Deutschland: Flut legt ICE-Hauptstrecken lahm

THW-LKW und ein Militärfahrzeug fahren durch eine überflutete Straße.
An der Elbe in Sachsen-Anhalt mussten tausende Menschen mitten in der Nacht ihre Häuser verlassen.

Nach einem Deichbruch im ostdeutschen Bundesland Sachsen-Anhalt hat sich die Lage in den nördlich gelegenen Hochwassergebieten erneut verschärft. Durch die Sperrung einer Elbbrücke der Bahn kommt es auch im ICE-Verkehr zu Ausfällen und stundenlangen Verspätungen. Betroffen sind die Bahnverbindungen von Frankfurt am Main nach Berlin und von Hannover nach Berlin. Die Züge fallen aus oder werden umgeleitet. Die Bahn berichtete von stundenlangen Verspätungen und riet Reisenden, diese Verbindungen möglichst zu meiden.

Rekordpegel erwartet

Eine Karte Deutschlands, die die Schwerpunkte des Hochwassers am 10. Juni zeigt.
Die Flutwelle der Elbe bewegte sich unterdessen weiter Richtung Norden. Die Pegel im Bundesland Brandenburg stiegen unaufhörlich. In Wittenberg erreichte der Fluss am Sonntagnachmittag einen historischen Höchststand von 7,85 Metern. Bis Dienstag sollen es 8,20 Meter werden. Selbst bei der "Jahrhundertflut" 2002 hatte das Wasser die Marke von 7,34 Meter nicht überschritten. Als normal gelten Pegel um die zwei Meter.

Die vom Hochwasser der Elbe bedrohte Altstadt von Lauenburg in Schleswig-Holstein ist evakuiert worden. Am Montagvormittag war das Wasser nach Angaben des Krisenstabs bereits auf 9,18 Meter gestiegen. Die 400 bis 500 Einwohner des Ortes seien aufgefordert worden, sofort ihre Häuser zu verlassen.

Am Donnerstag soll der Pegel in Hohnstorf auf der anderen Seite der Elbe bei 10,15 Meter stehen. Höchster jemals gemessener Wasserstand in Hohnstorf waren 9,88 Meter - im Jahr 1855. Der Mittelwert des Pegels lag in den vergangenen zehn Jahren bei rund fünf Metern.

Auch in anderen Dörfern in der Nähe sei vorsichtshalber die Evakuierung angeordnet worden, sagte der Sprecher. Darunter sei der Ort Schönhausen mit etwa tausend Einwohnern. Der Deich sei zunächst auf einer Länge von zehn Metern eingerissen, durch die Kraft der Wassermassen habe sich der Durchbruch inzwischen auf 50 Meter erweitert, sagte der Sprecher des Katastrophenschutzstabs der Nachrichtenagentur AFP. Das nur 800 Meter entfernte Fischbeck sei inzwischen völlig überflutet.

Erleichterung in Magdeburg

Ein leichtes Aufatmen gab es unterdessen in Magdeburg: Der Elbepegel sank seit Sonntag deutlich. Am frühen Vormittag stand der Pegel bei 7,14 Metern, nachdem er am Sonntag auf die historische Höchstmarke von 7,46 gestiegen war. "Es gibt ein leichtes Aufatmen, aber noch keine Entspannung", hieß es seitens der Stadtverwaltung.

Die Deiche und Sandsackwälle seien weiterhin einer hohen Belastung ausgesetzt. Bürgermeister Lutz Trümper betonte, Magdeburg bleibe auch in den kommenden Tagen "eine Stadt im Ausnahmezustand".

Massenevakuierung

Die ursprünglichen Hochwasserprognosen für Magdeburg waren deutlich übertroffen worden. Der Pegel vom Wochenende lag mehr als 70 Zentimeter über dem des Jahrhunderthochwassers von 2002. Wegen drohender Überflutungsgefahr mussten insgesamt mehr als 23.000 Menschen in Magdeburg ihre Häuser verlassen.

Soldaten stehen im Hochwasser und reichen Sandsäcke weiter.
epa03738243 German Army soldiers even in increasing darkness build a human chain to erect a sandbag barrier in a street flooded by the Elbe river in the Rothensee district of Magdeburg, Germany, 09 June 2013. Germany's flood-hit regions on 07 June called on the federal government and the European Union to provide them with more aid to help with rebuilding once the historic high water levels subside. The flood situation in many cities along the Elbe river in Germany is expected to remain tense in the next days. EPA/JENS BUETTNER
Montagfrüh entspannte sich die Lage in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt minimal, die Pegel zeigten 7,24 Meter an. Im Landkreis Stendal brach allerdings ein Deich. Ein in Magdeburg von den Wassermassen bedrohtes Umspannwerk, das 30.000 Haushalte mit Energie versorgte, konnte für sicher erklärt werden.

Bilder aus Magdeburg

Nachts beleuchtete Brücke über die Elbe in Magdeburg mit Blick auf den Dom.

GERMANY FLOOD
Soldaten füllen Sandsäcke und verladen sie auf einen Lastwagen im Hochwasser.

German Bundeswehr carry sandbags next to flooded s
Übersichtaufnahme eines überschwemmten Industriegebiets mit Windkraftanlagen im Hintergrund.

GERMANY FLOOD
Ein Wohnhaus ist von Hochwasser umgeben und mit Sandsäcken geschützt.

A man inspects a sandbag wall near the river Elbe
Gleise mit Warnschildern und Spiegelungen im Wasser.

Flooded railway tracks are pictured near the river
THW-LKW und Militärfahrzeug fahren durch eine überschwemmte Straße.

Volunteers arrive at flooded street in Magdeburg
Sandsäcke schützen eine Straße vor dem Hochwasser.

A man walks next to the river Elbe at Weder distri
Soldaten füllen Sandsäcke im Hochwassergebiet.

GERMANY WEATHER FLOOD
Soldaten und Helfer errichten einen Sandsackwall auf einer überfluteten Straße.

Volunteers secure sandbags next to flooded street
Eine Gruppe von Menschen watet durch eine überflutete Straße mit Bäumen.

People walk through flooded street in Magdeburg
Gelbe Markierung „18:00“ auf einer asphaltierten Fläche am Ufer eines Gewässers.

Time mark is pictured next to flooded street in Ma

Norddeutschland auch betroffen

Niedersachsen erwartet den Hochwasser-Scheitel der Elbe ebenfalls noch. In Schnackenburg und Hitzacker wurden schon am Sonntag neue Rekordwerte erreicht. Die von Elbe und Jeetzel umflossene Altstadtinsel von Hitzacker wurde bis Sonntagabend evakuiert, rund 280 Anrainer verließen ihre Wohnungen.

Auch in Schleswig-Holstein bereiteten sich die Menschen auf den Scheitelpunkt des Elbe-Hochwassers vor. Bis Montagfrüh sollte die hochwassergefährdete Unterstadt von Lauenburg geräumt werden. Nach offiziellen Angaben hatten bereits am Sonntag viele der rund 400 betroffenen Einwohner das Gebiet verlassen.

Die Behörden haben den erwarteten Höchststand am Sonntag noch einmal um fünf Zentimeter nach oben korrigiert. Am Donnerstag soll der Pegel in Hohnstorf (Landkreis Lüneburg) auf der anderen Elbeseite von Lauenburg bei 10,15 Meter stehen. Höchster jemals gemessener Wasserstand in Hohnstorf waren 9,88 Meter.

In Ungarn hat sich die Hochwasserlage dagegen leicht entspannt. Die Schäden am Wochenende hielten sich in Grenzen.

Heftige Regenfälle und Sturmböen haben am Sonntagabend in weiten Teilen Bayerns zu überfluteten Straßen, umgestürzten Bäumen und voll gelaufenen Kellern geführt. Wie die Polizei in Straubing mitteilte, mussten die Beamten in Niederbayern bis zum späten Abend zu rund 45 Einsätzen ausrücken. Besonders betroffen war dabei die Region Vilshofen. Die Bundesstraße 8 in Richtung Passau musste zeitweise wegen Überflutungen und Erdrutschen gesperrt werden. Auch die dazu parallel verlaufende Zugstrecke von Regensburg nach Passau war betroffen. Dort wurde Geröll auf die Gleise gespült.

Die Staatsstraße 2125 zwischen Windorf und Hofkirchen (Landkreis Passau) war zum Teil überschwemmt, auf Höhe des Vilshofener Stadtteils Hirnschell gab es einen Erdrutsch. Die Straße war längere Zeit nicht befahrbar. Auf der Staatsstraße 2318 bei Stetting stürzten mehrere Bäume um. Die Wassermassen auf den Straßen gingen allerdings rasch zurück, die betroffenen Fahrbahnen wurden gereinigt.

In Schwaben hatten die Einsatzkräfte mit vollgelaufenen Kellern, überlaufenden Gullis und überschwemmten Straßen im Bereich Jettingen-Scheppach und Burgau in der Gemeinde Günzburg zu kämpfen, teilte die Polizei in Kempten mit. Die Autobahn 8 wurde teilweise gesperrt. Insgesamt rückte die Polizei 20 Mal aus. In Oberbayern gab es nach Angaben der Polizei in Ingolstadt wetterbedingt in den Landkreisen Dachau, Freising und Pfaffenhofen einige Einsätze.

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