Stammeskrieg in Papua-Neuguinea: Mindestens 24 Tote
Für Papua-Neuguinea ist diese Meldung keine Neuigkeit, aber die Heftigkeit überrascht doch: Bei Kämpfen rivalisierender Familienclans sind im Westen des fragmentierten Staates innerhalb von drei Tagen mindestens 24 Menschen getötet worden. Die Zahl der Opfer könnte noch steigen, hieß es aus der Verwaltung der Provinz Hela.
Der konkrete Anlass für die Kämpfe der vergangenen Tage ist derzeit unklar. Das Ausmaß der Gewalt schockierte das Land. Bei einem Angriff in der Ortschaft Karida sollen Kämpfer in einem halbstündigen Blutrausch sechs Frauen und acht Kinder sowie zwei schwangere Frauen mit ihren ungeborenen Kindern getötet haben.
"Eure Zeit ist abgelaufen"
Regierungschef James Marape, der aus der Provinz Hela stammt, sprach vom "traurigsten Tag meines Lebens" und warnte die Täter: "Eure Zeit ist abgelaufen." Marape kommt ursprünglich aus der Stadt Tari. Dort tobt seit Jahren der wohl größte Stammeskrieg des Landes. Alleine im Jahr 2018 starben laut KURIER-Informationen etwa 200 Menschen bei Stammeskriegen in und rund um Tari.
Die Kämpfer sind teilweise so gut ausgerüstet, dass sich weder Militär, noch Polizei in die Kampfgebiete wagen. Im Hochland von Papua-Neuguinea kämpfen verfeindete Clans seit Jahrhunderten gegeneinander. Der Zugang zu automatisierten Waffen hat die Zahl der Todesopfer jedoch nach oben steigen lassen.
Marape spricht von einem Staatsversagen: "Wie kann eine Provinz mit 400.000 Einwohnern funktionieren, wenn es nur 60 Polizisten und manchmal ein paar Soldaten dort gibt?", fragte er auf Facebook.
Dass die Regierung des Inselstaates nicht einmal in der Lage ist, die - wie im Gesetz vorgesehenen - Schulgebühren regelmäßig zu bezahlen und Marape derzeit in eben jenen Korruptionsskandal hineingezogen wird, der seinem Vorgänger Peter O'Neill zum Verhängnis wurde, steht auf einem anderen Blatt. Über die schlimme Lage im Hochland dürfte er jedenfalls schon vor diesem Ereignis durchaus informiert gewesen sein.
Marape droht mit Todesstrafe
Marape scheint sich profilieren zu wollen. Er kündigte die Entsendung weiterer Sicherheitskräfte in die Region an. An die Täter gewandt sagte er: "Merkt Euch, was ich mit Kriminellen tun werde, die unschuldige Menschen töten, ich habe keine Angst, die volle Härte des Gesetzes gegen Euch anzuwenden." Die Todesstrafe sei bereits Gesetz, fügte er hinzu. Die letzte offizielle Hinrichtung fand allerdings im Jahr 1950 statt.
Grund für Auseinandersetzungen im Hochland sind häufig alte Rivalitäten um Vergewaltigungen, Raub und Territorialgrenzen. Waffen beziehen die Krieger beispielsweise aus der Küstenstadt Kikori, die ebenso als Drogenumschlagplatz gilt, wie an der Grenze zu Indonesion.
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