kindergärten) erhärtete in weiterer Folge die Vorwürfe und ergab weitere Kritikpunkte am Trägerverein: So habe es auch im Jahr 2022 – das vom Stadtrechnungshof nicht untersucht wurde – ähnliche Geschäfte mit Scheinfirmen gegeben, sagte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) Ende Februar.
Daher habe man zusätzlich zum bereits zuvor verhängten Förderstopp Rückforderungen in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro an den Verein gestellt, so Wiederkehr.
Zwar hätte "Minibambini" theoretisch normal weiterarbeiten können, denn grobe pädagogische Mängel wurden nicht festgestellt. Dennoch ging Wiederkehr bereits damals davon aus, dass der Verein aufgrund des Förderstopps und der Rückzahlungen Insolvenz anmelden müsse.
Betriebsbewilligung wird widerrufen
Mit dem Insolvenzantrag steht nun auch die Schließung der zwölf "Minibambini"-Standorte unmittelbar bevor. "Ab dem Zeitpunkt der Kundmachung in der Ediktsdatei liegt ein Grund für die Schließung vor", sagte Ingrid Pöschmann, Pressesprecherin der Kinder- und Jugendhilfe (MA 11). Somit wird aller Voraussicht nach morgen die Betriebsbewilligung widerrufen und mittels Bescheid dem Betreiber zugestellt.
"Der Träger wird dann unmittelbar aufgefordert, die Eltern zu kontaktieren, dass die Kinder abgeholt werden müssen", sagte Pöschmann. Somit dürften die Kinder spätestens ab Montag einen neuen Betreuungsplatz brauchen. Nach der Einleitung eines Insolvenzverfahren kann davon ausgegangen werden, dass die Betreuungsqualität sinkt und Zahlungen nicht mehr getätigt werden, sagte Pöschmann. Gefahr im Verzug bestehe aktuell keine, am Donnerstag wurden sämtliche Standorte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MA11 geprüft. Gefunden wurden dabei "kleine Mängel".
Genügend Plätze vorhanden
Rund 800 Kinder werden in den zwölf Kindergärten aktuell betreut. Auch wenn die Einrichtungen morgen geschlossen werden, die Kinder würden nicht auf die Straße gestellt, wurde versichert. Auch Minibambini "ist es ein Anliegen, dass die Kinder weiterhin gut betreut werden", wurde der APA versichert. 134 Eltern hätten ihre Kinder bereits in anderen Kindergärten untergebracht. "Es gibt genügend Plätze in privaten und städtischen Kindergärten", versicherte das Büro des zuständigen Stadtrats Christoph Wiederkehr (NEOS) der APA. Somit sollte es sich "theoretisch ausgehen, dass alle in der Umgebung einen Platz bekommen".
Da die Insolvenz absehbar war, habe man betroffenen Eltern bereits in den vergangenen Wochen angeboten, sie bei der Suche nach einem Ersatz-Platz in der Umgebung zu unterstützen und auf das Angebot der Vermittlung mittels der von der MA 10 eigens eingerichteten Hotline verwiesen, hieß es im Wiederkehr-Büro. Die Hotline steht Betroffenen weiterhin zur Verfügung und ist unter 01/90 500 20 erreichbar.
Für die Weitervermittlung ist die Kindergarten-Servicestelle in der Wilhelminenstraße in Ottakring zuständig. Bis Mittwoch haben sich laut MA 10 134 Eltern gemeldet. Davon haben 44 Familien ein städtisches Platzangebot erhalten, die übrigen Eltern wurden an private Trägerorganisation vermittelt.
Inteessenten für Fortführung
Wie die APA am Donnerstag erfuhr, sollen zwei kleinere Betreiber bereits Interesse an der Weiterführung der Minibambini-Kindergärten angemeldet haben. Bis Donnerstag wurde aber kein Trägerwechsel im zuständigen Bewilligungsreferat der MA 11 angezeigt.
Eventuelle Träger müssen in jedem Fall ein ausführliches pädagogisches Konzept sowie einen Businessplan über die Wirtschaftlichkeit vorlegen. Sollte das am Donnerstag noch einlangen, würde die MA 11 das auf jeden Fall noch prüfen. Sobald der Entzug der Bewilligung jedoch zugestellt ist - was für Freitag erwartet wird - ist ein Trägerwechsel nicht mehr möglich. Interessenten können aber jederzeit einen neuen Bewilligungsantrag stellen.
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