Gekommen ist es nun doch ganz anders. Viele Besucher zahlen die überteuerten Punschpreise (siehe unten), die Märkte sind so voll wie nie. Oder fühlt es sich nach der Corona-Pause nur so an, weil wir sensibler geworden sind? Wiens Hotels sind mit weit über 70 Prozent jedenfalls besser gebucht als im Rekordjahr 2019. „In den letzten drei Wochen gab es einen Push, den wir so nicht erwartet haben. Allein im Dezember gab es ein Plus von 30 Prozent. Die Christkindlmärkte ziehen wieder“, erklärt Dominic Schmid, Obmann der Wiener Hoteliers.
Das gilt für ganz Österreich. In der Altstadt von Salzburg quälten sich vergangenes Wochenende wieder zahlreiche Reisebusse durch die Straßen, um Touristen so nah an den Christkindlmärkten wie möglich abzusetzen. Auch Autofahrer stießen in der Stadt an die Grenzen der Park-Kapazitäten.
Hunderte Busse erwartet man auch in Tirol. Rund um Maria Empfängnis strömen alle Jahre wieder zahlreiche italienische Reisegruppen auf die Christkindlmärkte. Robert Neuner, der die Märkte in der Innsbrucker Altstadt organisiert, rechnet damit, „dass 300 bis 400 Busse Innsbruck ansteuern werden.“
Kein Verkehrschaos, aber einen Besucherboom erlebt man in Baden. „Wir bemerkten definitiv, dass heuer besonders viele Besucher kommen. Sowohl in die Innenstadt als auch zum völlig neu aufgestellten Angebot im Kurpark.“ Was man in Baden erlebt, gilt in Wien erst recht, vor allem in Bezug auf Tagestouristen. So ist auch ein halbes Dutzend bayrischer Pensionisten für einen Tag auf den Wiener Weihnachtsmärkten eigens mit dem Bus angereist. Angebot und Preise seien mit jenen in Deutschland vergleichbar, mit einer Ausnahme: „Wir haben mehr Bratwurststände“.
300 Einfahrten
Bustouristen wie sie bringen den Verkehr in Wien bisher nicht zum Erliegen, die temporäre Buszonen würden sich bewähren, wie die Stadt betont. Für die ersten zwei Adventsamstage wurden rund 300 Einfahrtskarten verkauft, heißt es bei der MA 46. Zusätzlich wurden beim Schloss Schönbrunn und am Pierre-de-Coubertin-Platz jeweils rund 200 Busse gezählt. Ein Vergleich mit der Zeit vor Corona sei aber noch nicht möglich.
Eine weite Anreise hat eine Gruppe aus den USA in Kauf genommen. Man hat bereits die Märkte in Nürnberg, München und Salzburg besucht, nun ist Wien dran.
Bei Wien Tourismus freut man sich über die Gäste aus Übersee, wo zuletzt der Nachrichtensender CNN und die Vogue über Wiens Weihnachtsmärkte berichteten. An Adventwochenenden sei die Hotellerie bis zu 90 Prozent ausgelastet. Das könnte dazu führen, dass Übernachtungszahlen und Umsatz des Rekordjahrs 2019 heuer übertroffen werden, ist man optimistisch. Zum Vergleich: Im November und Dezember 2019 gab es in Wien drei Millionen Nächtigungen sowie einen Umsatz von 200 Millionen Euro.
"Revenge Travel"
Erklärt wird der diesjährige Aufwärtstrend mit dem Reisephänomen „Revenge Travel“: „Die Menschen wollen nach der Pandemie umso mehr reisen. Dadurch ist der Städtetourismus so schlagartig, wie er während Corona verschwunden war, auch wieder zurückgekehrt“, schildert Geschäftsführer Norbert Kettner.
Getrübt wird die Vorweihnachtsstimmung jedoch durch die Gefahr von Anschlägen auf Adventmärkte in ganz Europa. Diese sei „sehr hoch“, wie die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst in einem Hintergrundgespräch am Mittwoch informierte.
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