Der Tag der Entscheidung über das Fahrverbot im Wiener Zentrum rückt näher. Derzeit prüft die Rechtsabteilung des Rathauses die Verordnung der grünen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein.
Im Büro von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hatte man zuletzt gehofft, dass die Juristen noch diese Woche ihre Stellungnahme abgeben. „Das wird sich wohl nicht mehr ausgehen“, sagt ein Sprecher. Man rechne nun mit nächster Woche.
Unterdessen ist ein Gutachten der Universität für Bodenkultur publik geworden, das die Effekte des geplanten Fahrverbots auf das Auto-, Radfahrer- und Fußgängeraufkommen untersucht – und zwar im 1. Bezirk und in den Nachbarbezirken (2 bis 4, 6 bis 9).
In Auftrag gegeben hat es Vizebürgermeisterin Hebein. Den Vorstehern der Nachbarbezirke – von denen viele sogenannte Verdrängungseffekte befürchten – hat sie das Gutachten bereits vorgelegt. Der KURIER hat die Details.
Und die lauten: Bereits im ersten Jahr nach der Einführung des Fahrverbots verringert sich die Zahl der täglichen Auto-Fahrten in den 1. Bezirk um 8.700 (das ist ein Viertel weniger) auf 25.030, wie auch der Standard berichtete.
Wiederanstieg durch Wachstum
Bis zum Jahr 2030 schwächt sich der Rückgang etwas ab: Dann fahren an Werktagen nur noch 8.600 Pkw weniger in den Stadtkern als jetzt. Die Forscher begründen den Wiederanstieg mit dem Bevölkerungswachstum.
Anders die Entwicklung in den Nachbarbezirken: Dort erhöht sich die Zahl der täglichen Autofahrten vorerst um 1.700 auf 242.612 – also nur um 0,7 Prozent.
Langfristig geht die Zahl der Extra-Fahrten wegen des Gewöhnungseffekts auf 900 zurück. Gegenüber heute ist das immer noch ein Plus von 0,4 Prozent.
85 Prozent Auslastung
Und die Parkplätze? Die Auslastung steigt erst von 83 auf 87 Prozent – und pendelt sich bei 85 Prozent ein.
Untersucht haben die Forscher auch die Auswirkungen auf die Rad- und Fußwege ins Zentrum. Deren Anzahl nimmt langfristig massiv zu – allerdings nur unter einer Voraussetzung: Zusätzlich zum Fahrverbot müssten die Straßen radfahrer- und fußgängerfreundlich umgebaut werden.
Bis zum Jahr 2030 steigt die Zahl der täglich mit dem Rad oder zu Fuß in den 1. Bezirk absolvierten Wege dann um jeweils ein Fünftel (auf 19.080 bzw. 44.456).
Damit diese Szenarien Realität werden, braucht es aber noch das Okay des Bürgermeisters. Ob und wann er es geben wird, ist noch offen.
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