Noch ein Virus: Afrikanische Schweinepest wütet in Papua-Neuguinea

Schwein, im Erdloch zubereitet
Während Papua-Neuguinea nicht auf das Coronavirus vorbereitet ist, bedroht nun die Schweinepest die Traditionen vieler Stämme.

Auf dem pazifischen Inselstaat Papua-Neuguinea ist neben dem Coronavirus nun auch die Afrikanische Schweinepest ausgebrochen, wie der Nachrichtensender EMTV berichtet. Die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) informierte über erste Fälle im Hochland-Bezirk Mendi-Munihu, der in den vergangen Jahren immer wieder Schauplatz von blutigen Stammeskriegen war.

Vier Dörfer sollen akut von der Schweinepest betroffen sein, insgesamt kamen bereits über 300 Schweine aufgrund der Krankheit ums Leben. Landwirtschaftsminister John Simon möchte nun einen Plan erstellen, mit dem man "die Ausbreitung eindämmen" könne. "Ansonsten ist die gesamte Schweine-Industrie in Gefahr", warnte Simon.

Corona? "Wir vertrauen auf Gott"

In Papua-Neuguinea gilt das Schwein als heiliges Tier. Schweine gehören neben Geldbeträgen zur verpflichtenden Mitgift bei Hochzeiten. Zu sämtlichen feierlichen Anlässen werden im Hochland Schweine geschlachtet und in sogenannten "Mumus" - einer traditionellen Form des Erdloch-Kochens - zubereitet. Auch bei der Lösung von Stammeskriegen ist das Schwein ein beliebtes Tauschobjekt, um das verärgerte Gegenüber zu besänftigen.

Papua-Neuguinea steht nun vor einer herausfordernden Situation. Wegen der Corona-Krise hat der stark unterentwickelte Staat bereits Inlandsflüge untersagt. Der KURIER erreichte Kaffeebauer und Bürgermeister Ivan S. in der Stadt Goroka. "Die Märkte haben noch immer offen", berichtete dieser und meinte, dass er und seine Mitbürger keine Angst vor dem Coronavirus hätten: "Wir vertrauen da auf Gott."

Grundsätzlich dürfte man aber nicht allzu gut auf das Coronavirus vorbereitet sein: 4.000 Krankenschwestern wollen diese Woche gegen die "mangelhaften" Maßnahmen der Regierung streiken. Bisher gibt es in Papua nur einen bestätigten Corona-Fall. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein.

Was ist die Afrikanische Schweinepest?

Die Schweinepest kommt jedenfalls zur Unzeit. Das Schwein ist ein immanenter Bestandteil von Papuas Tradition. Verzicht auf Schweinefleisch wäre ein tiefgreifender Einschnitt in die kulturellen Gepflogenheiten vieler Stämme im stark fragmentierten Staat. Bei den mangelhaften hygienischen Zuständen auf vielen Märkten und im öffentlichen Raum haben Schweinepest und Coronavirus beste Chancen, sich parallel stark auszubreiten.

Die Afrikanische Schweinepest ist eine durch Viren verursachte Tierseuche. Sie befällt Wild- und Hausschweine. Ursprünglich nur in Afrika heimisch, breitete sie sich zuletzt über Asien, bis nach Europa aus. Jüngst sorgte ein infiziertes Schwein an der deutsch-polnischen Grenze für Aufsehen. Infizierte Schweine leiden unter Fieber, Schwäche, Appetitlosigkeit, Bewegungsstörungen und Atemprobleme. Sie sterben in der Regel innerhalb einer Woche. Gegen die Schweinepest gibt es aktuell keinen Impfstoff.

Übertragen wird das Virus im Normalfall von Schwein zu Schwein. Aber: Auch der Mensch kann sich infizieren und das Virus übertragen. Wie das Coronavirus, verbreitet sich die Schweinepest außerordentlich schnell. Positiv, vor allem in Zeiten wie diesen: Für Menschen ist sie ungefährlich.

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