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Als Herr K. in den Gerichtsaal gebracht wird, trifft er auf alte Bekannte. Verwandte und Freunde sind ebenso gekommen, wie Ermittler - die Herrn K. über die Jahre begleitet haben. Herr K. grüßt freundlich, schüttelt die Hand. Er hat sich für den Prozess herausgeputzt. Er trägt einen grauen Anzug, die schwarzen Lederschuhe blitzen.
Doch recht rasch verfinstert sich seine Laune. Spätestens, als die Staatsanwältin den Geschworenen schildert, was im vergangenen Mai passiert sein soll: "Er war total eifersüchtig", berichtet die Anklägerin. Und so hätte es auch immer wieder Streit gegeben, weil die Lebensgefährtin als Kellnerin in einer Bar arbeitete. "Ein mal hat ein Gast sie Schatzi genannt", berichtet die Staatsanwältin. Das will Herr K. so nicht stehen lassen: "Scheißerl hat er sie genannt! So schaut's aus!"
Die Frau beendete die Beziehung schließlich nach fünf Jahren. Doch das konnte der Mann anscheinend nicht akzeptieren. Um 5 Uhr Früh stand er vor der Wohnung der Frau. In einer Hand ein Messer, in der anderen ein Pfefferspray, so erinnert sie sich. Die 58-Jährige rannte nackt ins Stiegenhaus und läutete bei Nachbarn Sturm. Herr K. lief ihr nach. Erwischte sie erst an der Schulter. Insgesamt 18 Schnitte wurden später im Krankenhaus gezählt. Der Großteil im Gesichtsbereich.
Als zwei Nachbarn zu Hilfe eilten, ließ Herr K. von der Frau ab.
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Die Details zu den Verletzungen hört Herr K. nicht so gerne. "Kasperltheater", schimpft er. Und: "Woins mi deppert machen." Und: "Es tut ma eh leid, weil ich sie geliebt habe. Zahl ich halt die Operationen."
Irgendwann hat der Richter Ulrich Nachtlberger genug davon, den Angeklagten ständig zu ermahnen - er lässt ihn abführen. Aber auch die Entourage von Herrn K., die im Zuhörerbereich Platz genommen, fällt auf. Eine Frau macht - verbotene - Tonaufnahmen von der Verhandlung.
Am späten Nachmittag haben die Geschworenen ihr Urteil gefällt: Pensionist K. muss erneut ins Gefängnis. Diesmal lebenslang; nicht rechtskräftig.
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