Kindergarten „Minibambini“: Stadt schließt neuen Fördervertrag aus
Die Eltern sind besorgt – und nicht nur sie. Das zeigen die 400 Anrufe, die seit dem Förderstopp für den umstrittenen Kindergarten „Minibambini“ bei der eigens eingerichteten Hotline der Stadt eingegangen sind. Gemeldet haben sich nicht nur betroffene Familien, sondern auch Mitarbeiter des Kindergartens, heißt es aus dem Büro des zuständigen Bildungsstadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos).
Eine Hotline der MA10 soll die Eltern der 800 betroffenen Kinder bei der Suche nach neuen Kindergärten unterstützen. Erreichbar von 7.30 bis 20 Uhr unter 01/9050020
Zum Teil habe man den Eltern sogar schon konkrete Angebote für neue Kindergartenplätze anbieten können: 24 Kinder seien an städtische und 48 Kinder an private Einrichtungen vermittelt worden, heißt es. Bei „Minibambini“ weiß man von Abmeldungen aber noch nichts. Und auch die Zahl der Anrufe besorgter Eltern habe sich in der vergangenen Woche in Grenzen gehalten, behauptet der Sprecher des Kindergartens. Nach der Veröffentlichung des verheerenden Stadtrechnungshofberichtes im Jänner seien die Rückmeldungen deutlich mehr gewesen.
Kritik des Stadtrechnungshofes
Die damalige Kritik des Stadtrechnungshofes: Das Mittagessen wurde von Baufirmen geliefert , die sich noch dazu als Scheinfirmen herausstellten; die Betreiber leisteten sich einen teuren Fuhrpark; es gibt den Verdacht auf zahlreiche In-sich-Geschäfte.
Nach einer Sonderprüfung der MA 10 (Kindergärten) erhärteten sich die Vorwürfe, die Stadt verordnete einen Förderstopp. Zudem kommen Rückforderungen in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro. Sollte „Minibambini“ nun die Insolvenz drohen, sind 800 Kindergartenplätze in Gefahr.
Platz für Diskussionen
Wahrhaben will man das beim Trägerverein derzeit aber noch nicht. Laut dem Sprecher von „Minibambini“ soll der Betrieb bis Ende März normal weitergehen. Für diesen Monat können noch nachträglich Förderungen für betreute Kinder verrechnet werden.
Gleichzeitig aber will der Verein die Thematik in ein „ruhiges Fahrwasser“ bringen, mit den Behörden reden und eine Lösung finden, sagt der Sprecher.
Förderstopp ist definitiv
Weniger Platz für Diskussionen sieht man bei der MA 10 (Kindergärten). Die konkreten Vorwürfe könne man derzeit noch nicht mitteilen, da es sich um ein laufendes Verfahren handle, heißt es. Der Förderstopp aber sei definitiv. „Ich würde ausschließen, dass ein neuer Fördervertrag zustande kommt. Nicht unter dieser Trägerkonstruktion, nicht unter dieser Obfrau“, sagt der stellvertretende Abteilungsleiter Kurt Burger im KURIER-Gespräch. Sollte aber ein neuer Verein die Kindergärten übernehmen, wäre die Lage eine andere, heißt es.
Wellen geschlagen hat die Causa aber auch in der Politik. Laut Wiener ÖVP sei „Minibambini“ nämlich kein Einzelfall. Es gebe Indizien dafür, dass der fragwürdige Umgang mit Fördergeldern bei den Kindergärten in Wien System habe, sagt ein Sprecher. Wie die Vorwürfe konkret lauten, will die ÖVP noch nicht bekannt geben. Verraten könne man derzeit nur, dass man auch andere Kindergärten mit ähnlichen Vorwürfen konfrontieren werde.
ÖVP will neue Prüfung
Nächste Woche sollen nähere Informationen veröffentlicht werden – darunter konkrete Namen von betroffenen Kindergärten. Und nicht nur das: Die ÖVP will in dieser Causa sogar den Stadtrechnungshof einschalten.
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