Kein Asyl für Nachtschwärmer: Ein Kultlokal schließt seine Pforten

Kein Asyl für Nachtschwärmer: Ein Kultlokal schließt seine Pforten
Das Nachtasyl sperrt zu - wahrscheinlich für immer. Zu seinen Gästen zählten einst Vaclav Havel, Nick Cave oder Karl Schwarzenberg. Ein Nachruf.

Es muss ein Abend kurz nach der Einführung des Rauchverbots gewesen sein. Etwa 30 Jugendliche standen in der Stumpergasse in Wien-Mariahilf auf der Straße und auf dem Gehsteig herum. Es wurde geredet und geraucht. Bierflaschen wurden herumgereicht und manche machten Musik mit mobilen Boxen.

Es waren die Gäste des legendären Nachtasyls.

Noch war man die neue Gesetzeslage an jenem Abend nicht gewohnt. Die Securitys am Eingang wussten nicht recht, ob Biergläser mit ins Freie genommen werden dürfen oder nicht; die Nachbarn waren erzürnt.

Plötzlich rasten Polizeibusse heran - etwa genau so viele Polizisten wie Besucher standen sich gegenüber. Etwa 15 Minuten schaute man sich gegenseitig ratlos an. Bis dann einer der Polizisten etwas murmelte wie: "So was werden wir jetzt öfter haben - seid halt ein bisschen leiser."

Die Beamten rückten ab.

Heimat der Heimatlosen

Es war ein Abend wie es zu Hauf gab in dieser Institution nahe der Mariahilfer Straße. Im "Nachtasyl" traf man auf eine eingeschworene, aber vielseitige Community.

Das Lokal bot jedem eine Heimat. Konsumzwang gab es nicht. Vom Obdachlosen, den Asylwerbern, Künstlern und Studenten bis zum Mann in Arbeitshosen oder der Frau mit künstlichen Fingernägeln und blonder Haarverlängerung fühlte sich hier jeder wohl.

Und gleichzeitig hatte man beim Betreten immer das Gefühl, irgendwie etwas Verbotenes zu tun. 

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