Biedermeierhaus neben Schönbrunn droht zu verfallen

Ein Gebäude wird renoviert, mit Baugerüsten und Planen verdeckt.
Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) zeigt sich unbeeindruckt. Die Novelle der Wiener Bauordnung wird Herbst 2023 erwartet.

Wenige Schritte vom Meidlinger Tor bei Schönbrunn entfernt, gibt es Sorgen um ein Biedermeierhaus. Derzeit ist das „Kutscherhaus mit Pawlatsche“ mit einer Plane abgedeckt. Man sieht die Fassade in der Schönbrunnerstraße 276 nicht.

Auch die Bögen der Fassade sind unter der Plane abgeschlagen worden, das Dach wurde abgenommen. Anrainer befürchten einen baldigen Abriss. Dem KURIER wurden Unterlagen zugespielt: Bilder von der abgeschlagenen Fassade, die im Sommer 2022 auf Google-Street-View noch zu sehen waren und dem Dach, das von Arbeitern abgetragen wurde und nicht wieder zugedeckt wurde.

Eine Fassade mit bröckelndem Putz und einem Fenster mit zerbrochenem Glas.

Abgeschlagen?

Die schützenswerten Elemente sind jetzt nicht mehr da.

Ein Bauarbeiter auf einer Hebebühne repariert ein beschädigtes Dach.

Arbeiten am Dach

Das Dach wurde abgenommen. Laut Baupolizei sind die Arbeiten vier Jahre lang legal.

Ein zweistöckiges Gebäude mit grauer Fassade und braunen Fensterrahmen.

Sommer 2022

Laut Google-View war die Fassade hier noch intakt.

Eine Straße in einer Stadt mit geparkten Autos und Gebäuden im Hintergrund.

Blick nach Schönbrunn

Auf dieser Seite neben dem Unesco-Weltkulturerbe gibt es keine Ortsschutzzone. 

Ein Gebäude wird renoviert, mit Baugerüsten und Planen verdeckt.

„Diese Methoden kennt man gut“, sagt Georg Scherer, der den Blog Wien Schauen betreibt. Etwa mit der Offenlegung des Daches: Diese Offenlegung wurde von der Baupolizei (MA 37) genehmigt, aber nur um die Geschoßdecken auszutauschen. Das Dach ist aber seit Monaten nicht bedeckt worden. Laut Baupolizei, sei das alles legal: „Es liegt eine zulässige Baustelle vor, die nach Bauordnung 4 Jahre nach Baubeginn fertigzustellen ist“.

 

Eine Baustelle in Wien mit Wohnhäusern im Hintergrund.

In der Radetzkystraße 24 bis 26 wurde ab 2018 ein Haus teilweise abgerissen, während noch Mieter im Haus wohnten. Seit Februar 2022 ist es nicht mehr da.

Das Haus soll nach dem Tod des Eigentümers im Jahr 2018 von einem Bauträger um 2 Millionen Euro erworben worden sein. Der verkaufte im Jahr 2021 um 4.78 Millionen Euro weiter. Jetzt ist es im Besitz der Super-Immo Immobilientreuhand Gmbh.

Auf KURIER-Anfrage, was mit dem Haus geplant sei, möchte man nicht antworten. Der Eigentümer, der gemeinsam mit anderen agierte, kenne man von dem umstrittenen Abriss des neogotischen Hauses auf der Radetzkystraße 24 bis 26. Das Haus im 3. Bezirk gibt es nicht mehr. Auch hier wurde das Dach abgetragen, damals noch mit Bewohner im Haus.

Interessant in Meidling ist, dass das Bundesdenkmalamt im November 2022 das Haus unter Denkmalschutz stellen wollte. Doch bei einem Besuch war der Verfall schon zu groß, heißt es. Wohnbausprecher der Grünen Georg Prack kritisiert konkret, dass das Abdecken des Daches und die Zerstörung der historischen Fassade offenbar während der Phase der Unterschutzstellung des Gebäudes passiert ist und fordert ein Einschreiten der Baupolizei.

ie wiederum sagt, dass man derzeit nicht mehr machen könne. Und auch wenn das Haus nahe zum UNESCO-Weltkulturerbe Schönbrunn stehe, so liegt das Gebäude laut Flächenwidmungsplan nicht in einer Schutzzone. Es handelt sich, laut Scherer, um eine Pufferzone des Weltkulturerbes, die schützenswert wäre. Während auf der anderen Seite in Hietzing umfangreiche Ortsbild-Schutzzonen der Stadt gelten, gibt es diese nicht in Meidling.

Aus dem Büro der Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) zeigt man sich gelassen: Dort rechnet man nicht mit einer Abriss-Zunahme, wie bei der Novellierung im Jahre 2018. Damals wurde es verboten Häuser, die vor 1945 erbaut wurden, abzureißen. Es waren 50 Abrisse im Jahr, derzeit sei man bei 30. Bei der im Herbst geplanten Novelle der Wiener Bauordnung werde eine Art Bauführerschein eingeführt, der KURIER berichtete. Die Baupolizei werde effizientere Tools bekommen für eine bessere Bewachung. Auch derzeit würden Abrissprozesse mindestens ein halbes Jahr dauern. In diesem Fall liege kein Abrissansuchen vor, aktuell gebe es 20 Abbruch-Ansuchen.

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