Heißer Juli brachte Ansturm auf die Wiener Freibäder
"Gespräche über das Wetter sind die letzte Zuflucht des Fantasielosen", soll der Schriftsteller Oscar Wilde einst gesagt haben. Freilich: In Zeiten von Hitzetag- und Tropennacht-Rekorden kommt kaum einer um das Thema herum. Immerhin bescherte uns der Juli in Ostösterreich eine Menge Tage mit strahlend blauem Himmel, Sonnenschein und Temperaturen über 30 Grad.
Wer berufsbedingt besonders gerne über das Wetter spricht, sind die Freibadbetreiber. Wie die Saison in Wien bisher gelaufen ist? Eine Zwischenbilanz.
"Wir haben aufgeholt“, ist das erste, was Martin Kotinsky, Sprecher der Wiener Bäder, zur heurigen Saison sagt.
Zur Erinnerung: Der Start war sozusagen ein Bauchfleck. Mit 115.000 Besuchern war der Mai sogar der drittschlechteste seit 1990. "Mit 17. Juni ist die Saison dann so richtig losgegangen. Der heurige Juni war sogar besser als der im Vorjahr", so Kotinsky. Der stärkste Tag der bisherigen Saison war übrigens der 29. Juni mit 74.823 Badegästen.
Was den Juli betrifft, warte man noch auf die Besucherzahlen der letzten Tage des Monats. Rund 751.000 Badegäste verzeichnete man im Juli 2023 in den städtischen Bädern – heuer liege man aktuell bei 678.000: "Mit viel Glück könnten wir es noch schaffen."
Sogar ein Einlass-Stopp war nötig
Auch im privat geführten Schönbrunner Bad zeigt sich Manager Marco Ebenbichler mit dem Juli zufrieden: Am vergangenen Samstag, an dem die Temperaturen in Wien um die 35 Grad lagen, gab es zwischenzeitlich sogar einen Einlass-Stopp: "Ich kann mich gar nicht erinnern, wann das das letzte Mal nötig war", erzählt er.
- Platz 1: Gänsehäufel mit 376.641 Besuchern im Jahr 2023
- Platz 2: Kongreßbad mit 139.471 Besuchern im Jahr 2023
- Platz 3: Strandbad Alte Donau mit 114.667 Besuchern im Vorjahr
Mit 2.200 Badegästen sei man zwar noch nicht an die Kapazitätsgrenze gestoßen. Doch normalerweise herrsche ein Kommen und Gehen. Nicht so an diesem Samstag: "Es sind immer weiter neue Badegäste gekommen, aber kaum jemand ist gegangen. Bei der Hitze wollte sich jeder im Wasser abkühlen."
Gegen 17.15 Uhr habe man dann vorübergehend den Einlass stoppen müssen. "Das tut mir und auch den Kunden weh, aber man muss auch an die Sicherheit denken", erklärt Ebenbichler.
Ansonsten sei er aber erleichtert, dass der Juli so gutes Wetter brachte. Immerhin werde der Betrieb laufend teurer. „Auch wenn die Stromkosten wieder etwas gesunken sind, sind sie doch noch höher als früher“, schildert Ebenbichler.
Nach dem schwachen Mai sei er daher froh, dass es wieder viele Menschen ins Bad zieht. 15.000 Gäste waren es im Juni, mehr als 24.000 bereits im Juli. Damit habe man den Juli des Vorjahres übrigens schon um 100 Gäste übertroffen. "Unser stärkster Tag war der 14. Juli, da hatten wir eine Poolparty", so Ebenbichler.
Saisonkarten sind weniger, Kabinen sehr gefragt
Was übrigens beide beobachten, ist, dass Saisonkarten heuer tendenziell etwas weniger gefragt waren: "Das schlechte Wetter im April und Mai hat nicht unbedingt dazu angeregt, sich eine Saisonkarte zu kaufen", sagt Ebenbichler und lacht.
Es sind immer weiter neue Badegäste gekommen, aber kaum jemand ist gegangen. Bei der Hitze wollte sich jeder im Wasser abkühlen.
Kotinsky wiederum beschreibt, dass in den städtischen Bädern mittlerweile vor allem Halbjahreskarten gefragt seien: "Mit denen kann man nämlich nicht nur in ein Bad, sondern in alle." Sehr gefragt seien hingegen Kabinen am Wasser im Gänsehäufel oder im Strandbad Alte Donau: "Da haben wir sehr viele Vormerkungen."
Beide hoffen nun auf einen schönen August: "Das wäre schon wichtig", sagt Kotinsky. "Wir haben ja auch schon Sommer gehabt, da war der 3. August der letzte Badetag."
Glaubt man aber Experten, die berufsbedingt viel über das Wetter reden, bescheren uns kommenden Tage erneut Temperaturen mit bis zu 30 Grad.
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