Emotionales findet man darauf nicht. Weder die Namen der Opfer, noch ein Zitat, auch keine künstlerische Interpretation. „Ein Meisterwerk an Kreativität ist das nicht“, sagt jemand, der sich mit Denkmälern auskennt. Allerdings nicht offiziell. Die Causa ist dann doch etwas heikel.
Vier Grablichter stehen Mittwochmittag vor dem neuen Gedenkstein. Ein paar vertrocknete, gelbe Rosen liegen neben dem Baum dahinter.
Es kommen noch immer Menschen am Tatort in der Innenstadt vorbei. Manche verwenden ihre Mittagspause, um sich ein Bild vom Gedenkstein zu machen, manche lassen sich auch damit fotografieren.
Die Kritik am Gedenkstein stößt sich nicht nur an der Gestaltung, sondern vor allem daran, wie dieser enthüllt wurde. Nämlich ausschließlich im Beisein von Politikern. Angehörige der Opfer und Verletzte des Anschlags waren nicht zur Enthüllung geladen.
Auch die Eltern von Nedzip V., der beim Attentat starb, waren nicht eingeladen. „Das hat sie auf alle Fälle verletzt“, sagt ihr Anwalt Mathias Burger. Sie hätten den Eindruck gewonnen, dass das Gedenken einzig „politisches Gehabe ist und die Opfer vergessen werden.“
Dass keine Angehörigen eingeladen wurden, erfolgte laut einem Sprecher des Bürgermeisters aus Datenschutzgründen- und zwar ausschließlich. Der Stadt liegen die Namen der Opfer nicht offiziell vor, die Kontaktdaten zu deren Angehörigen schon gar nicht.
Wie also die Angehörigen auf datenschutzkonformem Wege erreichen? Etwa, um sie zu fragen, ob die Namen der Opfer eingraviert werden dürfen. Oder, um sie einzuladen.
Aber selbst da hätte man sich schwergetan. Denn: Wer gilt als Angehöriger? Nur die Eltern? Auch Freunde? Wo fängt Angehörigsein an – und wo hört es auf?
Zwar hätte man sich mit einem offiziellen, für alle zugänglichen Akt zumindest die Kritik an der Einladungspolitik erspart. In Corona-Zeiten eine Menschenansammlung zu riskieren, wäre aber wohl auch nicht unkommentiert geblieben. Bleibt also noch die Kritik am Stein selbst.
Seine Gestaltung sei „bewusst schlicht“ ausgefallen, sagt ein Sprecher des Bürgermeisters. Je größer das Denkmal, desto mehr Aufmerksamkeit für den Attentäter – ist das eine zulässige These? Heidemarie Uhl kann ihr zumindest „etwas abgewinnen“.
Uhl ist Historikerin an der Akademie der Wissenschaften, die Expertin für Gedächtnisforschung, und Vorsitzende der Denkmalkommission der Stadt Wien. Eingebunden in die Konzeption des Terrordenkmals war sie aber nicht.
Dass die Stadt ihr Wappen auf dem Gedenkstein verewigte, überrascht sie nicht. „Die Stadt ist der Stifter, das anzugeben, ist üblich.“ Dass sich manche Kreativeres erwartet haben, könne sie dennoch nachvollziehen.
Von einer künstlerischen Gestaltung hat die Stadt aber bewusst abgesehen. Sie hätte ausgeschrieben werden müssen, das Verfahren hätte Monate gedauert, heißt es aus dem Büro von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ).
Man wollte schnell ein Zeichen setzen.
Mitarbeit: Magdalena Willert
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