Warum das Heizschwammerl viel älter ist als gedacht
So schnell kann es gehen: Vom hochgejubelten Heilsbringer während der winterlichen Ausgangsbeschränkungen und Retter der Raucher im Winter zum tiefen Fall als Strom- und Gasfresser in der derzeit etwas angespannten Energie-Lage des Landes. Von den Klimasünden, die die mobilen Wärmespender verursachen, gar nicht erst zu reden. Richtiggehend ein Spaltpilz sind sie für manche geworden. Auf jeden Fall ist mit den Heizschwammerln momentan kein Staat zu machen. Der denkt allerdings gerade ein Verbot an, was wiederum manche Gemüter hochkochen lässt. Vor allem in der Gastronomie, die, wieder einmal, um ihre Umsätze fürchtet. Das überrascht irgendwie – so vertraut wirken sie, doch allzu lange gehören die Heizgeräte für draußen noch gar nicht zur Standardausstattung im Stadtbild.
Um die Jahrtausendwende tauchten sie in Mitteleuropa auf. Nachdem ein Berliner Taxifahrer das Urschwammerl in einer schwedischen Fußgängerzone entdeckte, eines der seltsamen Dinger kaufte und mit nach Deutschland brachte. Wo er sich den Namen „Heizpilz“ prompt schützen ließ. Und dann vom Rauchverbot in der Gastronomie profitierte.
Bunsenbrenner
Doch das ist noch nicht der wahre Beginn der Kulturgeschichte des Heizschwammerls, und auch die Frage des Erfinders ist noch nicht geklärt. Dafür muss man bis Mitte des 19. Jahrhunderts zurückblicken. Allerdings nicht nach Schweden, sondern nach Großbritannien. Dort finden sich um diese Zeit bereits Gasheizanlagen, die ähnlich einem Bunsenbrenner auch im Freien funktionierten.
Auch die heutigen Schwammerln, die mit Gas (Propan- oder Butangaskartuschen) betrieben werden, arbeiten nach diesem Prinzip: Das Gas erhitzt das umgebende Blech, das meist Löcher hat, die Strahlungswärme gelangt in die Umgebung. Ersatz dazu boten in den vergangenen Jahren elektrische Strahler, die mit Infrarottechnik wärmen. Diese hängen aber am Stromnetz. Alternativen? Wärmer anziehen, könnte man spontan raten und auf den guten, alten Zwiebellook verweisen. Oder wieder die Schweden: Dort sollen für kurze Aufenthalte im Freien mitunter vorgewärmte, warme Mäntel gereicht werden.
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