Fünf Tage war es offen, das Café Museum in der Operngasse. Jetzt ist es wieder geschlossen. An der Eingangstüre hängt ein Zettel:
"Liebe Gäste! Auch wir wünschen uns ein geöffnetes Kaffeehaus. Sobald die Frequenz einen wirtschaftlichen Betrieb erlaubt, sind wir wieder für Sie da."
Die Familie Querfeld bittet stattdessen, in die Cafés Mozart (am Albertinaplatz) und Landtmann (am Universitätsring) auszuweichen.
Das Café Museum nach fünf Tagen wieder zu schließen, sei wirtschaftlich die einzig "weise" Entscheidung gewesen, sagt Cafetier Berndt Querfeld zum KURIER. Der Umsatz habe nur 10 Prozent von üblichen Wert betragen. Im Landtmann ist der Umsatz nur ein Viertel von dem, der unter normalen Umständen erwirtschaftet wird.
"Alles läuft langsamer an, als wir geglaubt haben", sagt Querfeld. In der Inneren Stadt fehlen nicht nur die Touristen, sondern auch die Wienerinnen und Wiener. Noch immer sind viele im Home Office, also noch nicht in die Büros in der Stadt zurückgekehrt.
Viele sind in Kurzarbeit oder arbeitslos, den Besuch im Kaffeehaus können sie sich derzeit schlicht nicht leisten. Und manche, sagt Querfeld, wollen sich den Besuch im Kaffeehaus noch nicht leisten – aus Angst vor Kündigung oder Kurzarbeit.
Was einige Gastronomen im KURIER angekündigt hatten, ist tatsächlich eingetreten. Figlmüller hat noch nicht alle Lokale geöffnet, auch Mario Plachutta war zurückhalten. Nun hat auch die Familie Querfeld das Café Residenz in Schönbrunn gar nicht erst aufgesperrt.
Von den vier Figar-Lokalen in Wien – im 2., 4. und 7. Bezirk – ist derzeit nur das Stammlokal in der Kirchengasse geöffnet. Essen zum Abholen funktioniere zwar ganz gut, aber noch sind nicht alle Gäste zurückgekehrt. "Die Gäste haben Berührungsängste", sagt David Figar.
Manche würden sich am liebsten soweit wie möglich von den anderen Gästen wegsetzen – der Mindestabstand sei ihnen gefühlsmäßig zu wenig. "Es fehlt also ein bisschen das Feeling", sagt Figar. Kommen – essen – schnell wieder gehen. So würden das viele machen.
"Der Österreicher ist noch gehemmt", sagt auch Gastronom Robert Huth. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er eine Reihe an Lokalen: die Gastwirtschaft, das Grill House "Da Max", das italienische Restaurant "Da Moritz" (alle drei in der Schellinggasse), die Rinderwahn-Burgerlokale in der Weihburggasse und am Naschmarkt und das Jamie-Oliver-Lokal am Lueger Platz.
Letzteres hat die Familie nicht aufgesperrt, auch das Grill House in der Schellinggasse ist bis auf Weiteres geschlossen.
Es gab schon eine "Solidaritäts-Party" und eine Liste mit 2.000 Unterschriften, um das Café Oper zu retten. Bisher erfolglos. Jetzt starten Betreiber und Gäste den nächsten Versuch.
Wie berichtet, steht das Café, das direkt in der Wiener Staatsoper zu finden ist, vor dem Aus. Die Bundestheater Holding hat den befristeten Pachtvertrag mit dem Betreiber mit Ende Juni aufgelöst – einvernehmlich, wie es heißt. An der Stelle des Kaffeehauses soll künftig das Besucherzentrum der Holding – dazu zählen Burg- und Akademietheater, Staats- und Volksoper Wien – realisiert werden.
Dagegen wehrt sich Pächter Friedrich Crone und geht nun mit einem Appell an die Politik noch einmal in die Offensive. "Verhindern Sie die Zerstörung eines beliebten Kaffeehauses und retten Sie 14 Familien in einer Krisensituation die Existenzgrundlage", sagt Crone. Mittlerweile sei die Anzahl der Unterschriften für einen Verbleib des Cafés auf 6.000 angestiegen.
Doch die Ambitionen der Betreiber dürften erfolglos bleiben. Die Besucherkassen der Bundestheater liegen derzeit in der Operngasse. Dafür muss die Holding Miete zahlen, was der Rechnungshof bereits bekrittelte. Laut einer Sprecherin der Holding soll es auch im neuen Besucherzentrum ein "gastronomisches Angebot" geben – inklusive Möglichkeit zum konsumfreien Verweilen.
Die Kultur fehlt
Es ist das Umfeld, das für die Gastronomie eine große Rolle spielt: "Die Theater, die Oper, der Musikverein, die ganze Kultur fehlt", sagt Huth zum KURIER. Und wer am Abend nicht ins Theater geht, der geht vorher nicht essen und danach nicht auf ein Glas Wein.
Dass die Huths ihre bereits geöffneten Lokale wieder zusperren, stehe nicht zur Debatte. "Was offen ist, bleibt offen – für unsere Gäste, aber auch für unsere Mitarbeiter."
Auch das Café Museum ist nicht für immer geschlossen: "In dem Moment, in dem die Nachfrage steigt, sperren wir wieder auf", sagt Berndt Querfeld.
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