Flutschäden sind höher als befürchtet

Reaktionen: Höherer Hilfsfonds als 2002, auch Versicherungen zahlen mehr, Spender weniger

In Norddeutschland haben die Pegel der Hochwasser führenden Flüsse, vor allem der der Elbe, ihre Höchststände offenbar erreicht, in Bayern haben neue Regenfälle den Abfluss der Wassermassen vorübergehend gestoppt.

Deren Schäden werden gut eine Woche nach Beginn der Katastrophe langsam abschätzbar: Die Hoffnung, dass sie diesmal geringer bleiben würden als beim ersten „Jahrhunderthochwasser“ 2002, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil.

Der Städte- und Gemeindebund schätzt den Gesamtschaden auf „mindestens zehn Milliarden Euro“ und damit fast doppelt so hoch wie 2002. Weil diesmal weniger das dünn besiedelte Odergebiet an der Ostgrenze betroffen ist, sondern Kernregionen in Süd-, Mittel- und Norddeutschland, traf die Verwüstung durch das Wasser nicht nur Wohnhäuser, sondern auch viele Gewerbebetriebe, kommunale Einrichtungen und Verkehrswege. Wie stark genau, wird erst nach dem Abfluss der Wassermassen abschätzbar sein.

Schon jetzt zeigt sich aber, dass etwa auch die Bahn heuer stark betroffen ist: Süd- und West-Strecken nach Berlin stehen noch unter Wasser.

Damit kommen auf Politik und Wirtschaft große Herausforderungen zu. Am Donnerstag will Bundeskanzlerin Merkel mit den Länderchefs einen Sonderfonds beschließen, der über mehrere Jahre hinweg mindestens drei Milliarden Euro ausschütten soll. Auch Steuererleichterungen für Betroffene sind wieder vorgesehen.

Weniger Mitleid

Dazu kommen Notmaßnahmen der Länder: So können etwa in Bayern Haushalte mit Soforthilfen von 2500 Euro und jede Person mit 500 Euro in bar rechnen, Gewerbebetriebe mit 2000 Euro. Auch wenn das meistens nicht einmal für das Nötigste reicht.

Auch die Versicherungen bereiten sich auf hohe Auszahlungen vor. Auf sie kommen Leistungen von bis zu drei Milliarden Euro zu, fast das Doppelte von 2002, auch weil inzwischen viel mehr Objekte versichert sind.

Viel weniger als damals wird bisher gespendet. Bisher gingen trotz der Aufrufe in den Medien nur minimale Beträge ein. Im Komitee für Katastrophenvorsorge erklärt man das damit, dass die Bürger nach mehreren Skandalen größere Bedenken hätten, „ob ihre Spenden auch richtig ankämen“. Auch spiele eine Rolle, dass heuer der Eindruck von Versäumnissen bei den betroffenen Regionen herrsche und nicht mehr der einer unabwendbaren Katastrophe: Von den nach 2002 geplanten und finanzierten 300 größeren Schutzprojekten wurden wegen des geradezu rituellen Einspruchs von Bürgerinitiativen nur 80 umgesetzt.

Gingen Wirtschaftsforscher in den letzten Tagen noch davon aus, dass der Wiederaufbau das ostdeutsche Wirtschaftswachstum beflügelt könnte, rechnen sie nun mit einem Minus von 0,2 Prozent durch die Schäden.

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