Doch kein "Yamm" am Praterstern: Welches Lokal stattdessen eröffnet
Seit bekannt ist, wie der Wiener Praterstern umgestaltet werden soll – also seit 2019 –, ist auch klar, dass dort ein neues Restaurant eröffnen soll. Konkret: ein zweiter Ableger des vegetarischen Restaurants Yamm, das mit seiner ersten Filiale am Universitätsring beheimatet ist.
Diese Pläne sind nun Geschichte.
Das Restaurant, das Ende des Jahres am „Stern“ eröffnet werden soll, heißt „Habs gut“. Dahinter steckt die Immobilienfirma IES, die zwar auch das Yamm betreibt – ein zweiter Ableger wird das Restaurant aber ganz und gar nicht. „Unser Ziel ist nicht, 27 Shops zu eröffnen“, sagt Martin Rohrbach, der für die Marken- und Konzeptentwicklung verantwortlich ist.
Vielmehr will man sich auf den Platz einlassen, der so unterschiedlich genutzt wird und zuletzt von vielen nur noch als „Hotspot“ wahrgenommen wurde. Stichwort Drogen, Alkohol, Waffenverbot.
Das Lokal soll möglichst alle, die am Praterstern vorbeiziehen, ansprechen. Das „Habs gut“ wird daher ein sogenanntes „Urban Deli“, eine Mischung aus Restaurant, Greißlerei, Bäckerei und Take-away-Lokal.
Wer auf dem Weg zur Arbeit ein schnelles Frühstück braucht, soll sich dort Kaffee und Croissant holen können. Wer nach dem Fitnesscenter noch schnell etwas essen mag, soll sich in der Tagesbar mit gesundem Essen belohnen können. Und wer am Abend Freunde treffen möchte, soll dort lange gemütlich sitzen. (Drinnen ist für 60 Leute Platz, draußen für 85.)
Viel Grün
Der Praterstern soll grüner, umgänglicher, lebenswerter werden. Zuletzt ließ die neu zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) wissen, dass die Pläne, die ihre Vorgängerin Birgit Hebein gemeinsam mit der damaligen Vorsteherin des 2. Bezirks, Uschi Lichtenegger, (beide Grüne) gemacht hat, wohl adaptiert werden. Und zwar großflächig.
Die Pläne für die Umgestaltung der ehemaligen Polizeistation ins „Habs gut“ sind aber fix: Die Form des Gebäudes – es ist ein Oktogon – wird beibehalten.
Insgesamt wird das Lokal eine Fläche von 987 Quadratmetern in Anspruch nehmen. 560 davon werden sich auf den Gastgarten belaufen – der üppig begrünt werden soll: 204 Quadratmeter davon sollen reine Grünfläche werden, also nicht mit Möbeln zugestellt werden.
Ein „Grüngürtel“ rund um das Areal soll als Lärmschutz dienen. Es wird einen großen und fünf kleine Bäume geben, auf das begrünte Dach werden Bienenstöcke für den eigenen Honig gestellt.
Zudem wird ein 160 Quadratmeter großer Naturgarten samt Spielplatz für Kinder aufgebaut: Man will besonders familienfreundlich sein. Deshalb wird es auch eigene Parkplätze geben, allerdings nicht für Autos, sondern für Kinderwägen. Vom Praterstern ist es schließlich nur ein Sprung in die Hauptallee, wo sich viele Eltern oft lange mit ihrem Nachwuchs aufhalten.
Alles bio
Vom Eingang links wird sich die Greißlerei befinden, in der man Gebäck und etwa auch einen Liter Milch kaufen wird können. In der Mitte wird die Tagesbar eingerichtet (für die klassische Stehpartie mit Häppchen). Rechts wird der gemütliche Teil eingerichtet, wo man lange sitzen soll – und das Essen serviert wird.
Wie das "Yamm" wird auch das „Habs gut“ zu 100 Prozent bio-zertifiziert sein wird. Das heißt: Jede Zutat muss biologisch angebaut worden sein. Bei den Speisen wird man sich auf vegetarische und zum Teil vegane fokussieren. Die Zutaten sollen ausschließlich regional und saisonal sein. In Hochbeeten im Garten sollen die eigenen Kräuter für die Küche gezogen werden.
Kann so ein Konzept auf einem Platz mit einem derart schlechten Ruf wie dem Praterstern überhaupt funktionieren?
Es war der 27. April 2018, Michael Ludwig war noch nicht Bürgermeister, aber schon Parteichef der Wiener SPÖ. An diesem 27. April wurde am Praterstern das lang diskutierte Alkoholverbot eingeführt. Unter viel Kritik – auch vom damaligen Koalitionspartner der SPÖ, den Grünen. Von Verdrängung von Randgruppen war die Rede (Grüne), von Populismus (Neos), nur die FPÖ war voll des Lobes und sprach von einem „Sieg der Vernunft“.
Auch nach der Einführung des Alkoholverbots ist es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht unbedingt ruhiger um den Platz geworden, der politisch als „Hotspot“ galt: Im Februar 2019 wurde zusätzlich zum Alkohol- auch ein Waffenverbot verhängt.
Ende Jänner 2020 gab es wieder Aufregung: Vorwürfe wurden laut, die SPÖ habe eine Befragung über das Alkoholverbot geschönt. Und tatsächlich: Um die prozentuelle Zustimmung zum Verbot zu erhöhen, ließ die Stadt die unentschlossen Befragten (immerhin ein Viertel) weg.
Das Ergebnis: Die Zustimmung zum Verbot stieg – um ganze 16,7 Prozentpunkte. Das war die vorerst letzte große Aufregung um den Praterstern.
Seitdem geht es politisch vor allem darum, wie der Platz künftig ausschauen soll. Im August 2020 kündigten die damalige Planungsstadträtin Birgit Hebein und die damalige Bezirksvorsteherin der Leopoldstadt, Uschi Lichtenegger (beide Grüne), schließlich an, dass die berühmte Stangenpergola abgebaut werde – und veröffentlichten die konkreten Pläne für den Praterstern an: 2021 sollten rund um das Tegetthoff-Denkmal ein Grünring gebaut, 45 Bäume gepflanzt, ein Wasserspiel aufgebaut, sowie Markt- und Kulturflächen geschaffen werden.
Die Wien-Wahl im Oktober 2020 machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung: Der nun zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) dürfte das Konzept zu wenig grün sein, sie lässt es überarbeiten. Zuletzt wurden gar die Pläne für die Umgestaltung der Praterstraße von der Website der Stadt genommen.
Die neuen Pläne für den Praterstern dürfte Sima demnächst präsentieren. Dann soll auch feststehen, wann und wie er tatsächlich umgebaut wird.
„Die Lage ist exponiert, ja“, sagt Rohrbach. Aber: „Jeder Platz hat seine Anforderungen.“
Dass sich am Praterstern viele Menschen bewegen, dass dort manche alkoholisiert sind, dass sich dort mitunter Obdachlose aufhalten, das alles sei nichts Praterstern-Spezifisches, sagt Rohrbach. „Diese Themen gibt es an anderen Plätzen auch. Wir glauben, dass der Praterstern mit der Neugestaltung den Switch schaffen kann.“
Und nur weil ein Restaurant in die alte Polizeistation zieht, ist dort ja kein Mangel an Beamten zu befürchten. Sie ziehen gleich gegenüber des „Habs gut“ in ihre neue, moderne Inspektion. Und werden – wie das Lokal – von Montag bis Sonntag vor Ort sein.
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