Mit der Polizei auf Corona-Kontrolle im Wiener Stadtpark
Der Wiener Stadtpark ist Freitagmittag noch relativ ruhig – nur vereinzelt liegen jüngere Menschen in der Wiese. Auf den Bänken sitzen Ältere, sie lesen Zeitung oder unterhalten sich mit ihren Partnern. Die rosa und weiß blühenden Zierkirschen und ihre herabgefallenen Blüten sind ein beliebtes Instagram-Motiv; drei Mädchen machen dort ein Fotoshooting. Jogger, Radfahrer und Eltern mit Kinderwägen drehen Runden um den Teich.
Doch es gibt auch dieses Bild: An der Seite des Intercontinental-Hotels halten zwei Busse der Polizei, zehn Beamte der Bereitschaftseinheit steigen aus. Zugkommandant Patrik B. gibt die letzten Anweisungen: Es soll rigoros gegen Gruppen und Menschen, die hier Alkohol konsumieren, vorgegangen werden, ansonsten wird auf Dialog gesetzt. „Und ausführen“, befiehlt er.
Die Polizisten teilen sich in zwei Gruppen auf und streifen durch den Park. Zuerst spricht sie eine ältere Dame von sich aus an: Sie gehe ja nur mit ihrem Hund spazieren und sei gleich wieder weg. Sie lobt die Arbeit der Polizei. Dann geht es weiter zu einem Herrn, der offenbar schon länger im Park sitzt und eine großformatige Zeitung liest. Fünf Polizisten umringen ihn.
Die Regierung ruft zum Durchhalten und zu Vernunft auf
Er wird darauf aufmerksam gemacht, dass nicht notwendige Aufenthalte zu vermeiden sind. Die Beamten gehen weiter, der Mann bleibt. „Ich sitze hier allein, halte Abstand, hier bin ich nicht gefährdet und ich gefährde auch niemanden“, sagt er. Dass die Polizei ihn angesprochen hat, versteht er dennoch.
„Grundsätzlich ist nicht alles, was gesetzlich nicht verboten ist, auch vernünftig“, erklärt Polizeisprecher Harald Sörös. Deswegen mache die Polizei auch Personen auf die derzeitige Situation aufmerksam, die an sich nichts Verbotenes tun. Mit Anzeigen müssen diese aber nicht rechnen.
Selfies sind kein Grund, um ins Freie zu gehen
Anders sieht das bei den fotografierenden Mädchen aus: Sie sind zwar nur zu dritt und verboten sind nur Ansammlungen von über fünf Personen. „Fotoshootings sind aber sicher keine notwendige Erledigung“, sagt Sörös. Da die Mädchen aber glaubhaft machen können, dass sie gemeinsam in einer WG wohnen, werden auch sie nur gebeten, den Park zu verlassen.
550 Anzeigen hat die Wiener Polizei bis Freitagvormittag wegen der Corona-Verordnungen erstattet. „Sie treffen vor allem die fünf Prozent der Unbelehrbaren“, sagt Sörös. So habe man etwa zwei Mal hintereinander Jugendliche in einem Skatepark erwischt – mehr als fünf. Außerdem sind Sportstätten geschlossen.
Bei einer Erstanzeige muss man mit einer Strafe von mehreren Hundert Euro rechnen – die Höchststrafe beträgt 3.600 Euro. Festnahmen habe es noch keine gegeben.
„Wir setzen immer auf Dialog“, sagt Kommandant Patrik B. Derzeit seien tagsüber rund 1.000 Polizisten in Wien im Einsatz, in der Nacht sind es 500. Die Streifendienste wurden „massiv erhöht“, dafür gibt es auch zusätzliche Autos. Die Durchsagen wurden nun großteils vereinheitlicht.
Schwerpunkteinsätze finden vermehrt dort statt, wo sich viele Menschen aufhalten, etwa am Donaukanal oder im Prater. „Diese Bilder wollen wir verhindern, denn selbst, wenn alle einzeln unterwegs sind, kann dann der Abstand von einem Meter nicht eingehalten werden“, sagt Sörös.
Für Polizisten gelte diese Bestimmung nicht: „Mit einem Meter Abstand könnten wir keine Amtshandlungen durchführen“, sagt der Polizeisprecher. Die Polizisten wurden auf mehrere Diensträder aufgeteilt. Bei einer Infektion fallen so nicht alle aus. Zudem wurden in den Inspektionen Desinfektionsschleusen eingerichtet.
Nach rund einer Stunde ist der Einsatz im Stadtpark erledigt – Anzeigen gab es keine, aufgeklärt wurden einige. Zurück bleiben Hinweisschilder der Polizei mit den wichtigsten Regeln: „Polizisten werden informieren, aber gegen Verstöße auch konsequent einschreiten“, steht darauf geschrieben.
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