Derby-Stimmung im Gericht: Watschen für angeblichen Rapid-Fan

Derby-Stimmung im Gericht: Watschen für angeblichen Rapid-Fan
Ein 15-Jähriger verließ die Generali-Arena mit einer blutigen Nase - bedingte Strafe für Austria-Fan; nicht rechtskräftig.

Man hat es nicht leicht als Fußballfan in Wien: Höfliches Fan-Geplänkel gibt es unter den Anhängern von Rapid und Austria keines. Schon eher wird mit den Fäusten gesprochen. So wie am 3. September in der Generali Arena.

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Zumindest bei Teilen der Zuschauer spielte das Match Austria Wien vs. Austria Klagenfurt eine untergeordnete Rolle. Hatte man doch im Hardcore-Fansektor der Austria einen mutmaßliche Rapid-Anhänger ausgemacht. Der 15-jährige Bursche verließ das Stadion mit Nasenbluten und eindeutigen Worten zum Abschied: "Beim nächsten Mal bring ich dich um!"

Entsprechend ist im Landesgericht für Strafsachen in Wien am Mittwoch unter anderem schwere Körperverletzung und Nötigung angeklagt.

Als Beschuldigter nimmt ein 26-Jähriger auf der Anklagebank Platz. Er soll dem späteren Opfer ein paar Watschen verpasst haben und ihn schließlich nach draußen eskortiert haben. 

"Retter in violett"

Der Angeklagte schildert das anders: "Ich habe einen Tumult bemerkt und wollte helfen." Jugendliche hätten den 15-Jährigen umzingelt und auf ihn eingeschlagen - da habe er ihn aus der "Gefahrenzone" gebracht. "Ein Retter in violett also", stellt Richterin Martina Krainz fest. 

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Einen Teil davon bestätigt auch das spätere Opfer, der 15-Jährige. "Aber als er mitbekommen hat, dass sie glauben, dass ich ein Rapidler bin, hat er auch hingehaut." 

Ob er denn Austria-Fan sei, fragt die Anwältin des Angeklagten. "Ich verfolge die Austria", sagt der Bursch. "Waren Sie Rapidler?" - "Früher einmal als kleines Kind." Da hakt die Anwältin ein. "Auf Ihrem Facebook-Konto haben Sie aktuelle Rapid-Bilder!"

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"Das ist mir völlig wurscht!", schreitet die Richterin ein. "Es geht um die Glaubwürdigkeit!", versucht es die Anwältin noch einmal.

Rapid-Bettwäsche

Ob das Opfer nun Rapid- oder Austria-Anhänger ist, bleibt strittig. Doch ausgerechnet Bilder von Rapid-Bettwäsche auf seinem Handy dürften ihn in die Bredouille gebracht haben.

"In Szene-Kreisen ist gesagt worden, dass er Informationen sammeln wollte, dass er zum Ausspionieren gekommen ist", erzählt der Angeklagte über das Opfer. "Wofür?", ist die Richterin irritiert. "Das kann ich Ihnen leider nicht beantworten."

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Nach 90 Minuten im Gerichtssaal verkündet Richterin Krainz das Urteil: 12 Monate bedingt für den angeklagten Austria-Fan. Nicht rechtskräftig.

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