Heizschwammerl: Stadtpolitik erhöht Druck auf Gastronomen

Heizschwammerl: Stadtpolitik erhöht Druck auf Gastronomen
Die Innere Stadt fordert von den Gastronomen, die Winterschanigärten heuer nicht zu beheizen.

Ausgerechnet der 1. Bezirk in Wien – die Heimat renommierter Nobel-Restaurants und Hort verruchter Nachtlokale – prescht jetzt vor. Im kommenden Winter will die Innere Stadt das umsetzen, was Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) gerne in ganz Österreich hätte: dass die Heizschwammerl in den Schanigärten abgedreht werden. Oder gar nicht erst aufgedreht.

In der Bezirksvertretungssitzung am Mittwoch brachten die Bezirks-Grünen einen Antrag ein. Alle Gastronomen des 1. Bezirks sind demnach angehalten, auf Heizstrahler im Winter zu verzichten. „Heuer wäre das angesichts der Energiekrise vollkommen unverständlich, geradezu eine Provokation“, sagt der grüne Klubobmann im 1. Bezirk, Alexander Hirschenhauser, zum KURIER. Und solange niemand eine Außenheizung betreibe, entstehe auch keinem Betrieb ein Wettbewerbsnachteil.

Der Antrag wurde von allen im Bezirksparlament vertretenen Parteien angenommen. Auch Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) ist dafür: Manche Gastronomiebetriebe hatten schon im Vorfeld angekündigt, ihre Heizstrahler in diesem Winter nicht in Betrieb zu nehmen. Darunter etwa Berndt Querfeld, Chef des traditionsreichen Café Landtmann, der heuer nur Decken und Lammfelle auflegt.

Freilich: Verbieten kann der Bezirk die Heizschwammerl nicht. Auch die Stadt Wien kann das nicht. Das Aufstellen ist bundesgesetzlich geregelt und fällt in die Gewerbeordnung (damit in die Zuständigkeit des Wirtschaftsministers) bzw. über das Energieeffizienzgesetz in die von Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne).

Appell, kein Verbot

Soll heißen: Solange kein bundesweites Verbot kommt, können die Wirte selbst entscheiden, ob sie die Heizschwammerl abdrehen. Oder eben nicht.

In Wien hat man deshalb zuletzt nicht nur – wie berichtet – die Heizschwammerl-Abgabe verdoppelt (ab 1. Jänner zahlen Gastronomen für jede begonnenen 4-kW-Nennanschlussleistung 120 Euro statt 62 Euro, Anm.). Sondern schon im Sommer versucht, den Druck auf die Gastronomie etwas zu erhöhen.

In einem Schreiben des Magistratischen Bezirksamts des 1. und 8. Bezirks an die Fachgruppe Gastronomie bittet man die Wirtschaftskammer um Beistand: „Ein Beheizen von Freiflächen wird in der aktuellen Situation von der Bevölkerung kritisch gesehen. Hier braucht es Aufklärung, Selbstverantwortung und Rücksichtnahme.“ Die Wirte sollen ihre Heizschwammerl abdrehen, und zwar freiwillig.

Dunkle Auslagen

Laut Handelsverband wird heuer noch etwas ganz anderes freiwillig abgedreht, nämlich das Licht: In einer Umfrage unter Kaufleuten gaben 64 Prozent an, ganz auf die Weihnachtsbeleuchtung im eigenen Geschäft zu verzichten. Jeder zweite will die Leuchtreklame 30 Minuten nach Ladenschluss abdrehen. Und 74 Prozent werden laut Umfrage die Raumtemperatur in ihren Verkaufsflächen auf 18 bis 19 Grad senken.

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