Bezirkspalaver aus Donaustadt: Mit Parkpickerl im Schul-Turnsaal

Bürgerinitiative Freies Donaufeld
Serie: Rückschau zu den Bezirksvertretungssitzungen. Im 22. Bezirk wurde das Parkpickerl heiß diskutiert.

In der Sitzung des Bezirksparlaments der Donaustadt am Mittwoch herrschte von Anfang an eine schulähnliche Atmosphäre.

Nicht nur, weil es im Bildungscampus Friedrich Fexer tagte und im statischen Bild des Livestreams durchgehend die hölzernen Turnsaal-Leitern zu sehen waren. Sondern auch, weil die Anfangsrede von Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) losging wie ein schlechtes Referat.

Uninspiriert las er gefühlt tausend geplante Bildungseinrichtungen von einem Zettel ab. Dabei versetzte er nicht nur das Publikum in einen Dämmerzustand, sondern offensichtlich auch sich selbst. Denn plötzlich blickte er verdutzt auf. „Habe ich den Satz jetzt zwei Mal vorgelesen?“ (Ja, hatte er.)

Aber irgendwann hatten alle (inklusive Nevrivy) diesen Part überstanden und der Bezirksvorsteher lief zur Höchstform auf. Er hielt ein flammendes Plädoyer für das Parkpickerl und trumpfte mit ein paar knackigen Sagern auf.

„Nur G’stopfte können dann überall stehen, die müssen ja einfach nur zahlen“, zum Beispiel. Der Satz spricht jetzt auf den ersten Blick zwar gegen das Parkpickerl, ergab in Nevrivys Argumentationslinie aber tatsächlich Sinn.

Kritik an Simmering

Besonders auf den 11. Bezirk hatte er sich eingeschossen, weil der „dort herrschende Parkpickerl-Fleckerlteppich“ im eigenen Bezirk unbedingt zu vermeiden sei.

Ein paar Spitzen gegen Paul Stadler, den ehemaligen blauen Bezirksvorsteher Simmerings, verband er mit einem Crashkurs in politischer Rhetorik. „Wenn ich eine Bürgerbefragung mache, darf ich halt nicht fragen ,Willst du zahlen für das Pickerl?‘ sondern ,Willst du das Pickerl, statt der Überparkung im Bezirk?‘“

Diese Weisheit wird Nevrivy aber selbst nicht anwenden: Er sprach sich gegen eine Bürgerbefragung aus, weil „wir sind gewählt worden, um Entscheidungen zu treffen.“

Ein Antrag für eine Befragung von ÖVP und FPÖ scheiterte schließlich – allerdings nicht nur an Nevrivy, sondern auch am Rest des Bezirksparlaments.

Die FPÖ hänselte zwischendurch noch den Bezirkschef, weil er als Roter eine blaue Krawatte trug. Die leise durchklingende Hoffnung, dass die Krawatte ein Zeichen sei, dass SPÖ und FPÖ doch noch gemeinsame Sache gegen das Pickerl machen könnten, wurde aber enttäuscht. Das flächendeckende Parkpickerl wurde beschlossen.

Die Grünen hingegen hatten während Nevrivys Brandrede wohl die Zeit ihres Lebens. „Ich hab mir gedacht: ,Bist du narrisch, die Hölle friert zu‘“, sagte eine Bezirksrätin, weil der Bezirksvorsteher in der Causa Parkpickerl auch die grüne Ex-Vizebürgermeisterin Birgit Hebein positiv erwähnt hatte.

Einen traurigen Abend hatte der Bezirksrat der Bierpartei. Er wurde beim Aufzeigen (also abstimmen) mehrmals übersehen und musste jedes Mal erneut auf sich aufmerksam machen. Wie in der Schule eben, wenn einen der Lehrer partout nicht sehen will. 

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