Ist es schon zu viel? Das halten Wiener von Touristen

Weihnachtsimpressionen
Neue Studie stellt Wien beim Tourismus ein gutes Zeugnis aus. Einheimische sind zum Teil kritischer, zeigt KURIER-Umfrage.

Wie können Städte "Overtourism", also der problematischen Entwicklung von Massentourismus, vorbeugen? Was tun, wenn Einheimische auf den Straßen rund um die Sehenswürdigkeiten keinen Platz mehr haben? Roland Berger hat Maßnahmen präsentiert. Ergeben haben sich diese aus einer Studie im Auftrag der Österreichischen Hoteliervereinigung erstellt hat.

Die Erkentnisse: Städte können proaktiv Maßnahmen setzen. Dazu gehört: die Tourismus- mit der Stadtplanung koordinieren oder auch Anreize in Gebieten mit weniger Tourismus zu schaffen.

Doch wie wird Wien aktuell bewertet?

Roland Berger hat die untersuchten Städte in sechs Kategorien eingeteilt. Und dabei zeigte sich: Wien ist ein "Shining Star". Salzburg hingegen schneidet schlecht ab.

Ist es schon zu viel? Das halten Wiener von Touristen

Die Stadtplanung in Wien, zeigt die Studie, reagiert auf die touristischen Entwicklungen. So bewirbt der Wien Tourismus im Ausland die Ausflugsziele am Stadtrand, um die Ströme zu entzerren.

Insgesamt konnte Wien 15,5 Millionen Nächtigungen im Jahr 2017 verbuchen. Allein dieser Allzeit-Rekordwert lässt erahnen, welch enorme wirtschaftliche Bedeutung der Tourismus hier hat. Im Vorjahr lag der Netto-Nächtigungsumsatz der Hotellerie bei 792 Millionen Euro.

Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner erklärt, dass die Stadt seit Jahren als Premium-Destination vermarktet werde. Sie spreche als Kunst- und Kulturstadt ein Publikum an, das sich für qualitätsvolle Angebote und hohe Lebensqualität interessiere. 

Ist es schon zu viel? Das halten Wiener von Touristen

Beachtlich ist auch die direkte und indirekte Wertschöpfung aus dem Tourismus. Laut Statistik Austria und dem Wifo lag sie im Jahr 2015 bei 3,67 Milliarden Euro.

Im Jahr 2017 waren in Wien 92.611 Personen im Tourismus beschäftigt.

Auch in der großen Wien-Tourismus-Umfrage im Frühjahr 2017 gaben 90 Prozent der befragten Wienerinnen und Wiener an, dass die Stadt vom Tourismus profitiere. Drei Viertel gaben auch an, dass sie selbst gerne in anderen Städten Touristen seien.

KURIER-Umfrage

Aber was sagen die Wienerinnen und Wiener zur Situation? Der KURIER hat die Leserinnen und Leser - online und auf der Straße befragt.

Mit Stand 14.30 Uhr meinen 56,83 Prozent (545 Stimmen), dass sie die Innenstadt aufgrund der vielen Touristen bereits meiden würden. 23,34 (225 Stimmen) finden es toll, dass so viele Menschen Interesse haben, Wien zu sehen. Und 20,12 Prozent (194 Stimmen) ist es - nach typisch Wiener Manier - "wuascht, Wien bleibt Wien, ob mit Touristen oder ohne."

Auf der Straße zeigte sich ein leicht anderes Bild:

Sind Sie von Touristen genervt?

Ein paar sind also doch bereits von der Situation genervt. Für sie hat der KURIER ein paar Ruheoasen herausgesucht, in denen sie auch in der stressigen Vorweihnachtszeit, von der Hektik wenig mit bekommen

Ruheoasen in der City

Entspanntes Durchlüften am Donaukanal

Wo sich im Frühling, Sommer und Frühherbst die Wiener (und auch andere) drängen, ziehen des Winters fast nur mehr Läufer ihre Runden. Am Donaukanal kann es schon mal sehr angenehm leer sein. Wer dennoch Sehnsucht nach Gesellschaft, Essen und Trinken hat, geht in die Lokale, wo noch Licht brennt.

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Sizilianische Krippe in der Minoritenkirche

„Der Anblick dieser Weihnachtskrippe vermag den Betrachter ohne Zweifel in eine meditative Stimmung zu versetzen“, sagen die Padres der Minoritenkirche über ihre historische Darstellung Christi-Geburt. Schon der allein der Weg dahin – über den Minoritenplatz – ist ruhig. Die Kirche selbst zählt auch nicht zu den Orten, die sich Touristen am häufigsten aussuchen.

 

Ohne Hektik im Goldenen Quartier

Hier ist es ruhiger, als es den Verantwortlichen lieb ist. Das Goldene Quartier mit Luxusshops unweit des Graben und Kohlmarkts. Während sich hier die Touristen drängen, huschen nur ab und zu ein paar (Luxus-)Mode-Freaks aus einem der Geschäfte. Und auch vor oder in lauten Lokalen droht kein akustisches Ungemach – es gibt einfach keine mehr. Wer danach noch Gusto auf einen Punsch hat, geht ins gegenüberliegende Schwarze Kameel auf einen Drink. Hier trifft sich die Wiener Schickeria, mit der Beschaulichkeit ist es aber dann vorbei.

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