Auf der Suche nach den Parkpickerl-Sündern: Neuer Sheriff, neues Revier

Auf der Suche nach den Parkpickerl-Sündern: Neuer Sheriff, neues Revier
Durch die Ausweitung müssen mehr als 126.000 zusätzliche Parkplätze kontrolliert werden. Die Stadt hat dafür 250 neue Parkraumüberwacher angestellt. Der KURIER hat einen von ihnen begleitet.

23.000 Schritte sind in etwa 14 Kilometer. Das weiß Mikica Misic ganz genau. Denn diese Distanz legt er seit Kurzem an einem Arbeitstag zurück. Misic ist ein frisch gebackenes Organ der Parkraumüberwachung, wie sein neuer Job in Beamtendeutsch heißt.

Er gehört zu jenen 250 neuen Mitarbeitern, die die Stadt wegen der vor einer Woche erfolgten Ausweitung des Parkpickerls auf ganz Wien eingestellt hat. Den KURIER hat Misic auf eine Schicht beim Bahnhof Floridsdorf – und damit in einen der neuen Parkpickerl-Bezirke – mitgenommen.

Im Jargon der Parksheriffs heißt die Gegend Rayon 1210054. Die ersten vier Ziffern stehen für den Bezirk, darauf folgt eine Ordnungsnummer. Ganz Wien ist nach diesem Prinzip in 564 Rayone gegliedert. Welchen davon er zugeteilt bekommt, erfährt Misic erst bei Dienstantritt. Gewiss ist nur: Der gleiche wie am Vortag wird es nicht sein.

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Das soll „auch nur den Anschein von Missbrauch“ verhindern. Wäre ein bestimmter Parksheriff stets im selben Rayon zugegen, könnten sich theoretisch etwa dessen Bekannte in Sicherheit wägen. Man merkt: Misic hat einen heiklen Beruf gewählt.

Geheimnis um Zahlen

Wie heikel dieser Beruf ist, das zeigt auch die emotionale Debatte um die Pickerl-Ausweitung: Das Thema Parken bringt Menschen offenbar schnell in Rage. So kam sogar schon vor, dass zornige Parksünder Parksheriffs körperlich attackierten.

Misic ist gelassen: „Ich kann gut mit stressigen Situationen umgehen“. Das komme daher, dass er zuvor als Rettungssanitäter gearbeitet hat. Nach einer Ausbildung in Theorie und Praxis durfte er im Februar als Sheriff auf die Straße.

Strafzettel stellt er in den neuen Pickerl-Bezirken allerdings erst seit dieser Woche aus. Zuvor wurde lediglich verwarnt. Wie viele Strafen es in den zusätzlichen Bezirken bisher setzte, verrät die zuständige MA 67 nicht. Man liege dort im Wien-Schnitt, heißt es lediglich. Was das in Zahlen bedeutet, bleibt – Stichwort heikles Thema – ein Geheimnis.

In dieser Schicht hat Misic exakt 781 Parkplätze zu überprüfen. Das zeigt ihm ein Gerät in Handy-Größe, der sogenannte Personal Digital Assistent (PDA) an. Das Kästchen ist, neben seinen Beinen, sein wichtigstes Arbeitsmittel.

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In der Fahrbachgasse scannt Misic damit Pickerl um Pickerl ein. Hier waren alle artig: „Parkkleber für Bewohner“, steht auf dem Display. Der erste Sünder steht ums Eck. An einem Seat ist weder Parkpickerl noch -schein zu sehen.

Als Misic das Kennzeichen in seinen PDA eintippt, scheint auch kein Handyparkschein auf, dafür das Wort „Beanstandung“. Im Hintergrund läuft in diesem Moment übrigens eine Datenabfrage der Polizei ab: Wäre der Seat etwa als gestohlen gemeldet, hätten die Beamten nun einen Hinweis auf seinen Verbleib.

Gute Ausreden helfen

Den Seat-Lenker würde jetzt nur noch retten, wenn er mit einem Parkschein aus einer Trafik käme. „Hat jemand eine gute Ausrede, drückt man ein Auge zu. Und es kommt viel auf den Ton an“, sagt Birgit Bleier.

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Sie ist eine Kollegin von Misic, arbeitet seit sechs Jahren als Parksheriff. In dieser Zeit habe sie wohl mehr Auskünfte nach dem Weg als Strafen erteilt, erzählt sie. Für Bleier ist die Pickerl-Ausweitung eine willkommene Abwechslung: Sie brachte mehr als 126.118 neue Stellplätze, die kontrolliert werden müssen.

Völlig unbekanntes Terrain sind die zusätzlichen Bezirke für die Sheriffs aber nicht: Sie haben dort zuvor schon Kurzparkzonen Geschäftsstraßen oder Ladezonen überprüft. Die Pickerl-Ausweitung komme gut an sagt Bleier: „Die Anrainer freuen sich über den Platz.“

Und wie strikt halten sich die Sheriffs selbst an die Regeln? Bleier bekam nach eigenen Angaben noch nie eine Strafe. Anders Misic: „Ich habe schon gezahlt“, gibt er zu.

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