Clubs in Corona-Zeiten: "Techno-Konzerte" mit früher Sperrstunde
Gerald van der Hint nimmt den Spaß ernst. Der Wiener Techno-DJ und Veranstalter (Meat Market) warnt etwa davor, bei seinen Partys auf der Tanzfläche das peinliche „Whoop Whoop!“ zu schreien. Tut man es, fliegt man raus.
Seit einem halben Jahr schlägt er sich mit einem anderen Kaliber herum als unerwünschten Freudenbekundungen: Corona. Das Virus hat dafür gesorgt, dass erst gar keine Stimmung in den Clubs aufkommen kann. Es darf nicht mehr bis in den Morgen dem Exzess gefrönt werden.
Als Linderung für jene, die das Bass-Gewitter im Club vermissen, hat er vor zwei Wochen in der Grellen Forelle ein mit strengen Regeln ausgestattetes „Techno-Konzert“ gestartet. In Vor-Corona-Zeiten waren van der Hints (auch bekannt als Gerald VDH) „Fish Market“-Partys mit mehr als 700 Menschen voll, nun durften nur 200 (inkl. Terrassennutzung) hinein. Bei gestaffelten Einlasszeiten und teilweiser Mundschutz-Pflicht, während ein „Awareness-Team“ aufpasste, dass der Abstand eingehalten wurde. Und es standen Stühle auf der Tanzfläche. Weil eben ein „Techno-Konzert“.
Um eins war Schluss
„Die Stimmung war nach so langer Zeit sehr gut. Doch dann kam der abrupte Stopp“, sagt van der Hint. Denn um ein Uhr Früh war Schluss. Normalerweise beginnt es da erst zu brummen. „Ein Großteil der Leute war so enthusiasmiert und ist dann zu einem illegalen Rave zu einer Brücke weitergezogen. Andere haben in Wohnungen weitergefeiert.“
Nur ein kleiner Teil sei schlafen gegangen. „Wenn die Party bis sechs Uhr Früh dauert, gehen die meisten heim. Auch die Möglichkeit des Contact-Tracings gehe verloren, wenn Menschen anderswo weitermachen. In der Grellen Forelle mussten die Besucher eMail-Adresse und Telefonnummer hinterlegen.
Vor allem dem Winter im Blick müsse etwas passieren. „Da gibt es keine Brücke.“ Denn Party gemacht werde auch ohne Discos. Die steigenden Fallzahlen junger Menschen sei gar nicht anders zu interpretieren. Nachtlokale bräuchten rechtliche Rahmenbedingungen, um ein sichereres Feiern zu ermöglichen. „Herr Minister, übernehmen Sie Verantwortung“, lässt van der Hint ausrichten.
Wirtschaftliche Hilfe
Beim Gesundheitsministerium verweist man darauf, dass man im Austausch mit der Branche sei – und auf ein ZiB2-Interview mit Rudolf Anschober. Man müsse sich darauf einstellen, „dass manches nicht möglich sein wird, und so ein Beispiel ist auch die Nachtgastronomie“, sagte er in der Vorwoche. Es tue ihm weh. „Aber eine Disco für 3.000 Menschen bis sechs Uhr früh, das ist halt nicht die Antwort auf diese Phase, die wir derzeit haben.“ Es sei aber Aufgabe der Politik, den Betrieben wirtschaftlich zu helfen.
Es wird also in Clubs noch mit angezogener Handbremse gefeiert. In der Grellen Forelle gibt es mehrere limitierte „Konzerte“. Auch andere Lokale denken laut Vienna Club Commission über diese Konzepte nach. Und das Werk öffnet ab September für private Feiern – mit 200 Menschen.
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