Wer auf Social Media unterwegs ist und Käse mag, der kennt ihn. Roland Ludomirska, Chef der Käsefachgeschäfte „Crazy Cheese“, war in den vergangenen Wochen auch in den Medien präsent. Der Vorwurf lautet: Ludomirska soll seine Mitarbeiter anweisen, zu viel Käse abzuschneiden.
KURIER:Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?
Roland Ludomirska: Ich finde es ganz schlimm, was da jetzt passiert, diese Hass-Welle gegen Crazy Cheese. Bei den Vorwürfen, die in der letzten Woche von einem Käseblatt, das nur mehr über Käse berichtet, eintrommeln, interessiert mich: Wer setzt so etwas in die Welt? Wir sind sehr darum bemüht, alle Kunden zufriedenzustellen. Und meine Verkäufer haben die Anweisung, nur das zu verkaufen, was der Kunde bestellt. Das Wichtigste ist, dass der zufrieden ist und wiederkommt. Sonst funktioniert es nicht. Meine Mission ist, die Menschen mit meinem Käse glücklich zu machen.
Sie inszenieren sich am Pool, mit Champagner, im Privatjet. Ist Provokation Teil des Geschäftsmodells?
Es soll keine Provokation sein. Es geht darum, das Leben zu genießen. Wenn jemand Crazy Cheese kauft, den am Abend zu einem Gläschen Champagner isst, dann ist das eine Auszeit vom Alltag.
Sie verkaufen besondere Sorten mit besonderen Namen, wie Geiler Bock, Liebeskäse, Crazy Mojito. Was steckt da dahinter?
Das sind meine Kreationen, meine Kunstwerke – und die werden in den Filialen auch wie Kunstwerke präsentiert. Das sind keine normalen Käsegeschäfte, sondern Kunstgalerien. Ich überlege mir, was für ein Käse ankommen könnte. Wir hatten zum Beispiel auch schon Bananenkäse.
Die Käse sind Kunstwerke, sind denn auch Sie eine Kunstfigur? Oder sind Sie privat auch so?
Naja, das behaupten viele. Ich höre immer, ich habe so ein super Marketing. Ich muss Ihnen eines sagen, ich habe gar kein Marketing. Ich mache den ganzen Tag nichts anderes, als das Leben zu genießen.
Ihre Käsekreationen kosten bis zu 44 Euro pro 100 Gramm. Wie kommt das?
Wie gesagt, das sind exklusive Käsesorten, die exklusiv für mich hergestellt wurden. Umso schlimmer finde ich die Unterstellung, ich kaufe den Käse in Holland ein und klebe nur mein Bild drauf. Das ist absoluter Schwachsinn.
Aber der Käse kommt aus Holland?
Ja. Wir haben sogar ein Video darüber gemacht. Ich wollte dieses Konzept eigentlich mit den Vorarlbergern machen. Die haben mich ausgelacht und gesagt, keiner kauft den bunten Käse. Mit meinem jetzigen Großhändler kann ich meine kreativen Ideen umsetzen.
Woher rührt der Erfolg dieser Käsesorten? Ist es die Exklusivität?
Es ist nicht einfach, Käse zu kreieren. Das ist wie bei einem Künstler, der ein Bild malt. Er weiß ja vorher nicht, ob es die Leute fasziniert. Wir hatten auch schon Sorten, die nicht so gut angekommen sind. Der Bananenkäse etwa. Natürlich werde ich sehr viel kopiert. Es gibt viele frustrierte Mitbewerber. Ich sage, das Leben ist viel zu kurz, um sich über den Erfolg anderer zu ärgern. Die sollten sich lieber Champagner in meinem Store bestellen und das Leben genießen.
Warum eigentlich, Roland Ludomirska
Polarisiert
Der 51-jährige gebürtige Wiener Roland Ludomirska weiß sich zu inszenieren. In seinen Werbevideos posiert er im Pool oder Ferrari, oft mit Champagner. Die Videos erreichen bis zu 70.000 Views. Sein Lieblingskäse ist der Crazy Cheese mit Trüffel
Tradition
Ludomirska stammt aus einer Marktfahrerfamilie. Seine Karriere begann am Viktor-Adler-Markt, 20 Jahre lang stellte er auf Messen aus, bis er im März die erste Crazy-Cheese-Filiale eröffnete
200 Filialen will Ludomirska eröffnen, sechs sind es bisher. Am 23. September eröffnet die siebte im Wiener Donauzentrum
Ganz neu sind Sie nicht im Geschäft. Im Gegenteil: Sie kommen aus einer alten Marktfahrerfamilie.
Ich habe 1994 am Viktor-Adler-Markt angefangen, da hatten wir einen Brotstand. Ich liebe es zu verkaufen, mit Leuten zu reden, Leute glücklich zu machen. Meine Tante hat dann zu mir gesagt: „Du, warum verkaufst du nicht Käse?“ Ich hab’ mir das einreden lassen. Ich wollte das erst nicht. Ich habe damals österreichische Sorten verkauft, Emmentaler, Bergkäse. Die sind sofort super angekommen. Käse fasziniert die Leute.
Mittlerweile haben Sie sechs Filialen, 200 sollen es werden.
Ja, aus gutem Grund. Früher habe ich die Leute nur satt gemacht. Aber meine Vision war mehr: Ich will die Leute glücklich machen, ich will unsterblich sein. Ein Vorbild ist Walt Disney. Obwohl er schon gestorben ist, macht Mickey Maus noch immer viele Generationen glücklich. Und so soll es bei Crazy Cheese auch sein. Natürlich hat der Herr Disney auch Geld damit verdient.
Halten Ihre Kunden noch zu Ihnen? Ja, wir haben unsere Fans. Ein Neukunde aber, der nur diesen Shitstorm sieht, der ist verunsichert. Wir wollen aber nicht nur die Stammkunden, nicht nur die Fans, wir wollen ausbauen. Deshalb ist es kompletter Schwachsinn zu behaupten, ich eröffne jetzt sechs Stores, um die Menschen abzuzocken.
„Warum eigentlich“ Aufreger Crazy Cheese: Unternehmer Roland Ludomirska über Kritik, Käse und sein Leben.
Am 2. 9. um 19.30 Uhr auf schauTV, KURIER.at
Kommentare