Bezirkspalaver aus Neubau: Hanebüchen, aber höflich
Von allen Bezirksparlamenten ist jenes in Neubau vermutlich das höflichste. Selbst bei Auseinandersetzungen wähnte man sich in der Sitzung am Dienstag eher als Zeuge eines aristokratischen Debattierklubs, denn eines Streits unter Bezirksräten.
„Ihr Argument ist hanebüchen“, sagte etwa ein grüner Mandatar. „Das erfordert nun doch eine Replik“, antwortete sein Kontrahent von der SPÖ.
Auch bei den Allianzen schert man sich im 7. nicht so wirklich um die Parteifarbe, weswegen es zu für Wien ungewöhnlichen Gemeinschaftsaktionen kam. Die ÖVP und die Grünen brachten etwa zusammen einen Antrag ein, um die vom U-Bahn-Bau bedrohte Schubertlinde zu retten.
Ein Baumchirurg war zuvor zur Einschätzung gekommen, dass der Baum nur noch zehn Jahre zu leben hätte. Christina Schlosser (ÖVP) holte daraufhin ein Gutachten ein. Dieses stellt dem Baum eine längere Zukunft in Aussicht – der KURIER berichtete.
Sie übergab es in der Sitzung Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne), der das mit den Worten kommentierte: „Ich habe auch ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben.“ An Expertenmeinungen mangelt es also nicht. An Zustimmung allerdings auch nicht: Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Die überraschendste Diskussion drehte sich um das Parkpickerl. Während die Außenbezirke gerade auf der Tagesordnung haben, ob sie es überhaupt einführen wollen, will man in Neubau noch weiter gehen.
Die Grünen fordern eine zeitliche Ausdehnung – nämlich auf 24 Stunden pro Tag für sechs Tage die Woche. Reiter will, dass die „Innenstadt-Bezirke nicht übrig bleiben und nicht nur Floridsdorf, Donaustadt und Liesing berücksichtigt werden“. Eine Aussage, die ihm in den drei genannten infrastrukturell benachteiligten Bezirken wohl nur ein müdes Lächeln einbringen wird.
Dass der Parkplatzdruck in Neubau hoch ist, darüber waren sich alle einig. Über den Vorschlag der Grünen nicht, darum wird er im zuständigen Ausschuss weiter diskutiert.
Eine Bezirksrätin von Links forderte dann noch einen neuen Tischtennistisch beim Urban-Loritz-Platz. Die Neos wollen das Ansinnen unterstützen – aber nur, wenn sie „Links dann zu einem Turnier herausfordern dürfen.“
Vielleicht waren die anderen Parteien traurig darüber, nicht eingeladen worden zu sein: Sie beschlossen jedenfalls, dass zuerst im Umweltausschuss darüber debattiert werden solle. (Über den Tisch, nicht über das Duell.) Die Vorsitzende deeskalierte: „Es wäre doch lustig, wenn wir alle eine Partie miteinander spielen würden“.
Im überaus höflichen Neubau ist High Noon also höchstens rund um den Tischtennistisch.
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