Rom will Priebkes Leiche nach Deutschland bringen
Nach den Handgreiflichkeiten, die zum Abbruch der Trauerfeier für den am Freitag im Alter von 100 Jahren gestorbenen Nazi-Kriegsverbrecher Erich Priebke in Albano geführt haben, wird in Rom weiter über den Ort für seine Beisetzung gestritten. Der Leichnam Priebkes wurde in der Nacht auf Mittwoch zum Militärflughafen Pratica di Mare bei Rom gebracht. Der römische Polizeichef, Giuseppe Pecoraro, berichtete, dass noch am Mittwoch eine Lösung gefunden werden müsse. Kontakte seien mit Deutschland für eine Überführung von Priebkes Leiche aufgenommen worden. Die deutsche Botschaft in Rom dementierte jedoch Kontakte zu den italienischen Behörden zur Lösung des Falls.
"Wir wollen Priebkes Namen vergessen"
Roms Bürgermeister Ignazio Marino schloss aus, dass Trauerzeremonie und Beisetzung Priebkes in der italienischen Hauptstadt erfolgen könne. Priebke war im März 1944 an dem Nazi-Massaker an 335 Zivilisten in der Nähe von Rom beteiligt.
Priebkes Leichnam war zunächst aus der römischen Gemelli-Klinik in das Seminar der Piusbrüder in Albano gebracht worden. Rund 500 Einwohner demonstrierten am Dienstag vor dem Gebäude und hielten ein Spruchband mit der Aufschrift "Henker Priebke" hoch. Mehrere Dutzend Polizisten bewachten den Transport des Sarges und die Eingänge des Seminars. Einem Priester der Piusbrüder gelang es nur unter Polizeischutz, das Gelände zu betreten.
Piusbruderschaft ermöglichte Trauerfeier
Nach tagelangem Streit um die Bestattung Priebkes hatte die erzkonservative Piusbruderschaft eine Trauerfeier für den NS-Verbrecher ermöglicht. Die Einwohner von Albano setzten sich dagegen zur Wehr. Bürgermeister Nicola Marini sagte, der Ort habe im Zweiten Weltkrieg gegen die deutsche Besatzung gekämpft und sei deshalb "fassungslos", dass die Totenmesse in der Gemeinde erfolge.
Seit Priebkes Tod haben mehrere Länder und Städte es abgelehnt, den ehemaligen SS-Offizier zu bestatten, darunter sein Geburtsort Hennigsdorf in Brandenburg sowie Bariloche in Argentinien, wo er jahrzehntelang gewohnt hatte. Priebke lebte nach seiner Verurteilung wegen seiner Beteiligung am Massaker in den Ardeatinischen Höhlen 1944 mit 335 Toten - darunter 75 Juden - im lockeren Hausarrest in Rom. Er wollte nach Angaben seines Anwalts in Argentinien neben seiner Ehefrau beigesetzt werden. Das südamerikanische Land, wo Priebke bis 1994 unbehelligt unter seinem echten Namen gelebt hatte, wies das Ansinnen jedoch zurück.
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