Tumulte bei Totenmesse für NS-Verbrecher Priebke

Wütende Demonstranten vor der Kirche von Lefebvriani, wo der Gedenkgottesdienst für Erich Priebke stattfand.
Gemeinde Albano revoltiert: Sarg mit Müll beworfen, Tritte gegen Leichenwagen.

Die private Totenmesse für den im Alter von 100 Jahren in Italien gestorbenen NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke ist von Tumulten und heftigen Protesten überschattet worden. Nach tagelangem Streit um die Bestattung des Ex-SS-Mannes, der im März 1944 an Erschießungen von 335 Zivilisten in der Nähe von Rom beteiligt war, hat die erzkonservative Piusbruderschaft eine private Trauerfeier für Priebke in Albano Laziale südöstlich von Rom erlaubt. Dort haben die von der katholischen Kirche abgespaltenen Traditionalisten einen Sitz.

Die Einwohner von Albano setzten sich dagegen zur Wehr. Bürgermeister Nicola Marini sagte, der Ort habe im Zweiten Weltkrieg gegen die deutsche Besatzung gekämpft und sei deshalb "fassungslos", dass die Totenmesse in der Gemeinde erfolge. Eine Menschenmenge versammelte sich vor dem Eingang des "Instituts Pius X", in der sich die Kapelle der erzkonservativen Piusbruderschaft befindet. Einige Menschen griffen einen Priester der Piusbruderschaft an, der die Kirche des Instituts erreichen wollte. Nur unter Schutz der Sicherheitskräfte konnte sich der Priester Zugang zur Kirche verschaffen.

Trauerfeier abgebrochen

Kurz nach dem Beginn musste die Feier dann abgebrochen werden, da sich Neonazis unter die Gäste gemischt hatten - der Sarg des Ex-SS-Mannes wurde danach auf den römischen Militärflughafen von Pratica di Mare gebracht. Unklar ist jetzt, was damit geschehen soll. Bis am späten Dienstagabend kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, die gegen die Beisetzung Priebkes am Sitz der erzkonservativen Piusbruderschaft in Albano Laziale protestierten, und rechtsextremistischen Anhängern. Dabei wurden auch zwei Personen festgenommen.

Priebkes Leichnam war zunächst aus der römischen Gemelli-Klinik in das Seminar der Piusbrüder in Albano gebracht worden. Rund 500 Einwohner demonstrierten vor dem Gebäude und hielten ein Spruchband mit der Aufschrift "Henker Priebke" hoch. Mehrere Dutzend Polizisten bewachten den Transport des Sargs und die Eingänge des Seminars. Einem Priester der Piusbrüder gelang es nur unter Polizeischutz, das Gelände zu betreten.

Seit Priebkes Tod haben mehrere Länder und Städte es abgelehnt, den ehemaligen SS-Offizier zu bestatten, darunter sein Geburtsort Hennigsdorf in Brandenburg sowie Bariloche in Argentinien, wo er jahrzehntelang unerkannt wohnte und Rom, wo er seinen Lebensabend im Gefängnis bzw. unter Hausarrest verbrachte.

Massaker mir 335 Toten

Priebke war am Freitag in der italienischen Hauptstadt gestorben. Er lebte dort nach seiner Verurteilung wegen seiner Beteiligung am Massaker in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom 1944 mit 335 Toten - darunter 75 Juden - im lockeren Hausarrest. Priebke wollte nach Angaben seines Anwalts in Argentinien neben seiner Ehefrau beigesetzt werden. Das südamerikanische Land, wo Priebke bis 1994 unbehelligt unter seinem echten Namen gelebt hatte, wies das Ansinnen jedoch zurück.

Zu den Piusbrüdern gehörte jahrelang auch der britische Bischof und Holocaustleugner Richard Williamson, dessen Verurteilung zu einer Geldstrafe wegen Volksverhetzung das Landgericht Regensburg Ende September bestätigte. Williamson bestreitet die Existenz von Gaskammern und die millionenfache Tötung von Juden durch die Nazis. Das traditionalistische Priesterbündnis schloss Williamson 2012 wegen fehlenden "Gehorsams" und "aus Sorge um das Gemeinwohl der Bruderschaft" aus.

Tumulte bei Totenmesse für NS-Verbrecher Priebke
epa03911226 (FILES) A file picture dated 07 June 1996 showing former German SS officer Erich Priebke during his trial for the massacre of 335 Italians including 75 Jews in March 1944 in the Ardeatine Caves near Rome. The funeral of Erich Priebke, a former SS officer convicted of participating in the massacre of 335 citizens in Italy during World War II, takes place on 15 October 2013 at the Lefebvriani Chapel in Albano Laziale, after the Catholic Church announced in a statement soon after his death that 'no public funeral would be granted to him in the city or outskirts of Rome'. His burial is not yet settled after his German hometown refused to allow his burial there. EPA/MASSIMO CAPODANNO
Seit Priebkes Tod haben mehrere Länder und Städte es abgelehnt, den ehemaligen SS-Offizier zu bestatten, darunter seine Heimatgemeinde Hennigsdorf in Brandenburg, Argentinien, wo er jahrzehntelang wohnte und Rom, wo er seinen Lebensabend verbrachte. Auch der Bürgermeister der Gemeinde, Nicola Marini, hatte sich gegen die Trauerzeremonie in Albano gewehrt und ein Fahrverbot für den Wagen mit Priebkes Sarg im kommunalen Gebiet erlassen. Der römische Polizeichef hatte jedoch dieses Verbot für ungültig erklärt. Marini musste daraufhin einlenken.

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