Potent dank Eselshaut: Chinas Schönheitswahn löst Eselkrise aus

Potent dank Eselshaut: Chinas Schönheitswahn löst Eselkrise aus
Fast fünf Millionen Esel werden pro Jahr für ein chinesisches "Heilmittel" geschlachtet.

Es soll die sexuelle Lust steigern, Akne besiegen. Wer es einnimmt, so heißt es, bekomme ein schöneres Gesicht, schlafe besser. Ein Wundermittel, das seit Jahren der Renner in Chinas aufstrebender Mittelklasse ist – und reißenden Absatz findet. Und aus Eselshaut gewonnen wird. Die Rede ist von „Ejiao“, in Form von Gelee oder Pulver erhältlich.

Ursprünglich in einem langwierigen Verfahren hergestellt, produzieren Fabriken das traditionelle Medikament seit Jahren in großem Stil, kochen die Häute ein und verarbeiten sie so zu Gelatine. Während der Anteil wohlhabender Chinesen in den vergangenen 30 Jahren um 800 Millionen Menschen gewachsen ist, ist der Eselbestand im Land seit 1992 von elf Millionen auf weniger als zweieinhalb Millionen zurückgegangen. Farmen florieren zwar, allerdings gelten Esel nicht als die gebärfreudigsten Wesen – durchschnittlich zwölf Monate dauert eine Tragzeit. Kurzum, es reicht nicht aus, den Bedarf im Land zu decken.

Ostafrika als Lieferant

Bei fast fünf Millionen Eseln, die China jährlich zur Herstellung seines „Wundermittels“ benötigt, müssen Lieferanten her – und Peking fand sie unter anderem in Ostafrika. Vor allem die Länder Kenia und Tansania trugen einen großen Teil der zwei Millionen Eselsfelle aus dem Ausland bei.

Doch Ende 2020 schlossen die tansanischen Behörden ein großes Eselschlachthaus – vermutlich, weil sich die Eselknappheit im Land bereits bemerkbar gemacht hatte. Nach wie vor gelten die Tiere in Tansania als wichtiges Transportmittel, durch den Massenexport stieg allerdings der Eselpreis enorm.

Ein großes Problem für Bevölkerung und Landwirtschaft, gelten die Tiere doch als wichtige Einnahmequelle. Die Vermietung eines Eselgespanns – etwa um Wasser aus dem nächsten Brunnen zu transportieren – sichert ganzen Familien ihren Unterhalt. Und auch mit der Schließung des Schlachthauses sind die Probleme nicht gelöst: 2.000 Esel stehen am Gelände, fressen langsam aber sicher die Wiesen leer.

Fraglicher Exportstopp

Tierschutzorganisationen versuchen nun, die Tiere zu günstigen Preisen an Familien zu vermitteln. Bedrohlicher ist die Situation in Kenia: Die Landwirtschafts- und Viehforschungsorganisation des Landes warnt seit einiger Zeit, dass Kenia in naher Zukunft die vollständige Vernichtung der Eselpopulation droht.

Zwar hat die Regierung vergangenes Jahr angekündigt, den Eselexport zu stoppen. Doch nach wie vor streifen Diebe durch das Land, stehlen die Vierbeiner oder töten sie an Ort und Stelle und ziehen den Kadavern die Haut ab, um diese teuer auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.

Chinesische Firmen nehmen die Eselhäute mit Handkuss: 350 Euro kostet ein Kilogramm „Ejiao“ derzeit, Tendenz steigend.

Kommentare