Bezirksvorsteherin des 4. Bezirks ist „offen“ für Gastro-Meilen
Mit einem außergewöhnlichen Vorschlag machte David Kreytenberg, Wirt im 4. Bezirk, am Freitag im KURIER von sich hören. Weil die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus in Lokalen „unnötig hoch“ sei, in den Gastgärten aber oft zu wenig Platz sei, schlägt er im Sommer Gastgärten auf Straßen aufzubauen.
An einzelnen Tagen (oder am Wochenende) sollen bestimmte Straßenabschnitte gesperrt werden. Auf der Fahrbahn würden dann keine Autos unterwegs sein, sondern Menschen würden dort essen oder einkaufen.
Auf Anfrage des KURIER zeigte sich Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ) „offen“ für den Vorschlag der Wiener Wirte. Straßen für Gastgärten zu sperren könne sie sich vorstellen, wenn die Aktion nicht „zulasten der Anrainer“ gehe.
Auf den Gehwegen müsse ausreichend Platz bleiben, außerdem brauche es ein „Stellplatz-Konzept“, sagt Halbwidl. Das Anrainerparken müsse gleichzeitig ausgeweitet werde.
Im 7. Bezirk ist man ob des Vorschlags eher zurückhaltend. Durch die vielen Klimaschutzmaßnahmen und Umbauten (Neubaugasse, Zieglergasse) ist die Zahl der Stellplätze heuer bereits um 20 Prozent zurückgegangen.
„Dauerflohmarkt“
Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Wien, spart hingegen nicht mit Kritik. „Dann haben wir einen Dauer-Flohmarkt auf der Straße“, sagt er. Trefelik bezweifelt, dass größere Schanigärten dem Ambiente (vor allem dem historischen in der Inneren Stadt) zuträglich seien.
Zudem würden so Geschäfte verdeckt werden. „Wehret den Anfängen“, sagt Trefelik. Er kenne ja das „österreichische Provisorium“. Stichwort: Dauerlösung.
Bei den Gastronomen findet der Vorschlag hingegen durchaus Anklang. „Ich bin dafür, dass die Autos raus aus der Stadt kommen“, sagt Andreas Ebner vom Restaurant Otto Bauer. Das Lokal liegt - wenig überraschend - in der Otto Bauer Gasse im 6. Bezirk, allerdings nicht auf jenem Abschnitt, der bereits verkehrsberuhigt ist
Berndt Querfeld, Betreiber des Café Landtmann findet die Idee „großartig“. Damit Handelsbetriebe nicht verdeckt werden, schlägt Querfeld vor, nach Ladenschluss die Schanigärten der Lokale um die Außenflächen der Geschäfte zu vergrößern. „Ab 18 Uhr, wenn der Handel weg ist.“
Dass solche Lösungen die Autofahrer ausbremsen (und Lieferanten), stört ihn nicht. „Nichts kann man in Wien so einfach fallen lassen wie sein Auto“, sagt Querfeld „als Autofahrer“.
Aus dem Büro der zuständigen Stadträtin, Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) hieß es am Freitag, dass Gespräche zur Vergrößerung von Gastgärten im öffentlichen Raum laufen. Das hatte Hebein vor rund einer Woche angekündigt.
Unterstützung für den Vorschlag gibt's auch von den Neos. Gastro-Sprecher Markus Ornig würde eine "Auto-Diskussion" zwar gerne "aussparen". Wenn das Überleben der Gastronomie aber nur durch Vergrößerung der Gastgärten möglich sei - und daher Parkplätze wegfallen - "ist das halt so", sagt Ornig.
In anderen europäischen Städten sind ähnliche Konzepte in Umsetzung: In Rotterdam können Geschäfte im Sommer Parkplätze als Außenflächen nutzen.
In Berlin werden auf bestimmten Straßen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg am Wochenende „Gastro-Meilen“ aufgebaut. Für Autos ist die Fahrbahn dort dann gesperrt.
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