Missbrauchsverdacht im Kindergarten: "Eltern im Dunkeln gelassen"
Ein Schreiben von Elternvertretern eines städtischen Kindergartens in Wien-Penzing sorgte am Montag für Aufsehen. In dem Brief berichten die Eltern von "schwerem sexuellem Missbrauch in mehreren Fällen".
Was genau soll passiert sein? Nach KURIER-Informationen steht ein Kindergartenpädagoge im dringenden Tatverdacht, mindestens drei Kinder, darunter ein Mädchen, beim Wickeln und Schlafen, unsittlich berührt zu haben. Zuerst berichtete die Kronen Zeitung über einen Fall.
Die Staatsanwaltschaft Wien ist laut Sprecherin Nina Bussek "seit einem Jahr" über den Vorfall informiert. Wann es zu diesen Vorfällen gekommen sein soll, wollte Bussek dem KURIER nicht preisgeben. Bei den Opfern soll es sich um Kinder im Alter zwischen drei und fünf Jahren handeln.
Über den ersten Verdachtsfall haben die Eltern des betroffenen Mädchens bereits im März 2021 die Kindergarten-Leitung informiert. Die Causa landete bei der MA 10 (Kindergärten) und der MA 11 (Kinder- und Jugendhilfe). Der Mitarbeiter wurde vom Dienst mit Kindern abgezogen und bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.
Nicht informiert wurden jedoch ein Jahr lang die Eltern der anderen Kinder. Sie sind nun hell empört, wie aus dem Schreiben hervorgeht, das dem KURIER vorliegt. Man wurde "im Dunkeln gelassen", heißt es darin.
Daniela Cochlár, Leiterin der MA 10, weist den Vorwurf der Vertuschung zurück: Aus der damaligen Faktenlage sei es "aus fachlicher Sicht" nicht angebracht gewesen, auch die anderen Eltern zu informieren. „Wie man hier vorgeht, ist aber immer eine schwierige Einzelentscheidung.“
Die Lage habe sich erst geändert, als zuletzt aus Elternkreisen zwei weitere Verdachtsfälle bekannt geworden seien. "Hätten wir im März 2021 diese Information gehabt, hätten wir damals schon breiter informiert", sagt Cochlár.
Angesichts der neuen Entwicklung habe man nun auch Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) informiert. Dieser verspricht nun eine "umfassende und transparente Information" der Eltern. Dazu soll unter anderem kommenden Donnerstag ein Elternabend stattfinden.
Dass der betreffende (langjährige) Mitarbeiter nur versetzt und nicht suspendiert worden sei, erklärt Cochlár mit arbeitsrechtlichen Notwendigkeiten. Eine Entlassung sei erst möglich, sollte sich der Verdacht gegen ihn erhärten. Dass es vonseiten der MA 10 eine Anweisung an die Eltern gegeben habe, nicht mit Medien über die Causa zu sprechen, dementiert sie.
Besorgte Eltern
Mehrere Eltern meldeten sich jedenfalls bei Rechtsanwalt Johannes Bügler. Darunter auch ein Ehepaar, das im Unklaren ist, ob ihre zwei Kinder Opfer des Mannes waren. Weiters hat sich eine Mutter gemeldet, deren Kind sich seit einiger Zeit sehr auffällig verhalten hat und nicht „ohne Medikation aufs Klo gehen kann“, erzählt Bügler im KURIER-Gespräch.
Am Dienstag soll es zu einem gemeinsamen Termin des Anwalts mit den besorgten Eltern kommen, die Details zu den Vorfällen haben könnten. Ein Fragenkatalog, den Anwalt Bügler im Namen seiner Mandanten an die MA 10 geschickt hat, blieb bis Montagnachmittag unbeantwortet.
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