Wiener Fernbusterminal steht vor dem Aus
Eigentlich sollte er bereits 2027 in Betrieb gehen, nun steht das Prestigeprojekt der Stadt vor seinem (vorläufigen) Aus: Wie der KURIER erfahren hat, haben die Investoren für den neuen geplanten Fernbusterminal vorerst einen Rückzieher gemacht.
Aufgrund von "Einbrüchen im Markt für Immobilieninvestoren" seien sie nicht in der Lage, das Projekt zu stemmen. Das bestätigt die Wien Holding, die das Projekt für die Stadt abwickelt.
Ist der Fernbusterminal damit endgültig gescheitert?
Seitens der Stadt ist man jedenfalls grob verärgert: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und unseren Teil der Vereinbarung erfüllt", sagt ein Sprecher der Wien Holding. Bis zuletzt sei bei den Verhandlungen alles gut gelaufen, es gebe einen fertigen Baurechtsvertrag. "Nur die Unterschrift hat noch gefehlt." Auch die Flächenwidmung sei bereits abgesegnet.
Kurzfristig informiert
Dann hätten die Investoren die Stadt kurzfristig informiert, dass es Probleme gebe: Die Teuerung und die gestiegenen Baukosten seien Schuld.
➤ Weiterlesen: Warum private Investoren den Terminal bauen sollen
Aus einem langwierigen, EU-weiten Vergabeverfahrens war vor einigen Jahren die "Donau Busterminal Realisierung GmbH" der beiden Unternehmer Ariel Muzicant und Markus Teufel als Sieger hervorgegangen. Sie wollen - oder wollten - den Fernbusterminal im Rahmen einer Public Private Partnership privat finanzieren, Liegenschaftseigentümer bleibt weiter die Stadt.
Den Zuschlag für den Betrieb erhielt die BGR Busterminal GmbH, hinter der sich drei bekannte Verkehrsunternehmen verbergen: Blaguss, Gschwindl und Dr. Richard.
Von Rückzieher könne keine Rede sein, sagt Muzicant zum KURIER. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage müsse man aber die Parameter anpassen. "Wir sind in Gesprächen, damit das Projekt realisierbar bleibt."
Pannenreiches Projekt
Ein neuer Standort konnte aber jahrelang nicht gefunden werden. Unter anderem auch, weil Bezirke ihre Anrainer vor dem zu erwartenden Lärm schützen wollten.
Geplante Eröffnung: 2025. Schon vergangenes Jahr zeichnete sich eine Verzögerung ab. Der Baustart sei erst 2024 möglich, eröffnet werden könne erst 2027, musste man eingestehen. Jetzt ist auch dieser Zeitplan obsolet.
Wie geht es weiter?
Ganz hat die Stadt die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich die Investoren noch zum Fernbusterminal bekennen: Man habe beschlossen, dem Projekt eine "sechsmonatige Nachdenkpause" zu verordnen.
In dieser Zeit wolle man weitere Gespräche darüber führen, wie man doch noch ans Ziel komme. "Wir gehen davon aus, dass das Projekt von den Investoren doch noch gestemmt werden kann", so der Wien-Holding-Sprecher. Klingt nach Zweckoptimismus. Denn: An den Konditionen kann man nachträglich nicht wirklich schrauben, das lassen die strengen Vorgaben des Vergabeverfahrens nicht zu.
Auch Muzicant signalisiert Bereitschaft: "Wir haben bereits einen hohen Millionenbetrag in die Realisierung des Fernbusterminals investiert. Das gibt man bestimmt nicht auf."
Wenn man scheitert, beginnt das Verfahren (fast) von vorne. Ein Szenario, dass für die Stadt weitere Kosten und erhebliche Verzögerungen bedeuten würde. Man müsste in einem neuerlichen (abgekürzten) Verfahren einen neuen Investor finden.
Der Termin ist ein Mega-Projekt: Er ist etwa für den Tourismus neben dem Flughafen und dem Hauptbahnhof das dritte wichtige Standbein. Vor der Pandemie nutzen für die Fahrt nach oder ab Wien pro Jahr rund fünf Millionen Passagiere einen Bus.
So sieht der Entwurf aus
Der Entwurf, der 2021 präsentiert wurde: Das architektonische Herzstück soll eine markante Dachkonstruktion sein, die aus abwechselnd verglasten und begrünen Flächen besteht. Ein Weg über das Dach durch den dort angelegten Park verbindet das Stadion Center, das Donauufer und den nahe gelegenen Prater.
Darunter verbergen sich die beiden Ebenen des Terminals: Im Erdgeschoß die Anfertigungszone, also Ticketverkauf, Gastronomie und Geschäfte, Wartebereiche und Schließfächer. Im Untergeschoß befinden sich die voraussichtlich bis zu 34 An- und Abfahrtsstationen der Busse.
Am Ende der Engerthstraße entsteht ein 90 Meter hoher Bau, der Büros und ein Hotel beherbergen wird. Eine bauliche Besonderheit sind die zweigeschoßigen Gebäudeeinschnitte mit begrünten Wintergärten. Weiters wird es eine Rooftop-Bar geben.
Gegenüber, am Handelskai, wird das „Haus am Kai“ stehen. Ein Horizontalbau, in dem unter anderem die Service- und Verwaltungsräume des Terminals untergebracht werden. Für die vier Obergeschoße ist die Nutzung noch offen.
Ob sich all das noch so realisieren lässt, steht nun in den Sternen.
Kommentare