Mit neuer Schul-Ordnung gegen das Corona-Chaos
Die Aufregung um das Corona-Chaos in Wiens Schulen war groß. Was tun mit einem Covid-Verdachtsfall? Und mit seinen Klassenkollegen? Absondern? Und wenn ja, wohin?
Viele Lehrer fühlten sich mit diesen Entscheidungen überfordert. Nach heftiger Kritik versprach man im
Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), die „Kommunikationsabläufe“ weiter zu „schärfen“. Denn das Problem sind weniger die tatsächlichen positiven Fälle – seit Schulbeginn waren es 50 Lehrer und 450 Schüler – sondern die zehn mal so hohe Zahl an Verdachtsfällen.
Nun ergingen tatsächlich neue Informationen der Gesundheitsbehörden an die Schulen, mit denen die Vorgangsweisen bei einem Verdachtsfall vereinfacht und beschleunigt werden sollen. Und zwar unter anderem in Form einer Grafik aus der Bildungsdirektion.
Während viele Lehrer auf den ersten Blick skeptisch waren, dürfte das Feedback mittlerweile positiv sein. „Es ist logischer, gestraffter und übersichtlicher“, erklärt eine Schulleiterin eines großen Wiener Schulzentrums, die aber lieber anonym bleiben mag.
„Lernen dazu“
Künftig sollen die Schulen zudem Kinder, die Kontaktpersonen von positiv getesteten Schülern oder Lehrer sind, selbstständig nach Hause schicken können, anstatt auf die Anweisungen von Gesundheitsbehörden warten zu müssen.
Und: Erst wenn ein Kind tatsächlich auf Corona getestet werden muss, müssen die Schulen Kontaktlisten übermitteln. Bisher war das bereits bei Verdachtsfällen vorgesehen. Eine große administrative Erleichterung. „Das Contact Tracing ist wirklich wild“, beschreibt es die Schulleiterin.
Eine Strategieänderung also? „Nein“, meint Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer. Vielmehr lerne man laufend dazu. Die Rückmeldungen aus den Schulen hätten eben Anpassungen erforderlich gemacht.
Neben anderen Abläufen gibt es zudem nun auch genaue Infos für die Schulen, wann jemand überhaupt als Verdachtsfall gilt und wie Kontaktpersonen definiert werden. Darüber herrschte nämlich an den Bildungseinrichtungen vielfach Rätselraten.
Ein Wort, zwei Bedeutungen
„Es hat sich gezeigt, dass das Bildungsministerium das ganz anders definiert als die Gesundheitsbehörde“, sagt Himmer. Deshalb sei das Vorgehen der Behörden in den Schulen nicht immer nachvollziehbar gewesen.
Allerdings bieten die Vereinfachungen auch neue Vorgehensweisen: Seit dieser Woche werden Klassenkollegen, die als enge Kontaktperson eines positiv getesteten Schülers gelten, zwar in Quarantäne geschickt, aber nicht mehr – wie bisher – getestet.
Erst wenn die Schüler (oder der Lehrer) Symptome entwickeln soll 1450 gerufen und getestet werde. Das ist laut dem Gesundheitsministerium möglich, etwa aus Kapazitätsgründen. Dass die Änderung aufgrund geringer Testkapazitäten erfolgt, wird beim Krisenstab der Stadt verneint.
Lehrer nimmt Abstrich
Allerdings ist ohnehin unklar, ob dieses neue Vorgehen oft zum Einsatz kommt. Denn seit Montag sind mobile Teams des Bildungsministeriums sowie – ab nächster Woche – der „Cluster-Buster-Bus“ des Wiener Gesundheitsamts zu den Schulen unterwegs, um bei Verdachtsfällen die ganze Klasse und die Lehrer zu testen.
„Bei uns waren die schon. Es hat super funktioniert. Innerhalb von 24 Stunden war das Ergebnis da“, berichtet die Schulleiterin. Tatsächlich wurden am Mittwoch von drei Teams zehn Einsätze an Wiener Schulen gefahren, ab Montag werden sechs Teams unterwegs sein.
Die nächste Hürde wartet aber bereits. Demnächst sollen Lehrer nämlich selbst Gurgeltests an den Schulen durchführen. 600.000 Testkits werden dafür an die Bildungseinrichtungen ausgeliefert. „Hier braucht es Vorbereitung und Einschulung und vor allem Freiwilligkeit“, sagt Bildungsdirektor Himmer. Die Schulleiterin bleibt skeptisch.
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