Bezirkspalaver aus Liesing und Mariahilf: Freundschaftliche Filmregie

Das Gebäude der Bezirksvorstehung Liesing.
Serie: Rückschau zu den Bezirksparlamenten. Im 6. Bezirk stritt man über Namen, im 23. Bezirk lief alles nach Drehbuch.

23. Bezirk. In Liesing demonstrierte man beim Bezirksparlament am Donnerstag, was es bedeutet, effizient zu arbeiten. Um 17 Uhr startete die Bezirksvertretungssitzung, um 18.30 Uhr war sie schon wieder vorbei. Und das, obwohl das Thema Parkpickerl auf dem Programm stand. Zum Vergleich: In Floridsdorf hatte man am Tag zuvor bis Mitternacht darüber gestritten.

Grund dürfte in Liesing aber nicht nur das Österreich-Match gewesen sein, das Fußballfans wohl von der einen oder anderen Wortmeldung abgehalten hatte. Bezirkschef Gerald Bischof (SPÖ) ist außerdem der Steven Spielberg unter Wiens Bezirksvorstehern: „Wenn man die Menschen vorm Livestream haben will, darf man nicht alles unnötig in die Länge ziehen.“

Die Diskussionen fanden darum bereits im Vorfeld in einer Arbeitsgruppe statt und gipfelten in einem gemeinsamen Antrag für das Parkpickerl von SPÖ, ÖVP, Neos, FPÖ, Pro23 und der Bier-Partei, dem schließlich auch die Grünen und das Team HC Strache zustimmten.

Eine kleine Diskussion entbrannte beim Thema Regenbogenschutzweg, den sich die Neos am Maurer Hauptplatz wünschen. Die FPÖ sprach sich dagegen aus, der Antrag wurde aber von allen anderen angenommen.

Was die Zuschauer (und vermutlich der eine oder andere Bezirksrat) nicht wissen konnten: Bischof hatte den bunten Schutzweg im Vorfeld sowieso schon mit den Maurer Kaufleuten ausgemacht.

Die Abstimmung war also höchstens für das Aufrechterhalten der Spannung gut. Ein guter Filmregisseur überlässt das Happy end eben nicht dem Zufall.

6. Bezirk. Im Bezirksparlament Mariahilf am Donnerstag war mal wieder der namenlose Wiental-Steg ein Thema, der den 5. und 6. Bezirk miteinander verbindet. Und nichts beschreibt Wiens Bezirkspolitik so gut wie dieser kuriose Namensstreit, der schon seit 2015 tobt.

Wer es bisher verpasst hat: Ursprünglich sollte die kleine Brücke Freundschaftssteg heißen - ein Vorschlag der SPÖ. Die anderen Parteien boykottierten ihn. Vorgeschoben wurde ein Beschluss, dass in Mariahilf alle neuen Verkehrsflächen nach Frauen benannt werden sollen.

In Wahrheit soll, so munkelt man, der scheinbar harmlose Name die anderen Fraktionen zu sehr an das „Freundschaft“ der Genossen erinnern – und sei somit zu parteipolitisch.

Aber auch der neue Vorschlag, den Steg nach Architektin Liane Zimbler zu benennen, scheiterte. Diesmal am Boykott der Roten. Sie hielten nach wie vor an Freundschaft fest - das sei „eben nur ein nettes Wort“, heißt es.

Der neue Versuch kommt von der ÖVP. Diese will die Brücke nach der eben verstorbenen Literatin Friederike Mayröcker benennen. Zu einem gemeinsamen Beschluss konnte man sich auch jetzt nicht durchringen. Aber zumindest wird in der zuständigen Kulturkommission weiterdiskutiert.

Seit sechs Jahren hat der Steg also keinen Namen, seit sechs Jahren wird diskutiert. Vielleicht will der eine oder andere Bezirkspolitiker aus Mariahilf einen Effizienzkurs in Liesing buchen.

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