Angezählte Grünen-Chefin Birgit Hebein hält Türen für SPÖ offen
Bei Maria Vassilakou hat es exakt 24 Tage gedauert. So lange brauchten die Grünen, bis nach dem Debakel bei der Nationalratswahl 2017 offen der Rücktritt der damaligen Wiener Front-Frau verlangt wurde. Ihre Nachfolgerin Birgit Hebein ist also wohl noch in der Schonfrist.
Doch auch Hebein könnte bald mit derartigen Forderungen konfrontiert sein. Zwar hat sie als Spitzenkandidatin den Grünen ihr historisch bestes Ergebnis bei einer Wien-Wahl beschert.
Doch sie hat auch eine historische Niederlage zu verantworten: den Rauswurf aus der Stadtregierung.
So ganz mit diesem abfinden wollte sich Hebein am Dienstag nicht. „Die heutige Entscheidung ist für uns keine erfreuliche“, sagte die grüne Noch-Verkehrsstadträtin vor versammelter Presse.
Ob SP-Vorsitzender Michael Ludwig und Neos-Chef Christoph Wiederkehr tatsächlich einen Koalitionspakt zusammenbringen, sei allerdings fraglich. Denn: In Fragen der Gesellschafts- und Sozialpolitik passe zwischen SPÖ und Grüne „kein Blatt Papier“, zwischen SPÖ und Neos passten aber „ganze Papierfabriken.“
Zweite Wahl
Mit den Neos zu koalieren bedeute für Ludwig, darüber zu streiten, wie viele Betten in öffentlichen Spitälern abgebaut werden, richtete Hebein dem Bürgermeister aus. Und sie bot sich und ihre Partei sogleich als zweite Wahl an: „Unsere Türen stehen offen.“
Persönliche Konsequenzen aus Ludwigs Entscheidung schließt Hebein übrigens aus: „Wir gehen gestärkt aus der Wahl heraus. Das beantwortet alle anderen Fragen.“
In Opposition stehen den Grünen zwei nicht-amtsführende Stadträte zu – einen der Posten könnte Hebein bekommen. Offen ist allerdings, ob ihre Parteifreunde mitspielen.
Hebein sei zu sehr mit sich selbst beschäftig gewesen und habe es verabsäumt, mit Ludwig rechtzeitig eine neue Vision für Rot-Grün zu entwickeln, heißt es hinter vorgehaltener Hand aus grünen Parteikreisen.
Deshalb wage der Bürgermeister nun einen Neustart mit den Neos.
Konkurrenz wartet
Sollten die Grünen Hebein das nicht verzeihen, stünde der Partei wieder eine komplizierte Suche nach einem neuen Chef oder einer neuen Chefin bevor. Das würde die Partei (wie damals rund um Vassilakous Abgang) lähmen – der Groll gegen Hebein muss für diesen Schritt also sehr groß sein.
Wer Hebein nachfolgen könnte? Einer, der am Dienstag – im Gegensatz zu Klubchef David Ellensohn – bei der Pressekonferenz mit Abwesenheit glänzte: Listenzweiter Peter Kraus.
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