Bald am Sonntag gemütlich auf den Wiener Märkten frühstücken
Lokale gehören längst zum fixen Inventar der Wiener Märkte – und ziehen mitunter mehr Kundschaft an als die Lebensmittelstände selbst. Bis dato allerdings nur von Montag bis Samstag.
Die rot-pinke Koalition will das ändern, um für mehr Leben in den Grätzeln zu sorgen: "Die Gastronomie darf auf Märkten künftig an Sonn- und Feiertagen auch ab 10 Uhr öffnen", wurde im Regierungspakt vereinbart.
"Künftig" könnte schon sehr bald sein – vorausgesetzt, Corona lässt es zu: Rund um Ostern könnte dieses Vorhaben umgesetzt werden, kündigt Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) nun in einem oe24-Interview an.
Ob und zu welchen Uhrzeiten die Lokale genau aufsperren dürfen, sollen die Bezirksvorsteher entscheiden, heißt es im Büro der zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Vorher braucht es noch eine Verordnung, die diese Möglichkeit einräumt.
Bezirke sind dafür
Die Bezirke können den Plänen durchaus etwas abgewinnen: Der Mariahilfer Vorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) ist für eine Sonntagsöffnung der Gastro am Naschmarkt von 10 bis 16 Uhr. "Gerade in den aktuell so schwierigen Zeiten ist es sinnvoll, solche Liberalisierungsschritte zu setzen." Viele Menschen würden gerne sonntags auf dem Markt frühstücken oder dort nach einem Spaziergang etwas trinken.
Mit Karmeliter-, Volkert- und Vorgartenmarkt gibt es in der Leopoldstadt gleich drei Märkte. Bezirksvorsteher Alexander Nikolai (SPÖ) begrüßt die rot-pinken Pläne. Geht es nach ihm, sollte man aber auch gleich den Blumenverkäufern auf den Märkten erlauben, sonntags aufzusperren.
Auch Floridsdorfs Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) ist für das Vorhaben. "Ich erwarte mir davon einen positiven Trend für unseren Schlingermarkt." Aus Rücksicht auf die Frühaufsteher würde er die Lokale aber schon um 9 Uhr aufsperren lassen. Sperrstunde könnte um 17 Uhr sein.
Standler euphorisch
Den Standlern am Schlingermarkt würde Papai damit eine Freude machen: "Das wäre das Beste", sagt der Inhaber eines Kebab-Stands. Etwas skeptischer ist man bei "Feinkost am Schlingermarkt" – einem der wenigen Stände mit angeschlossener Gastro. "Eigentlich keine schlechte Idee", sagt die Verkäuferin. Aber: Für Märkte mit höherem Gastro-Anteil würde sich eine Sonntagsöffnung noch mehr anbieten. "Für den Karmelitermarkt ist das sicher etwas", sagt sie. "Dort gibt es dieses bestimmte Flair. Aber vielleicht will man ja auch bei uns sonntags frühstücken."
Am angesprochenen Karmelitermarkt ist man begeistert: Die Sonntagsöffnung brauche es "unbedingt", sagt Isabel Mantl-Kaas. Sie serviert in ihrem "Kaas am Markt" unter anderem Frühstück und Mittagsmenüs. "Die Lokale rundherum, die nicht zum Marktgebiet gehören, sind am Sonntag gut besucht. Der Bedarf ist da", sagt sie.
Geradezu euphorisch reagiert man am bekanntesten Wiener Markt, dem Naschmarkt: "Wir wollen seit Jahren sonntags aufsperren", sagt Nuriel Molcho von "Neni am Naschmarkt". Derzeit sei der Samstag der umsatzstärkste Tag. "Noch so ein Tag wäre ein Sonnenstrahl für uns und würde helfen, das Minus aus der Krise aufzuholen."
Angebot
Insgesamt gibt es in Wien 22 Lebensmittelmärkte. 17 sind Detailmärkte, die von Montag bis Samstag geöffnet sind. Es gelten bestimmte Minimal- und Maximalöffnungszeiten. Hinzu kommen fünf Wochenmärkte, die nur an bestimmten Wochentagen offen haben
Markt-Gastronomie
Gastro-Betriebe auf Märkten dürfen aktuell von Montag bis Samstag bis maximal 23 Uhr offen haben. Maximal 40 Prozent der Marktfläche können von Lokalen belegt werden, weitere 40 Prozent von Standlern, die eingeschränkt Gäste bewirten dürfen
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